Das Attribut ist kein eigenständiges Satzglied, sondern Teil eines Satzglieds (ein Satzgliedteil). Es ist prototypisch auf den Kern einer Wortgruppe (meist Nominalgruppe) bezogen mit der Funktion, diesen näher zu beschreiben bzw. seinen Geltungsbereich einzugrenzen.
In den Beispielen sind die Attribute fettgedruckt, ihre jeweilige Bezugsgröße ist farbig markiert. Die Nominalgruppen, in denen sich die Attribute befinden, sind in eckige Klammern gesetzt. In (5-7) sind auch Konstituenten der Attribute farbig (grün) markiert, die selbst wiederum Attribute an sich binden. So ist z. B. des Geräts in (6) Genitivattribut (Genitiv) zu Inbetriebnahme, das Adjektivattribut (Adjektiv) neuen bezieht sich wiederum auf Geräts, also den Kern des Genitivattributs.
Attribute werden nach ihrer Form klassifiziert (z. B. nach der Wortart: z. B. Adjektivattribut; Wortgruppenart (Wortgruppe): z. B. Präpositionalattribut; Kasus: z. B. Genitivattribut). Ein Adjektivattribut liegt vor in (1, neuen in 6, schwierige in 7), ein Genitivattribut findet sich in (2, der Schule in 5, des neuen Geräts in 6, 7); ein Präpositionalttribut (Präposition) in (3, über das Dach geflohenen in 7); (4, 8) schließlich weisen einen einen Attributnebensatz (Relativsatz) auf. Als Appositionen (5) bezeichnet man nominale Attribute, die als sogenannte ‚lockere Appositionen‘ („locker“, weil stimmlich abgesetzt vom Bezugsnomen) referenzidentisch mit dem Bezugsnomen sind, sich also auf die gleiche Bezugsgröße in der außersprachlichen Welt beziehen (erkennbar an der Kongruenz im Kasus). Zu den Appositionen zählen aber auch enge Appositionen wie ein Kilo Salz, die Stadt Rom.
Beispiel (6) illustriert, dass sich auch mehrere Attribute (hier: das Genitivattribut des neuen Geräts und das Präpositionalattribut durch den Versuchsleiter) auf einen Kern beziehen können (hier: Inbetriebnahme). Die komplexe Struktur entsteht hier dadurch, dass es sich bei dem Kern der Nominalgruppe um ein deverbales Nomen (von in Betrieb nehmen) handelt (Nominalisierung). (7) illustriert ein so genanntes Partizipialattribut (geflohenen), d. h. ein aus einem Vollverb gebildetes Partizip, das wie ein Adjektiv dekliniert wird (Verbaladjektiv). Partizipialattribute können auf der Basis des Valenzrahmens (Valenz) des zugrunde liegenden Vollverbs erweitert werden. In diesem Beispiel bezieht sich deshalb über das Dach auf das Partizipialattribut geflohenen.
Satzprobe: Mit Attributen werden Wortgruppen mit Informationen angereichert, dadurch wird die Informationsdichte innerhalb von Sätzen erhöht. Häufig können Attribute auch in eigenständige Sätze ausgelagert werden:
Weglassprobe: Attribute sind weglassbar, ohne dass die betreffende Wortgruppe ungrammatisch wird.
Verschiebeprobe: Attribute sind nicht allein im Satz verschiebbar, sondern nur gemeinsam mit der Wortgruppe, deren Konstituente sie sind.
Frageprobe: Die Grundfrage für Attribute ist vom Bezugssubstantiv aus Was für ein?. Die Probe kann allerdings nicht auf partitive Attribute wie die Hälfte des Kuchens angewendet werden.
‚Gliedteil‘, ‚Modifikator‘
‚Beifügung‘ (= deutsche Übersetzung von ‚Attribut‘), ‚attributive Bestimmung‘.
Weiterführendes:
Genitivattribute werden traditionell semantisch kategorisiert: Genitivus possessivus (Genitiv des Besitzes: das Haus meines Vaters – mein Vater hat ein Haus), Genitivus partitivus (Teil-Ganzes-Verhältnis: die Hälfte der Bevölkerung), Genitivus qualitatis (Genitiv der Eigenschaft: eine Frau mittleren Alters) usw.
Bei mehreren Adjektivattributen kann durch die Kommasetzung (Komma) Gleichrangigkeit (11) von Unterordnung (12) abgegrenzt werden:
In einigen Fällen kann das Attribut zur besonderen Hervorhebung aus der Wortgruppe, die das Satzglied bildet, in das Vorfeld bewegt werden:
Orthografie:
Unflektierte, nachgestellte Attribute (unsere Lehrerin, jung und engagiert, ...), zu denen auch die Appositionen (5) sowie Attributsätze gehören, werden mit paarigem Komma abgetrennt (§ 74, § 77 (7) Amtliches Regelwerk). Enge Appositionen wie in Rektor [Peter Müller]; ein Liter [kaltes Wasser] stehen ohne Komma.
Variation/Stil:
Mit Attributen können Nominalgruppen fast beliebig erweitert werden, vgl. (6). Stark erweiterte Nominalgruppen tragen erheblich zum Nominalstil bei, der kennzeichnend ist für verschiedene kommunikative Bereiche wie Fach- und Wissenschaftssprache, juristische Sprache und Behördensprache.