Die Righthand Head Rule in der Wortbildung

Die Righthand Head Rule, auch Rechtsköpfigkeitsprinzip genannt, "legt [...] in Form eines allgemeinen Prinzips fest, dass komplexe Wörter ihre morphologischen Eigenschaften vom rechten Bestandteil ererben" (Olsen 1991: 338f). Relevant wird dieses Prinzip der Rechtsköpfigkeit in der Wortbildung natürlich nur bei binären Strukturen, also bei Komposita und expliziten Derivaten: So legt z.B. Schuh in Kurtisanenschuh fest, dass das Kompositum ein Maskulinum ist und alle grammatischen Merkmale von Schuh besitzt. Das Suffix -heit in Klugheit legt fest, dass das explizite Derivat ein Femininum ist und alle grammatischen Merkmale von -heit besitzt.

Olsen (1991: 340) weist darauf hin, dass der "Kopfbegriff, wie er in der Syntax verwendet wird, nicht direkt auf die Morphologie übertragbar ist. In der Wortstruktur muss er auf eine Hauptfunktion begrenzt werden - die Bestimmung der Wortart des komplexen Wortes, wofür auch Schultink 1988 plädiert". Auch hier wird daher u.a. mit Olsen (1991) und Eschenlohr (1999) unterschieden zwischen dem syntaktischen und dem semantischen Kern. Der syntaktische Kern legt "die formalen Eigenschaften - vor allem die kategorielle Zugehörigkeit - der Gesamtstruktur" (Olsen 1991: 335) fest und funktioniert nach der Righthand Head Rule. Im Deutschen sind bei binären Strukturen prinzipiell die rechts stehenden Einheiten die syntaktischen Kerne (z.B. Schuh in Kurtisanenschuh und -heit in Klugheit). Dagegen legt der semantische Kern die Bedeutung des komplexen Wortes fest (z.B. Kind in Kindchen, weil Kindchen ein Kind bezeichnet). Während bei Determinativkomposita der syntaktische Kern immer der semantische Kern ist (vgl. Donalies 1999b), sind explizite Derivate semantisch verschieden zu interpretieren (vgl. Donalies 1999a). Vgl. außerdem Das transponierende, das determinierende und das determinierte Wortbildungsaffix.

Ausnahmen von der Righthand Head Rule sind denominale und deadjektivische Präfixverben (z.B. vergolden, verarmen). Hier ist das Präfix, also die erste, die linke Einheit der syntaktische Kern, denn das Präfix legt die Wortart fest, es bewirkt, dass das Wortbildungsprodukt ein Verb ist. Vgl. Einige Schwierigkeiten bei der Analyse expliziter Verbderivate

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