Termini/Registertermini


Nominalisierung

Definition

Nominalisierung bezeichnet den wortbildungsmorphologischen oder syntaktischen Prozess, der es Vertretern anderer Wortarten als dem Nomen ermöglicht, den Kern einer Nominalgruppe zu bilden. Bei deverbalen Nominalisierungen können sich Gegenstandsbezug und Sachverhaltsdarstellung überlagern.

Beispiele

  1. Die Bearbeitung des Vorgangs nimmt drei Wochen in Anspruch.
  2. Das Beobachten der Vögel bereitet dem alten Mann große Freude.
  3. Meine Bitte an dich lautet: Trink nicht so viel Kaffee.
  4. Der Sprung ist ihr sehr gut gelungen.
  5. Er bewundert ihre Heiterkeit und Gelassenheit.
  6. Ihr Charakter hatte etwas Heiteres, Gelassenes.
  7. Das Ich ist eine wichtige Seinskategorie.
  8. Dein ewiges Wenn und Aber geht mir auf die Nerven.
  9. Die SPD wäre gut beraten, die Sache genau zu studieren, manches davon könnte ihr in den kommenden Gesprächen zur Anbahnung einer Sondierung zur Herbeiführung von Koalitionsverhandlungen zur Ermöglichung einer schwarz-roten Regierung wieder begegnen. (Die ZEIT, 30.11.2017)

Erläuterungen

Prinzipiell können Vertreter jeder Wortart nominalisiert werden, d. h., den Kern einer Nominalgruppe bilden. Besonders häufig werden Verben (1-4, 8) oder Adjektive (5-6) nominalisiert. (7) zeigt ein Pronomen als Kern einer nominalen Wortgruppe und (8) zeigt, dass sogar Konjunktionen und Subjunktionen als Kerne von Nominalgruppen verwendet werden können.

Deverbale Nominalisierungen erfolgen durch Derivation (meist mit dem Suffix -ung wie in 1, 9, auch -e wie in 3 oder -keit und -heit wie in 5), durch Vokalwechsel (4) oder Konversion (2, 7-8).

Deverbale und deadjektivische Nominalisierungen dienen häufig der Komprimierung von Satzinhalten:

  1. (zu 1) Der Vorgang wird bearbeitet. Das (= Die Bearbeitung) nimmt drei Wochen in Anspruch.
  2. (zu 2) Der alte Mann beobachtet Vögel. Das (= Das Beobachten) bereitet ihm große Freude.
  3. (zu 5) Sie ist heiter und gelassen. Das (= ihre Heiterkeit und Gelassenheit) bewundert er an ihr.

Grammatische Proben

Eine Nominalisierung kann immer auf die Geberwortart, also das ursprüngliche Wort, das nominalisiert wird, zurückgeführt werden. Es können Tests der jeweils anderen Wortarten angewendet werden, um die Geberwortart festzustellen.

Alternative und verwandte Fachausdrücke

Die deverbale Nominalisierung wird häufig ‚Verbalabstraktum‘ genannt (Plural: Verbalabstrakta), die deadjektivische ‚Adjektivabstraktum‘ (Plural: Adjektivabstrakta).

Hinweise

Variation/Stil:

Nominalisierungen sind die Grundlage für die Verwendung des sogenannten Nominalstils (9). Im Nominalstil werden systematisch verbale Strukturen (Verb) in nominale Strukturen (Nomen) überführt. In (9) bspw. werden die im verbalen Satz als Satzglieder realisierte Ergänzungen zum Verb als Attribute realisiert. Durch die Nominalisierung werden mehrere Sätze zu einem Satz komprimiert. Von einem solchen Nominalstil wird insbesondere in Fachsprache und Behördenkommunikation Gebrauch gemacht.

In den folgenden Einträgen wird auf Nominalisierung verwiesen:

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