Termini/Registertermini


Artikel

Definition

Der Artikel ist eine deklinierbare Wortart (Deklination). Der Artikel tritt gemeinsam mit einem Nomen in der Nominalgruppe auf. Der Artikel zeigt meist die grammatischen Informationen Kasus, Genus und Numerus einer Nominalgruppe an. Semantisch wird unterschieden zwischen definitem Artikel, indefinitem Artikel, Possessivartikel, Demonstrativartikel und Interrogativartikel.

Beispiele

  1. Ich habe für dich [ein altes Fahrrad] gefunden. Leider ist [das Fahrrad] wohl etwas klein und [der Lenker] zu niedrig.
  2. Ich habe [kein schöneres Land] gekannt.
  3. [Jedes Kind] mag Ferien.
  4. Daniela trifft sich heute mit [irgendwelchen Kolleginnen].
  5. Wir treffen uns in [eurer Wohnung].
  6. Dies macht sie für [ihren besten Freund].
  7. [Dieser Kuchen] schmeckt leider nicht.
  8. Wir haben uns gestern Kuchen gekauft. Leider hat [dieser Kuchen] nicht geschmeckt.
  9. Gestern hat [die Mannschaft [der 5b]] [den Fußballwettbewerb] gewonnen. [Diesen Erfolg] verdankte sie vor allem [den Mädchen].
  10. Mit [diesen Leuten] rede ich nicht mehr!
  11. Ich liebe [diese bunten Herbstblätter]!
  12. In [jenen Tagen] regierte [ein alter König] [das Land].
  13. Mit [welchem Bus] kann ich fahren?
  14. [Was für ein Buch] willst du kaufen?

Erläuterungen

In den Beispielen werden die Artikel fett und die Nominalgruppen (NGr), die diese enthalten, durch eckige Klammern markiert. Wird durch den Artikel ein Element im sprachlichen Kontext wiederaufgenommen, so ist dieses Element farblich hervorgehoben.

Als Artikel im engeren Sinn treten der definite Artikel der/die/das (das/der in 1) und der indefinite Artikel ein- (ein in 1, 12) auf. Als Artikel im weiteren Sinn treten weitere indefinite Artikel (2-4), Possessivartikel (5-6), Demonstrativartikel (7-8, diesen in 9, 10-11, jenen in 12) und Interrogativartikel (13-14) auf. Artikel im weiteren Sinn haben Entsprechungen im Bereich der Pronomen; Artikel (im weiteren und im engeren Sinn) kommen jedoch nur nomenbegleitend in der NGr vor. Das unterscheidet sie von Pronomen, die selbstständig eine Konstituente im Satz bilden.

Eine NGr mit definitem Artikel wird meist gebraucht, wenn das, was sie bezeichnet, eindeutig zu identifizieren ist. Der indefinite Artikel hingegen signalisiert, dass das von der NGr Bezeichnete für den Hörer/Leser bzw. die Hörerin/Leserin (noch) nicht eindeutig zu identifizieren ist. Dieser Unterschied wird durch (1) verdeutlicht: ein altes Fahrrad (uneindeutig/unspezifisch), das Fahrrad (eindeutig/spezifisch, nämlich das alte Fahrrad, das gefunden wurde).

Der Possessivartikel (mein-, dein-/Ihr-, sein-, ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr-) zeigt Besitzverhältnisse oder Zugehörigkeiten von dem durch eine NGr Bezeichneten an (5-6). Der Possessivartikel hat zugleich die NGr-interne Kasus-, Numerus- und Genus-Kongruenz (Kongruenz) und eine NGr-externe Kongruenz mit dem Possessor, also dem Besitzer/Besitzerin, mit dem der Stamm des Possessivartikels in Person und in der 3. Person Singular auch im Genus übereinstimmt (sein Hundihr Hund; seine Katzeihre Katze).

Der Demonstrativartikel (dies-, ebendies-, jen-, ebenjen-, solch-, derjenige/diejenige/dasjenige, derselbe/dieselbe/dasselbe, ...) sorgt als Teil einer NGr dafür, dass der Verweis mit dieser NGr auf eine Person oder einen Gegenstand oder einen Sachverhalt im sprachlichen (8) und außersprachlichen Kontext (zeigend in 7) diese Person, diesen Gegenstand oder diesen Sachverhalt in den Aufmerksamkeitsfokus rückt. Daher wirkt der Verweis oft besonders hervorhebend oder kontrastierend. Eine NGr mit dem Demonstrativartikel dies- kann einen zuvor beschriebenen Sachverhalt komprimiert (diesen in 9) und ggf. wertend zusammenfassen. Der Verweis mit einem Demonstrativartikel dies- kann besonders emotional sein, wobei die Emotion je nach Kontext sowohl negativ (10) als auch positiv (11) sein kann. Der Demonstrativartikel jen- wird selten gebraucht, sein Gebrauch ist schriftsprachlich-gehoben. Er drückt dabei im Kontrast zu dies- stets eine Distanz aus und kommt z. B. mit Zeitangaben vor, um eine zeitliche Distanz auszudrücken (12).

