Ich dachte mir nichts dabei, da ich solche Schmerzen schon zuvor hatte/gehabt
hatte — Gibt es im Deutschen eine normierte Zeitenfolge (consecutio
temporum)?
Die Zeit vergeht, manchmal zäh und unerträglich langsam, manchmal
rasend schnell, doch immer nur in eine Richtung, und nichts und niemand kann in
die Gegenwart retten, was einmal vorüber ist. Wenn Vergangenes dennoch nicht
unwiederbringlich aus der Welt ist, so deshalb, weil wir es als Vergangenes zur
Sprache bringen können. Ausdrucksmittel wie die verschiedenen
Tempusformen von Verben (z.
B. gehe, ging, bin
gegangen, werde
gehen), zahllose Temporaladverbialia (z. B.
heute, letztes
Jahr, als Kind, kurz
nach Ostern) und
temporale
Konnektoren (z. B. danach,
dann,
nachdem)
ermöglichen uns, hier und jetzt Zustände und Ereignisse zu vergegenwärtigen,
die längst vorüber oder erst als mögliche Entwicklungen zu erkennen sind.
Erzählungen und Romane, aber auch sachlich trockene Berichte können darüber zu
wahren – oder fiktiven – Zeitreisen geraten: zurück in die
Vergangenheit, von dort voran Richtung Gegenwart, wieder zurück, weiter zurück,
auf der Stelle tretend verharren, um im nächsten Schritt in die Zukunft zu
blicken.
Zur Illustration eine durchaus typische Textpassage mit kurzen Anmerkungen zur Art der
Zeitübergänge:
Ich
dachte (1) an Marie: an ihre Stimme, ihre Brust, ihre
Hände und ihr Haar, an ihre Bewegungen und an alles, was wir miteinander
getan hatten (2). Auch
an Züpfner, den sie
heiraten wollte (3). Wir
hatten uns
als
Jungen ganz gut
gekannt (4), so gut, daß wir,
als wir uns als
Männer
wiedertrafen (5), nicht recht
wußten
(6), ob wir du oder Sie zueinander
sagen sollten (7), beide Anreden
setzten
(8) uns in Verlegenheit, und
wir
kamen (9), sooft wir
uns
sahen (10), aus
dieser Verlegenheit nicht raus. Ich
verstand (11) nicht, daß Marie ausgerechnet zu ihm
übergelaufen war (12),
aber vielleicht
hatte ich sie nie "
verstanden"
(13).
[
LBC, S. 18, Sprecher: Heinrich Böll]
(1)
Ausgehend von der Sprechzeit [T0] zurück zu einem Zeitraum [T1] in der
Vergangenheit
(2)
Ausgehend von [T1] zurück zu einem Zeitraum [T2], der vor diesem
liegt
(3)
Ausgehend von [T2] zu einem Zeitraum [T3], nach [T2] jedoch vor
[T0]
(4)
Ausgehend von [T3] zu einem Zeitraum [T4] der vor [T3] liegt und in Anbetracht
des Hinweises "als Jungen" auch vor [T2] liegen dürfte – allerdings
nicht muss, denn diese Interpretation beruht allein auf Annahmen über
sittliches Wohlverhalten
(5)
Ausgehend von [T4] zu einem Zeitraum [T5], nach [T4] jedoch vor [T0]
(6) Übergang
zu einem Zeitraum [T6], der – wie mittels
als signalisiert – mit [T5] beginnt, jedoch über diesen
Zeitraum hinaus hin zu [T0] reicht
(7) Ausgehend
von [T6] zu einem Zeitraum [T7], der unmittelbar an den Beginn von [T6]
anschließt und auf unbestimmte Zeit andauert
(8) Wie [T7]
ausgehend von [T6] ein Zeitraum [T7], der unmittelbar an den Beginn von [T6]
anschließt und auf unbestimmte Zeit andauert
(9)
Jeweils unmittelbar anschließend an die unter (10) aufgeführten Zeiträume
[T91 - n] eine Folge von
