Der Verbalkomplex ist eine Verbindung mehrerer formal und funktional aufeinander abgestimmter Verbformen zu einem Komplex. Jeder Verbalkomplex enthält ein Vollverb. Nur eine der Verbformen kann finit sein. Der Verbalkomplex fungiert im Satz als Prädikat und bildet die Satzklammer.
In den Beispielen sind die Bestandteile des Verbalkomplexes gefettet.
Der Verbalkomplex wird prototypisch gebildet durch ein Vollverb und Hilfsverb (1, ist in 2, wird, sein in 3, 5-6, hätte, worden, sein in 7, wird in 8), Modalverb (4, sollen in 7, will in 8) und/oder Spezialverb (hörten in 9). Anstelle des Vollverbs kann aber auch ein Kopulaverb (ist geworden als Form von sein in 2) Kern des Verbalkomplexes sein. Der Verbalkomplex enthält im Hauptsatz und im finiten Nebensatz genau eine finite Verbform, alle anderen Verben des Verbalkomplexes sind infinit. In Sätzen mit Hilfs- oder Modalverben ist immer dieses oder eines von ihnen finit.
Im einfachen Satz bzw. Hauptsatz bildet die finite Verbform mit der/den infiniten Verbform/en eine Satzklammer; zwischen den Teilen des (in diesem Fall diskontinuierlichen/geteilten) Verbalkomplexes können weitere Elemente stehen (2, 5-9) (siehe auch Mittelfeld). Im finiten Nebensatz steht der gesamte Verbalkomplex am rechten Rand (z. B. feiern wird in 8).
Der Funktion des Verbalkomplexes im Satz ist es, das Prädikat zu bilden.
dass-Test für den einfachen Satz bzw. Hauptsatz: Wird ein Satz in eine dass-Form gebracht, stehen alle Elemente des Verbalkomplexes zusammen am rechten Satzrand: zu (5): ..., dass Leo heute Nacht gut geschlafen hat.
‚Geteiltes Prädikat‘; ‚Prädikatsklammer‘, sofern eine Satzklammer vorliegt. Geteilt ist bzw. eine Klammer bildet der Verbalkomplex, der allerdings immer die Funktion des Prädikats hat.
DaF/DaZ:
Zu erkennen, dass die Teile des Verbalkomplexes im Deutschen nicht immer zusammenstehen, ist ein wichtiger Schritt im Erwerb des Deutschen als Zweitsprache.