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Vollverb

Definition

Das Vollverb ist ein Verb, das allein das Prädikat bilden kann. Vollverben weisen Rektion und Valenz auf. Über die Valenz eröffnen sie den Rahmen für die Darstellung eines Sachverhalts.

Beispiele

  1. Die Katze hat stundenlang geschnurrt.
  2. Lea liebte schon immer Hunde.
  3. Ihr gelingt heute alles.
  4. Lea schenkt Ben ein Bild.
  5. Uta belegt den Kuchen mit Beeren.
  6. Geschenkt hat er ihr das Buch.
  7. Schlafen kann ich nicht mehr.
  8. Das Gebäude droht einzustürzen.
  9. Das Gebäude stürzte letzte Woche ein.
  10. Es regnet.

Erläuterungen

Ein Vollverb legt fest, worum es in einem Satz geht: Z. B. geht es in einem Satz mit dem Verb lieben darum, dass jemand etwas oder jemanden liebt, in einem Satz mit einem Verb wie schnurren oder schlafen darum, dass jemand diese Tätigkeit ausübt oder sich in diesem Zustand befindet. Die zentrale Rolle des Verbs für die Semantik und die Struktur von Sätzen erfasst man mit dem Begriff der ‚Valenz‘.

Nach der Anzahl der semantisch relevanten Mitspieler, die sie fordern, werden unterschieden: einwertige (1, 7-9), zweiwertige (2-3), dreiwertige (4-6) und nullwertige (10) Verben. Das Vollverb schnurren (1) fordert einen Mitspieler (Katze) als Subjekt. Das Vollverb lieben (2) hat zwei Mitspieler, und zwar ein Subjekt (Lea) und ein Akkusativobjekt (Hunde). Auch gelingen (3) fordert zwei Mitspieler, aber neben dem Subjekt (alles) steht ein Dativobjekt (ihr). Das Vollverb schenken (4) hat drei Mitspieler, ein Subjekt (Lea), ein Akkusativobjekt (ein Bild) und ein Dativobjekt (Ben). Auch das Vollverb belegen hat drei Mitspieler, ein Subjekt (Uta), ein Akkusativobjekt (den Kuchen) und ein Präpositionalobjekt (mit Beeren). Das Vollverb regnen (10) steht nur zusammen mit dem unpersönlichen Pronomen es.

Neben über die Valenz des Vollverbs geforderten Satzgliedern können Sätze auch weitere Satzglieder enthalten (z. B. die temporalen Adverbiale (Adverbial) stundenlang in 1, schon immer in 2 und heute in 3).

Ob ein Vollverb alleine das Prädikat bildet oder zusammen mit anderen Verben, hängt u. a. von den verbalen Kategorien ab: Nur im Präsens und Präteritum kann das Vollverb alleine das Prädikat bilden (2-5, 9-10) (synthetische Bildung), für andere Tempusformen (Tempus) wie z. B. das Perfekt wird ein Hilfsverb benötigt (1, 6) (analytische Bildung). Ein Vollverb kann darüber hinaus auch gemeinsam mit einem Modalverb (7) oder Spezialverb (8) das Prädikat bilden (siehe Verbalkompex/Satzklammer). Wenn ein Vollverb wie in (1, 6-8) gemeinsam mit einem anderen Verb das Prädikat bildet, ist es immer infinit.

Vollverben können in infiniter Verbform zur besonderen Hervorhebung ins Vorfeld gestellt werden. In (6) steht das Partizip II, in (7) steht der Infinitiv im Vorfeld.

Einige Vollverben sind trennbar (9). Sie sind aus einem Basiswortbaustein und einer Verbpartikel zusammengesetzt (ein-stürzen), die im Präsens und Präteritum voneinander getrennt werden und somit die Satzklammer bilden.

Grammatische Proben

Siehe Verb.

Alternative und verwandte Fachausdrücke

Hinweise

Weiterführendes:

Bei nullwertigen Verben handelt es sich oft um sogenannte Witterungsverben wie regnen, schneien, blitzen. Im Gegensatz zu anderen Vollverben wie in (1-9) regieren (Rektion) sie nur ein rein formales Subjekt. Sie werden hier deshalb aus der Perspektive der Valenz als nullwertig eingeordnet, weil sie keine Ergänzung fordern, die zum Satzszenario beiträgt.

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