Der Interrogativartikel (welch-, was für ein-) leitet Ergänzungsfragen ein. Dafür steht er als Teil einer NGr (13-14) im Vorfeld eines Hauptsatzes.

Grammatische Proben

Verschiebeprobe: Ein Artikel ist ein Bestandteil einer Nominalgruppe (NGr) und ist nicht allein, sondern mit dieser als Ganzes verschiebbar:

  1. [Jedes Kind] mag Ferien. → Ferien mag [ Kind]. vs. *Jedes mag Kind Ferien./*Kind mag Ferien .
  2. Wir haben [viele alte Gemälde] gesehen. → [Viele alte Gemälde] haben wir gesehen.

Die Verschiebeprobe funktioniert bei einigen Artikeln nur eingeschränkt:

  1. Er hat [keine Freunde]. → Freunde hat er keine. (Aber: *Keine hat er Freunde.)
  2. Wir haben [viele alte Gemälde] gesehen. → Alte Gemälde haben wir viele gesehen. (Aber: *Viele haben wir alte Gemälde gesehen.)

In solchen Fällen wird aus Gründen der Hervorhebung der nominale Kern, ggf. mit Attributen (17‘ Echte Freunde fürs Leben hat er keine.), ins Vorfeld gestellt, der Artikel bleibt im Mittelfeld. Allerdings ist es in solchen Fällen nicht möglich, umgekehrt den Artikel allein ins Vorfeld zu stellen (17‘‘ *Keine hat er echte Freunde fürs Leben.); jedoch ist es immer möglich, die NGr als Ganzes zu verschieben und zu erfragen.

Kongruenzprobe: Innerhalb der NGr kongruieren der Artikel, ggf. die Adjektivattribute (Adjektiv) und der nominale Kern in Kasus, Numerus und Genus. Die Kongruenz hilft, die Grenzen einer NGr zu identifizieren:

  1. mit [einer ohne [jedes kleinste Schamgefühl] vorgebrachten Bitte]

Hier bettet eine NGr, die die Merkmale Dativ, Singular, Femininum teilt, eine weitere NGr mit den Merkmalen Akkusativ, Singular, Neutrum ein. Die Flexionsmerkmale (Flexion) sind im Deutschen meist nicht am Nomen selbst, sondern am Artikel und/oder am Adjektivattribut zu sehen; so ist es am Artikel jedes durch die Endung -es in (19) sichtbar, dass es sich bei Schamgefühl um ein Nomen im Neutrum handelt, das hier im Akkusativ Singular steht.

Alternative und verwandte Fachausdrücke

‚Begleiter‘ (des Nomens), ‚Determinierer‘

Hinweise

Weiterführendes:

Der Artikel macht in vielen Fällen die Flexion einer Nominalgruppe (NGr) sichtbar. Jede NGr hat im Deutschen einen Hauptmerkmalträger ihrer Flexionsmerkmale (Kasus, Numerus und Genus). Als Hauptmerkmalträger dient meist die am weitesten links stehende Wortform, d. h. oft der Artikel; so trägt der Artikel jedes in (3) in seiner Endung -es sichtbar die Merkmale der NGr Nominativ, Singular, Neutrum.

Analog zur Felderstruktur des Satzes lässt sich auch die lineare Abfolge der Elemente in der NGr darstellen. In der Felderstruktur der NGr bilden der Artikel die linke und der nominale Kern die rechte Nominalklammer:

linke NominalklammerMittelfeldrechte NominalklammerNachfeld
ein äußerst spannendes, dickes Buch von Jules Verne
(wegen) dieses äußerst spannenden, dicken Buches von Jules Verne
mit etwas unverdientem Geld

Grenzfälle:

Einige Wörter wie beide, folgende, sämtliche verhalten sich teilweise wie ein Artikel, teilweise wie ein Adjektiv. Das sieht man an Schwankungen der Deklination eines folgenden Adjektivattributs (Attribut), vgl. z. B.:

  1. beide jungen/junge Mädchen
  2. folgendes gravierendes/gravierende Problem
  3. mit sämtlichem gesammelten/gesammeltem Material

DaF/DaZ:

Die NGr-interne Kasus-, Numerus- und Genus-Kongruenz (Kongruenz) ist ein wichtiger und anspruchsvoller Erwerbsgegenstand bei DaZ. Für Possessivartikel ergibt sich eine zusätzliche Herausforderung, weil Possessivartikel darüber hinaus Kongruenz mit der Person (und zum Teil dem Genus) des Possessors aufweisen, der außerhalb der Nominalgruppe im sprachlichen oder außersprachlichen Kontext zu identifizieren ist.

Text/Diskurs/Kontext:

Da Artikel den referenziellen Bezug der NGr festlegen (s. o.), spielen sie neben Pronomen eine zentrale Rolle für die Textkohärenz (mehr dazu in den Erläuterungen zu definitem und indefinitem Artikel und zu Pronomen). Artikel sind zudem kontextsensitiv; ihr Gebrauch richtet sich u. a. danach, ob der bezugnehmende Ausdruck, den die einen Artikel enthaltende NGr bezeichnet, bereits im Diskurs/Kontext eingeführt oder aber neu ist.

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