Zeiträumen [T81 - n], die
jeweils unbestimmte Zeit andauern, jedoch nicht unmittelbar ineinander
übergehen
(10)
Folge von Zeiträumen [T91 - n], deren erste Instanz [T5] ist und die jeweils unbestimmte Zeit
andauern, jedoch nicht unmittelbar ineinander übergehen
(11)
Ausgehend von der Sprechzeit [T0] zurück zu einem Zeitraum [T10] in der
Vergangenheit, der mit [T1] identisch sein kann, jedoch nicht
muss
(12)
Ausgehend von [T10] zu einem Zeitraum [T11] vor [T10], jedoch nach
[T2]
(13)
Ausgehend von [T11] zu einem Zeitraum [T12] vor [T11], möglicherweise auch vor
[T2]
Sprachliche Zeitreisen können grundsätzlich von jedem Zeitraum aus jeden beliebigen
anderen Zeitraum erreichen, doch dabei sollten die Zwischenschritte, die Übergänge stimmen,
damit jederzeit klar ist, wo man sich derzeit befindet und wohin die Reise weitergeht. Ob
ein Übergang korrekt ist oder nicht, hängt dabei nicht von formalen Regeln für die
Zeitenfolge ab. Eine normierte, formale Zeitenfolge (consecutio temporum in klassischer
Diktion) kennt das Deutsche nicht. Doch die Vermutung, Beschreibungen zeitlicher Abfolgen
von Ereignissen seien im Deutschen frei zu gestalten, bestätigt sich nicht, denn dabei sind
sowohl die Bedeutungen der verschiedenen Zeitformen
(Tempora) als auch sachliche und logische Gesichtspunkte zu berücksichtigen,
die viel Überlegung fordern, auch schon mal mehr, als man bei der allmählichen Verfertigung
seiner Gedanken beim Reden oder Schreiben aufzubringen vermag.
Wenn man bemüht ist, all diese Gesichtspunkte zu beherzigen, was sollte man dann sagen:
Ich dachte mir nichts dabei, da ich solche
Schmerzen schon zuvor hatte.
oder besser:
Ich dachte mir nichts dabei, da ich solche
Schmerzen schon zuvor gehabt hatte.
Die Antwort fällt eindeutig aus: Nur die zweite Version ist korrekt, denn,
anders als bei
Fragen zur Verwendung von
Präteritalformen (
ich ging,
du trugst,
sie dachten, ...) und
Präsensperfektformen (
ich bin gegangen,
du hast
getragen,
sie haben gedacht, ...), liegen hier keine – wie
immer zu erklärenden – Varianten vor.
Die zweite Version schafft den Übergang von dem Zeitraum, der mit Ich dachte mir
nichts dabei die Orientierung vorgibt, zu dem Zeitraum, der, wie mittels
zuvor vorgegeben, vor der Orientierungszeit liegen muss. Die erste
Version verpatzt ihn.
Wenn es hier dennoch zu keinem ernsthaften Missverständnis kommt,
dann vor allem deshalb, weil die Ereignisse, von denen berichtet wird, aus
sachlichen Gründen nur in einer bestimmten Weise aufeinander folgen konnten, so
dass Fehler bei der Wahl der Tempora (Zeitformen der Verben) problemlos
korrigiert werden können.
Hier ging auch ihr Stern
auf, nachdem sie beim ersten Festival der Frauen einen furiosen Auftritt
hinlegte.
[die tageszeitung, 10.02.1993, S. 19]
Korrekt wäre:
Hier ging auch ihr Stern
auf, nachdem sie beim ersten Festival der Frauen einen furiosen Auftritt
hingelegt hatte.
denn ausgehend von einem Zeitraum, der bereits vor der Sprechzeit
liegt, erfolgt – mittels nachdem – der Übergang
zu einem Zeitraum, der noch vor jenem liegt.
