Wortbildung ist ein Verfahren, mit dem neue Wörter gebildet werden. Die Wortbildungsprodukte können Bestandteil des Lexikons werden.
Wortbildung stellt neben Wortneuschöpfung und Entlehnung aus anderen Sprachen eine Möglichkeit zur Erweiterung des Wortschatzes dar. Als typische Verfahren der Wortbildung im Deutschen gelten: Komposition (1, 5), Derivation (2), Konversion (3) und Kurzwortbildung (4). Sie werden nach den folgenden Kriterien unterschieden: 1. Liegt eine binäre Struktur vor oder nicht, d. h., kann das Wortbildungsprodukt in zwei Bestandteile zerlegt werden oder nicht? Das ist der Fall bei Komposition (zwei wortfähige Bestandteile) und Derivation (Affix und Wortstamm), nicht aber bei Konversion und Kurzwortbildung; 2. Ist im Falle einer binären Struktur ein Teil davon ein Wortbildungsaffix oder nicht? Das ist der Fall bei Derivation (Affix und Wortstamm), nicht aber bei Komposition; 3. Erfolgt ein Wortartwechsel? Dies ist bei Kurzwortbildung nicht der Fall, wohl aber bei Konversion. Während im Fall der Derivation, die auch, aber nicht zwangsläufig, einen Wortartenwechsel mit sich bringt, dieser durch Wortbildungsmittel markiert ist (-heit in 2), erfolgt der Wortartenwechsel im Fall der Konversion ohne Wortbildungsaffixe.
Das Prinzip der Binarität gilt grundsätzlich für alle Produkte von Komposition und Derivation. Auch komplexere Wörter können nach diesem Prinzip analysiert werden. So handelt es sich bei (5) um ein aus den (binären) Bestandteilen tiefkühl- und Schrank bestehendes Kompositum. Das Wort tiefkühl(en) besteht selbst wieder aus zwei wortfähigen Bestandteilen tief- und kühl-; es liegt also auch auf der nächsten Analyseebene, die nur für das Wort tiefkühl(en) möglich ist, wiederum ein Kompositum vor.
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Weiterführendes:
Bei Wortbildungsprozessen kann eine Veränderung des Stammvokals (Vokal) auftreten: rot – rötlich, fliegen – Flug, werfen – Wurf.
Wortbildung ist zwar zunächst ein Prozess, bei dem die hier beschriebenen Möglichkeiten der Bildung neuer Wörter im Grunde genommen beliebig genutzt werden können. Die Produkte der Wortbildung unterliegen dann aber bei entsprechend frequentem Gebrauch der Lexikalisierung, d. h., sie werden Einheiten des Lexikons und sind als solche dann nicht mehr mit eigentlich auch bildbaren Äquivalenten austauschbar (z. B. Sauberheit statt Sauberkeit oder vergessig statt vergesslich).