Die Vokalharmonie ist ein für agglutinierende Sprachen (z. B. das Ungarische und das Türkische) charakteristisches Phänomen in der Lautstruktur. Sie spielt in der Morphologie durch die Vokalfügung bei der Suffigierung, d. h bei der Anpassung der Suffixe (bzw. der Bindevokale) an die hellen oder dunklen Vokale des Stammes, eine wichtige Rolle. Im Ungarischen besitzt die Mehrzahl der Suffixe zwei (gelegentlich sogar drei) Varianten jeweils mit einem hellen und einem dunklen Vokal. In der Lautung helle Wörter erhalten die helle Variante, dunkle Wörter die dunkle Variante des Suffixes. In der Lautung gemischte Wörter erhalten meistens velare Suffixe, dabei gibt es jedoch weitere, kompliziertere Regeln, von welchen die zwei folgenden ausnahmslos gelten:
Beispiele:
dunkles Wort: autó-ban | im Auto |
helles Wort: erdő-ben | im Wald |
gemischtes Wort mit dunklem Vokal in der letzten Silbe: irodá -ban | im Büro |
gemischtes Wort mit ü in der letzen Silbe: kosztüm-ben | im Kostüm |
Bei dreiförmigen Suffixen (z. B. -hoz, -hez, -höz) bekommen in der Lautung dunkle Wörter das dunkle Suffix, helle Wörter mit einem illabialen Vokal (i, í, e, é) in der letzten Silbe die illabiale Form, und helle Wörter mit einem labialen Vokal (ö, ő, ü, ő) in der letzten Silbe die labiale Form.
Beispiele:
autó -hoz | zum Wagen |
épület-hez | zum Gebäude |
függöny-höz | zum Vorhang |
harmonie vocalique (französisch), armonia vocalica (italienisch), vokalharmoni (norwegisch), harmonia wokaliczna (polnisch), magánhangzó illeszkedés (ungarisch)