Nachdem ich dem Virus mit
zwei verschiedenen Antivirus-Programmen zu Leibe rückte und die
Registry-Einträge löschte, blieb mein Monitor
dennoch
farblos.
[www.wer-weiss-was.de/theme14/article1542054.html -
Google-Suche am 10. 12. 2007]
Korrekt wäre:
Nachdem ich dem Virus mit
zwei verschiedenen Antivirus-Programmen zu Leibe gerückt war und
die Registry-Einträge gelöscht hatte, blieb mein
Monitor dennoch farblos.
denn die Ereignisse, von denen zunächst berichtet wird, werden
– wiederum mittels nachdem – vor einem
seinerseits vor der Sprechzeit liegenden Zeitraum angesetzt.
Was zu beachten ist
Für die Wahl der korrekten Tempora (Zeitformen) bei aufeinander
folgenden Mitteilungen gelten keine speziellen Regeln. Alles, was zu
berücksichtigen ist, gehört zu den allgemeinen
Regeln für den Gebrauch der
Tempora, denn diese berücksichtigen bereits die jeweilige
Ausgangslage zum Zeitpunkt ihrer Verwendung:
Fängt ein Gespräch soeben erst an, hat man sich an der
Sprechzeit zu orientieren:
Ich muss mich leider
verabschieden.
Ich hab gewonnen!
Den Rest holen wir
morgen ab.
Noch vor fünfzig Jahren
hätte davon niemand auch nur zu träumen gewagt.
Letzte Woche habe ich die
Arbeit endlich abgegeben.
Festzuhalten ist hier, dass nur Berichte über
Ereignisse, die zur Sprechzeit eintreten oder Bestand haben, ohne zusätzliche
Zeitbestimmung mittels Temporaladverbialia auskommen können. Insbesondere können
Gespräche oder Texte normalerweise nur mit zusätzlicher Zeitbestimmung im
Präteritum (Imperfekt/Vergangenheit)
oder Präteritumperfekt
(Plusquamperfekt/Vorvergangenheit) beginnen. Bei Romanen und Erzählungen
allerdings wurde aus stilistischen Gründen die Ausnahme zur Regel. Sie beginnen
nicht selten unvermittelt im Präteritum oder im Präteritumperfekt:
Es waren Robs letzte, ruhige Augenblicke
seliger Unwissenheit, doch in seiner Einfalt empfand er es als unbillig, daß er
mit seinen Brüdern und seiner Schwester zu Hause bleiben mußte.
[Noah
Gordon, Der Medicus, Knaur, München 1990, S. 11]
Es
war schon dunkel, als ich in Bonn
ankam, ...
[
LBC, S. 11]
Einmal begonnen, kann ein Gespräch oder ein Text
grundsätzlich auf zweierlei Weisen fortgeführt werden:
Die Tempusform kann beibehalten werden, wenn,
was folgt, entweder zeitgleich mit dem bereits Berichteten ist oder ihm auch
zeitlich folgt:
Das Gesicht eines jungen Mannes
wird sichtbar.
Seine blauen Augen
blicken ernst. Weitere Spalte
öffnen sich. Er
hat ein markantes Profil, eine kräftige Nase und volle Lippen. Sein Kinn
ist ausgeprägt. Das Gesicht
bleibt halb im Schatten. Der junge
Mann
ist Ende zwanzig. Er
hat dunkelblondes, im Nacken kurz
geschnittenes Haar. Vorne
fällt es ihm mit einem weichen Schwung in die Stirn.
Er
trägt einen schwarzen Duffle Coat.
[Ausschnitt aus einer Hörprobe der Deutschen Hörfilm GmbH -
www.hoerfilm.de]
Vor dem ersten Gasthofe, ›Zur
Waage‹ genannt, hielt das vornehme Fuhrwerk plötzlich, und
alsogleich zog der Hausknecht so heftig an der Glocke, daß der
Draht beinahe entzweiging. Da stürzten Wirt und Leute
herunter und rissen den Schlag auf; Kinder und Nachbarn
umringten schon den prächtigen Wagen, ...
