Das Prädikativ ist ein Satzglied mit der Funktion, dem Subjekt oder (seltener) dem Objekt eine Eigenschaft zuzuweisen. In Kopulasätzen unterstützt das Prädikativ das semantisch leere Kopulaverb.
In (1-6) ist das Prädikativ durch ein Kopulaverb (1-5) bzw. ein kopulaähnliches Verb (6) mit dem jeweiligen Subjekt verbunden (sog. ‚Subjektsprädikativ‘). Anders in (7): Hier ist das Prädikativ mit dem Objekt (farblich hervorgehoben) verbunden. Das Verb nennen weist bereits lexikalisch auf die Eigenschaftszuweisung zwischen Objekt und Prädikativ hin, vergleichbar dem Kopulaverb oder kopulaähnlichen Verben. Ist die Bezugsgröße des Prädikativs das Objekt wie in (7), wird dies als ‚Objektsprädikativ‘ bezeichnet.
Ein Prädikativ kann sein: ein Adjektiv (4) bzw. eine Adjektivgruppe (sehr jung in 1), ein adjektivisch verwendetes Partizip (2), ein Nomen (Ärztin) (3) bzw. eine Nominalgruppe (eine berühmte Ärztin in 3, 7), eine Adjunktorgruppe (6) oder (selten) ein Teilsatz (5). Wird das Prädikativ durch ein Adjektiv gebildet, bleibt es meist unflektiert (Flexion) (1, 4), in besonderen Fällen ist es flektiert (2). Flektierte Adjektive sowie Nominalgruppen kongruieren (Kongruenz) zumeist in Numerus und immer in Kasus mit dem Subjekt bzw. mit dem Objekt (7).
Prädikative, die durch ein Kopulaverb oder ein kopulaähnliches Verb mit der Bezugsgröße (Subjekt/Objekt) verbunden sind, sind erfragbar (wie? was?), in das Vorfeld verschiebbar (Spitzenstellungsprobe), ersetzbar, nicht weglassbar.
Prädikative, die Nomen bzw. Nominalgruppe im Nominativ sind, werden als ‚Gleichsetzungsnominative‘ oder als ‚Prädikatsnomen‘ bezeichnet.
Mit den Bezeichnungen ‚Gleichsetzungsnominativ‘ wird vor allem das formale Merkmal der Kasuskongruenz (Kasus, Kongruenz) bei Prädikativen mit Bezug auf das Subjekt, die durch Nominalgruppen gebildet sind, herausgestellt. Die Bezeichnung ist nicht auf die übrigen Prädikative anwendbar.
Der Ausdruck ‚Prädikative Ergänzung‘ orientiert sich an der Valenz.
Da Prädikative im Satz verschiebbar und erfragbar sind, können sie als Satzglieder gelten. Anders als die Objekte werden sie aber nicht vom Verb regiert (Rektion), sondern komplettieren das Kopulaverb bzw. kopulaähnliche Verb semantisch, indem sie der Bezugsgröße Eigenschaften zuschreiben (8) oder eigenschaftsähnliche Zuschreibungen wie Berufsbezeichnungen (9) oder Herkunftsbezeichnungen (10) oder Ähnliches vornehmen:
Kopulasätze beschreiben die jeweilige Bezugsgröße näher, was bei einer Überführung in ein Attribut besonders deutlich wird:
Aus diesen Gründen werden in manchen Grammatiken Prädikative auch als Teil des Prädikats gewertet (zu den Auswirkungen auf die lineare Satzstruktur vgl. Felderstruktur: Hinweise).