1.2.1 Dynamische Formantverläufe

Die folgenden Darstellungen beruhen auf dem Kielkorpus gelesener Sprache (Kohler 1992) und zeigen akustische Eigenschaften der fünfzehn kontrastierenden Vokale im Deutschen, gemessen in hauptbetonten Silben, sowie Schwa. Das Korpus umfasst Aufnahmen von 26 weiblichen sowie 26 männlichen Personen. Die Grafiken in (2a) basieren auf insgesamt 5981 Belegen aus dem Korpus der Sprecherinnen. Die entsprechenden Ergebnisse für die männlichen Sprecher sind in (2b) dargestellt, basierend auf insgesamt 6261 Belegen.

Die Pfeile in den Abbildungen in (2a) und (2b) indizieren die dynamischen Verläufe von 25% bis 75% der Vokaldauern. (Diese Beschränkung ist begründet durch die koartikulatorischen Einflüsse durch adjazente Laute während der ersten und letzten 25% der jeweiligen Verläufe.) Die Darstellungen beruhen auf den jeweiligen Mittelwerten der Formantfrequenzen F1 und F2.

Die Beeinflussung dieser Formantwerte durch die Größe und Form des Ansatzrohrs lässt Rückschlüsse auf artikulatorische Eigenschaften der Vokale zu. Allgemein gilt, dass je tiefer die Zungenposition während der Artikulation eines Vokals, desto höher ist der Wert von F1. Je vorgezogener die Position des Zungenkörpers, desto höher ist F2. Auf diese Weise ergibt sich eine indirekte Abbildung der jeweiligen Zungenpositionen wie in (2), wo /a/ und /ɑ/ als tiefste und /i/, /y/ und /u/ als höchste Vokale erscheinen. Gleichzeitig erscheinen /i/, /e/, und /æ/ als vorderste und /u/, /ʊ/, /o/, und /ɔ/ als am weitesten hinten gelegene Vokale.

(2a) Dynamische Formantverläufe - Frauen

(2b) Dynamische Formantverläufe - Männer

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Autor(en)
Renate Raffelsiefen, Anja Geumann
Bearbeiter
Steffen Knapp
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