[Gottfried
Keller, Kleider machen Leute, zitiert nach:
gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=3817&kapitel=1#gb_found]
Beibehalten werden muss die Tempusform, wenn
mit dem zunächst Berichteten bereits die Stufe des Präteritumperfekts, die
Vorvergangenheit erreicht war und von dort aus zu einem noch früheren Zeitraum
übergegangen werden soll, denn für "Vorvorvergangenheit" findet sich im
deutschen Tempussystem keine eigene Ausdrucksform:
Der homosexuelle Senator und
Universitätsprofessor David Norris hatte die Klage gegen das
Gesetz 1983 in Strasburg eingereicht, nachdem er alle rechtlichen
Möglichkeiten in Irland ausgeschöpft hatte.
[die
tageszeitung, 28.10.1988, S. 6]
Übergänge dieser Art werden häufig zusätzlich mittels temporaler
Konnektoren oder Temporaladverbialia angezeigt.
a) Vergangenes zu Früherem
Justizminister Neptali Gonzales
gab dies bekannt, nachdem die Anhänger
des gestürzten Präsidenten Ferdinand Marcos der Präsidentin ihre Treue und
Unterstützung zugesichert hatten.
[tageszeitung,
02.09.1986, S. 6]
Kurz vor Bekanntwerden der Auszeichnung
waren wir bei ihm in seinem Atelier in Lübeck und
sprachen unter anderem über sein kaputtes Verhältnis zu Marcel
Reich-Ranicki, der den letzten Grass-Roman im Spiegel total
verrissen
hatte.
[Wolfgang Heim,
Best of Leute 1999, SWR1]
Jan Ullrich beeindruckte, als er sich
taktisch geschickt dem Ausreißversuch von Virenque und Ugrumow
anschloß, am gelben Trikot schnupperte und damit die
Leute von Rominger, Berzin und Indurain zwang, erheblich mehr
Arbeit zu verrichten, als sie an diesem Tag vorgehabt
hatten.
Weiters wurden 17
Verwaltungsanzeigen erstattet und 49 Organstrafverfügungen
erlassen. Zu Führerscheinabnahmen war es auch
tags zuvor im Pinzgau gekommen.
[Salzburger
Nachrichten, 05.10.1992, IM ZEITRAFFER]
Auf Platz zwei wählten
die Delegierten des Braunschweiger SPD-Landesparteitages am Samstag den
Rechtsexperten der Bundestagsfraktion, Alfred Emmerlich, aus Osnabrück.
Zuvor hatte der Landesparteitag den niedersächsischen
SPD-Landesvorsitzenden Johann Bruns und seinen Stellvertreter Gerhard Schröder
wiedergewählt.
[tageszeitung, 15.09.1986]
b) Vorvergangenes zu Späterem
Nachdem die Soldaten
Ramallah verlassen hatten, schlossen die
Ladenbesitzer sofort wieder ihre Rolläden.
[die tageszeitung,
21.01.1988, S. 6]
Vor Darwin war der
Unterschied nicht immer deutlich markiert, aber er
machte die Unterscheidung klar.
[Die Zeit,
16.02.1996, Nr. 08, Es geht auch ohne Gott]
Noch 1989 hatte die Union
mit 42 Millionen Mark in der Kreide gestanden. Doch mit der
Einheitkam der Aufschwung für die Christdemokraten:
...
[die tageszeitung, 18.12.1999, S. 3]
Im Mittelalter hatte der
englische König Heinrich III. "Muthering Sunday" eingeführt, um
der Kirche als religiöse Mutter zu gedenken. 1872forderte die
amerikanische Frauenrechtlerin Julia W. Howe einen offiziellen Feiertag für
alle Mütter.
