Der Nebensatz ist ein untergeordneter, satzförmiger Teil eines Satzgefüges, er hat die Funktion eines Satzglieds, eines Kommentarglieds oder eines Attributs (Subordination). Der Nebensatz ist prototypisch ein Verbletztsatz.
In den Beispielen sind die Nebensätze sind fett gedruckt.
Nebensätze können finit (1, 6, 8-17) oder infinit (2-5, 7) sein. Nebensätze mit infiniten Verbformen sind entweder Infinitivsätze (Infinitiv) (2-3, 7) oder Partizipialsätze (Partizipien) (4-5). Partizipialsätze können mit Partizip I (5) oder Partizip II (4) gebildet werden. Nebensätze können eingeleitet (1-2, 6, 10-17) oder uneingeleitet (3-5, 7-9) sein. Finite Nebensätze können als Verbletzt- (1, 6, 10-17) Verbzweit- (8) oder Verberstsatz (9) realisiert werden (Verbstellung). Der finite eingeleitete Nebensatz mit Verbletztstellung (1, 6, 10-17) ist der prototypische Fall.
Nebensätze haben Satzglied- (1-4, 6-11, dass es euch gut geht in 15, 16-17) bzw. Gliedteilfunktion (Attribut) (5, 12-13, was zählt in 15) in Bezug auf den jeweiligen Obersatz (= den übergeordneten Haupt- oder Nebensatz). Nebensätze können auch als Kommentarglieder fungieren (14). Als Satzglieder können Nebensätze Adverbialsätze (Adverbial) sein (Temporalsatz: 1, 4; Finalsatz: 2; Konditionalsatz: 9), Subjektsätze (Subjekt) (3, 10, dass es euch gut geht in 15), Objektsätze (Objekt) (6-8, 11), Prädikativsätze (Prädikativ) (16) oder sog. indirekte Fragesätze in Objektfunktion sein (17). Adverbialsätze sind frei hinzufügbar und folglich auch weglassbar; Subjekt- und Objektsätze hingegen erfüllen die Funktion obligatorischer Satzglieder und sind deshalb für den grammatischen Satz unverzichtbar.
Als Satzglieder, Attribute oder Kommentarglieder sind Nebensätze in ein Satzgefüge eingebettet.
Ersatzprobe/Pronominalisierungsprobe: Nebensätze haben meist Satzglied- oder Attributfunktion (Satzglied, Attribut). Durch die Ersatzprobe kann nachvollzogen werden, für welche Funktion der Nebensatz steht. Nebensätze können durch Präpositionalgruppen (für eine eindeutige Diagnose in 18, nach seiner Ankunft in 19), Pronominaladverbien (dafür in 18, danach in 19) oder das Pronomen es (20) ersetzt werden oder im Fall von Relativsätzen in ein eingebettetes Attribut (21) überführt werden. Damit kann man sie durch die entsprechenden Ersetzungsprozeduren als Nebensätze bestimmen und gleichzeitig ihre Satzglied(teil-)funktion ermitteln:
Umformungsprobe: Infinite Nebensätze und Nebensätze mit Verbzweit-/Verberststellung können ggf. in eingeleitete Nebensätze mit Verbletztstellung, also in die prototypische Nebensatzform, übergeführt werden:
‚Gliedsatz‘: Dieser Fachausdruck hebt die Satzgliedfunktion von Nebensätzen hervor. Da aber Relativsätze Gliedteilfunktion (= Attributsätze) haben, ist der Fachausdruck Nebensatz umfassender.
‚Infinitivkonstruktion‘ und ‚Partizipialkonstruktion‘: Aus systematischen Gründen werden hier alle untergeordneten Teilsätze als Nebensätze bezeichnet, unabhängig davon, ob sie finit oder infinit sind.
Weiterführendes:
Als ein wichtiger Typ des Nebensatzes kann der Relativsatz gelten. Der prototypische Relativsatz nimmt ein Element des übergeordneten Satzes wieder auf und trifft darüber eine Aussage:
Wenn der Relativsatz eine Aussage über ein Element des übergeordneten Satzes trifft, fungiert er als Attributsatz (Attribut). Relativsätze können sich aber auch weiterführend auf den ganzen übergeordneten Satz beziehen:
Relativsätze können durch Relativpronomen (Pronomen) (25-28), relativ gebrauchte Pronominaladverbien (29) und teilweise auch durch relativ gebrauchte Subjunktionen eingeleitet werden (wo in 27). Das Relativpronomen bezieht sich zwar auf das Bezugselement im übergeordneten Satz und ist deshalb kongruent (Kongruenz) in Bezug auf Genus und Numerus, es gliedert sich aber in die Satzgliedstruktur (Satzglied) des Relativsatzes ein und steht deshalb im für den Relativsatz relevanten Kasus (z. B. Akkusativ in 25) bzw. ist Teil einer im Relativsatz befindlichen Präpositionalgruppe (26-27).
Sogenannte ,freie Relativsätze‘ verfügen nicht über ein Bezugselement im übergeordneten Satz, man kann es sich aber dazu denken und den Satz in eine Variante mit Bezugselement umformulieren:
Dadurch können freie Relativsätze von indirekten Fragesätzen unterschieden werden, bei denen eine solche Variante mit Bezugselement nicht möglich ist:
Als selbstständige Sätze können auch Sätze auftreten, die formal wie Nebensätze aussehen (Einleitung, Verbletztstellung):
Da ein solcher Satz aber nicht Teil eines Satzgefüges ist, ist er kein Nebensatz.
Orthografie:
Zur Zeichensetzung bei finiten Nebensätzen siehe Amtliches Regelwerk § 74, bei Infinitivsätzen Amtliches Regelwerk § 75, bei Partizipialsätzen Amtliches Regelwerk § 76.