Kongruenz ist die Übereinstimmung von Formmerkmalen (Person, Numerus, Kasus, Genus) bei Konstituenten von Sätzen und Nominalgruppen sowie bei Pronomen (hier auch über den Satz hinaus).
In den Beispielen werden in den tiefergestellten eckigen Klammern Flexionskategorien angegeben, anhand derer Kongruenz illustriert wird.
Innerhalb des Satzes ist die Kongruenz zwischen Subjekt und dem finiten Verb des Prädikats in Numerus und Person (1-2) zentral. Am einfachsten ist die Kategorie Person beim Personalpronomen erkennbar (1). Für Nominalgruppen wie in (2) wird die dritte Person angenommen, weil diese durch ein Pronomen der dritten Person ersetzt werden können (die Schüler ⭢ sie). Kongruenz kann aber auch über Satzgrenzen hinausgehen. Davon ist vor allem die Übereinstimmung der Kategorien Person, Numerus und Genus eines Pronomens mit seinem Bezugsnomen (Nomen) betroffen (3: der alte Schmidt ⭢ er; kaltes Wasser ⭢ es). Innerhalb von Sätzen werden außerdem die Beziehungen zwischen Subjekt und Subjektsprädikativ (4) und Objekt und Objektsprädikativ (5) (Prädikativ) durch Kongruenz im Kasus gekennzeichnet.
Innerhalb von Nominalgruppen kongruieren Artikel, Adjektivattribut (Adjektiv, Attribut) und Nomen in den Kategorien Kasus, Numerus und Genus (6-7). Kongruenz im Kasus (teilweise auch semantische Kongruenz in Genus und Numerus, zur semantischen Kongruenz siehe die Rubrik „Weiterführendes“) herrscht in der Regel auch zwischen einem nachgestellten nominalen Attribut und dem Nomen, auf das es sich bezieht (8). Das Gleiche gilt für Adjunktorgruppen (9).
Die Kongruenzbeziehung zwischen Subjekt und Prädikat kann über die Plural- oder Personprobe überprüft werden (Plural, Person).
Wird der Numerus des Subjekts verändert, dann verändert sich auch die Endung des Prädikats (10). Wird das Personalpronomen variiert, dann verändert sich auch die Endung des Prädikats (11).
Die Kongruenzbeziehung innerhalb der Nominalgruppe kann durch die Pluralprobe getestet werden:
Kasuskongruenz (Kasus) innerhalb der Nominalgruppe: mit [dem großen Hund]/ohne [den großen Hund]
Anmerkung: Bei Feminina bleibt die Form des Artikels im Nominativ Singular und Plural gleich.
‚Übereinstimmung‘
Zweifelsfälle:
Bei der Kongruenzerfordernis gibt es zahlreiche Zweifelsfälle, die hier an ausgewählten Beispielen erläutert werden:
Besonders bei Maß- und Mengeneinheiten ist die Kongruenz zwischen dem Verb und dem Numerus der Mengenbezeichnung (ein Kilo, also Singular) oder des Gemessenen (Bohnen, also Plural) möglich.
In (14-15) kann einerseits Der Umgang mit Menschen und eine gute teamorientierte Zusammenarbeit als komplexes Subjekt (bestehend aus zwei koordinierten Nominalgruppen) verstanden werden, sodass der Plural des finiten Verbs folgt. Andererseits kann aber auch eine Koordination von zwei Sätzen angenommen werden (Der Umgang mit Menschen (ist mir wichtig) und eine gute teamorientierte Zusammenarbeit ist mir wichtig), was für die Wahl des Singulars spricht.
⬩ Satzübergreifende Genuskongruenz (Genus, siehe auch Pronomen):
Da hier grammatisches und natürliches Geschlecht voneinander abweichen, sind zwei Pronominalisierungen denkbar. Für die Kongruenz kann das semantische Merkmal (z.B. weiblich in 16) und nicht das grammatische Merkmal (z. B. Neutrum in 17) maßgeblich sein. Man spricht in solchen Fällen von ‚semantischer Kongruenz‘.
⬩ Kongruenz bei Adjunktorgruppen:
Die Kasuskongruenz (als des eigentlichen Drahtziehers) ist hier natürlich auch möglich; der Nominativ kommt bei Bezügen auf ein Genitivattribut (Genitiv) aber häufiger vor.