[Mannheimer Morgen, 04.05.2005, Geschenke zum
Muttertag]
Bis zum Mai hatten
jedoch lediglich 15.000 Zuschauer das Werk gesehen. Die ratlose
Chefetage entschied daraufhin, den Film zurückzuziehen, die von
Pollock erstellte Fassung zu reimportieren und nach einer nochmaligen
Überarbeitung in die deutschen Kinos zu bringen.
[die tageszeitung,
07.02.2001, S. 27]
c) Vergangenes zu Aktualem
Noch gestern beriet die
Fraktion, ob Silberbachs Vorstellungen als offizielle Marschroute der Partei
dienen sollen.
[die tageszeitung, 21.06.2003, S.
26]
Als Uli Hoeneß vor –
mit 27 Jahren das Amt des Managers
übernahm,
betrug
die Bilanzsumme des FC Bayern ganze 12 Millionen DM.
Heute
erwirtschaften die Bayern mit vielen zusätzlichen Erlösquellen, die er
erfunden hat, insgesamt über 164 Millionen Euro.
[Rainer Esser in:
Zeit
Matinée am 6. 4. 2005 ]
Seit die DDR
zusammengebrochen ist, genügen dem ehemaligen
DDR-Schriftsteller Stefan Schütz "ein paar gute Sätze".
[Frankfurter
Rundschau, 01.03.1997, S. 23]
Damals hat es nicht
geklappt, jetzt versuchen wir es mit einem neuen
Konzept.
[Berliner Zeitung, 16.10.2006, S. 29]
Als er den
getrunken hatte, wollte er seine Pfeife
rauchen.
[die tageszeitung, 04.02.1989, S. 17]
Einst machte er sich
berechtigte Hoffnung aufs Ministerpräsidentenamt, heute will den
Populisten keiner mehr hören.
[die tageszeitung,
03.09.2004, S. 5]
d) Aktuales zu Vergangenem
Heute wärmt eine
schadstoffarme Brennwerttherme die Räumlichkeiten und schafft
mittels moderner Heizkörper ein angenehmes Raumgefühl, wo noch vor
Kurzem eine durch eine Schachtheizung beheizter Kachelofen
stand.
[Mannheimer Morgen, 30.11.2004, Altbau
modernisiert – dank Energieeinsparprogramm]
Die Versteigerung des Pfandes
ist erst zulässig, nachdem sie dem
Verpfänder angedroht worden ist; ...
[BGB, § 1220,
(1)]
Das menschliche Immunsystem
funktioniert aber nur, wenn es zuvor einmal einer
Krankheit ausgesetzt war.
[Tiroler Tageszeitung,
17.08.1996, Ist normal wirklich immer gesund?]
Eine der entschiedensten atheistischen
Diktaturen öffnet sich dem katholischen Oberhirten – das
wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen.
[die
tageszeitung, 23.01.1998, S. 1]
Einmal Sonne, Mond und Sterne aus der
Nähe betrachten: Dazu besteht heute die Gelegenheit. Bereits
gestern blickten mehrere neugierige Menschen durch die grossen Teleskope
auf dem Dach der Kantonsschule Heerbrugg in das All.
[St. Galler
Tagblatt, 25.07.2001, Die Sonne aus der Nähe
betrachtet]
Die gesamte Fahrtzeit dieser
Verbindung nach Bremen liegt heute bei 4 Stunden 20 Minuten,
früher ging das schon in 3 Stunden 38 Minuten.
[Die
Zeit, 27.03.2003, S. 63]
e) Vergangenes zu Zukünftigem
Mitte Februar wurde er vor
seinem Haus von Unbekannten gezielt krankenhausreif geschlagen.
Morgen steht er wegen der Teilnahme an einer Demonstration vor
Gericht.
[die tageszeitung, 03.04.1997, S. 9]
Und
jetzthab ich das
nördliche patagonische Inlandeis
durchquert und
möchte auch,
in zwei Jahren, das südliche
durchqueren.
[Reinhold
Messner in:
Leute, SWR1 2007]
60 von ihnen wurden bereits im
vergangenen Frühling fertiggestellt, sie werden in den kommenden
zehn Jahren als Übergangsunterkünfte für polnische und russische
Aussiedler genutzt.
[die tageszeitung, 16.07.1992, S. 17]
Was noch vor Wochen als
Witz gehandelt wurde, könnte bald schon eine
realistische Perspektive werden: eine Koalition der jetzigen
Verhandlungspartner.
[die tageszeitung, 07.04.1989, S. 4]
In der Vergangenheit hat
sich meist ihre Schwiegermutter um Heike Drechslers Sohn
gekümmert. Die Sportlerin will nun ihr "Leben neu
organisieren".
[Frankfurter Allgemeine, 1995]
f) Zukünftiges zu Vergangenem
Schon bald wird vergessen
sein, wie George W. Bush US-Präsident
wurde.
[Berliner Zeitung, 30.12.2000, S. 2]
In einem Jahr sollen dort,
wo vor zwanzig Jahren der 100-Megawatt-Atomreaktor Niederaichbach
Radioaktivität und ein bißchen Strom produzierte, wieder
glückliche Kühe weiden.
[die tageszeitung, 31.10.1994,
S. 13]
Morgen werden wir anders
sein, als wir gestern waren.
[die
tageszeitung, 13.03.1990, S. 9]
Ich werde alles
tun, um zu verhindern, was 1981 und 1988 passiert
ist", verspricht Balladur in seiner knappen Ansprache.
[die
tageszeitung, 25.04.1995, S. 3]
Man wird versuchen, die
Erfahrungen, die Länder wie Frankreich und Italien bei solchen Entführungen
gemacht haben, zu nutzen.
[Berliner Zeitung, 30.11.2005,
S. 2]
Man wird vergessen haben,
daß man den Krieg verloren, vergessen haben, daß man
ihn begonnen, vergessen, daß man ihn geführt
hat.
[Die Presse, 05.10.1995, Des Nörglers
Bedenken]
Beibehalten werden kann, muss jedoch nicht die
Tempusform beim Übergang von Aktualem zu Zukünftigem oder von Zukünftigem zu
Aktualem:
Kurt Steinwender orientiert
sich aber an den ersten beiden Plätzen. Schon morgen könnte mit
einem Sieg im Heimspiel gegen Zell am See ein wichtiger Schritt dahin
gesetzt werden.
[Vorarlberger Nachrichten, 01.02.1999, S.
C5]
"Heute gibt's kein
Abendessen, morgen kein Frühstück", seufzt die 27jährige Maritza
Gomez und schiebt ihrer zweijährigen Tochter ein paar Erdnußlocken zwischen die
Zähne.
[die tageszeitung, 13.09.1990, S. 9]
Irgendwann möchte Schultze
die Geschichte der Spinnerei für eine Dauerausstellung
aufbereiten, doch zuerst muss er sich um Gläser für
die Vernissage am Abend kümmern.
[die tageszeitung,
06.04.2005, S. 15]
Bevor wir uns
spalten, laßt uns lieber mit vereinten Kräften gegen
den gemeinsamen Feind kämpfen, die Ideologie nämlich, die alle
Völker der UdSSR versklavt hat.
[die tageszeitung, 25.11.1989, S.
25-26]
Dv sihst
wohin du sihst nur
eitelkeit auff erden.
Was dieser heute bawt
reist jener
morgen ein:
Wo itzund städte stehn
wird eine wiesen
sein
Auff der ein schäffers kind wird spilen mitt den
heerden.
Was itzund prächtig blüht sol bald zutretten
werden.
Was itzt so pocht vndt trotzt ist morgen asch vnd
bein.
[Andreas Gryphius (1616-1664): Sonette.
Gryphius-Gesamtausgabe Bd. 1, S. 33]