Die Ellipse ist eine selbstständige Einheit, in der das Prädikat, Teile des Prädikats oder einzelne vom Vollverb geforderte Satzglieder nicht vorhanden sind. Diese Elemente können aus dem (grammatischen) Kontext, der Situation oder dem Weltwissen ergänzt werden.
Die in eckigen Klammern gesetzten Teile zeigen an, ohne welche Elemente die Ellipsen auskommen.
In (1-6) sind die Ellipsen auf der Basis von Welt- und Situationswissen verstehbar (z. B. 1: bei einem Umzug und 3: als Schild auf einer Straße). (1, 4-6) enthalten kein Prädikat, in (2) und (3) ist ein Teil des Prädikats nicht vorhanden (2: Modalverb, 3: Hilfsverb), in (3) steht das Nomen Straße ohne Artikel, (5) kommt darüber hinaus ohne Dativobjekt (Objekt) aus und (6) ohne Subjekt. Prinzipiell gilt aber, dass es bei Ellipsen auch mehrere Möglichkeiten des Ausbaus zu vollständigen Sätzen geben kann. Häufig erlauben Ellipsen einen größeren Interpretationsspielraum.
(7-8) sind sogenannte Koordinationsellipsen. Hier gelten Elemente aus einem Teil der Koordination für den anderen Teil mit: In (7) gilt das Prädikat liest auch für die folgende Aussage; in (8) gilt das Gleiche für das Prädikat parkt; darüber hinaus kommt hier der erste Teil der Koordination ohne die aus dem zweiten Teil mitverstehbare Nominalgruppe der Garage aus. Die Ellipsen funktionieren hier also wegen des sprachlichen Kontextes ohne eine erneute Nennung identischer Teile.
Eine Ellipse kann durch das Hinzufügen von Konstituenten zu einem strukturell vollständigen Satz ausgebaut werden (wenn man also in 1-8 die eckigen Klammern entfernt).
‚Satzäquivalent‘
Weiterführendes:
Ellipsen gelten in der Linguistik als kommunikativ vollständige Einheiten. Wenn man sie dennoch als unvollständige Sätze bezeichnet und – wie es hier unter grammatischen Proben beschrieben wird – durch das Hinzufügen von Elementen zu Sätzen ergänzt, so ist der Vergleich mit dem Satz als Methode zur Analyse der elliptischen Struktur zu verstehen. Damit ist keine Abwertung von Ellipsen als minderwertige Strukturen verbunden. Ellipsen sind also nicht grundsätzlich umgangssprachlich und auch nicht als grammatische Fehler einzustufen (vgl. unten zu Variation/Stil).
Von Ellipsen zu unterscheiden sind Satzabbrüche: Du weißt schon..., (die im Geschriebenen gewöhnlich durch drei Punkte angezeigt werden; hier ist die Ergänzung zu einem ganzen Satz offen) und Interjektionen wie Oh weh!, die nicht zu einem ganzen Satz ergänzt werden können.
Variation/Stil:
Ellipsen, die auf Welt- und Situationswissen zurückgreifen, sind vor allem in mündlicher Kommunikation anzutreffen. In schriftlichen Texten finden sich (teilweise stark ausgebaute) Koordinationsellipsen (Koordination), auch beispielsweise in Überschriften treten Ellipsen auf (Dresdner Frauenkirche wieder aufgebaut). In der Literatur werden Ellipsen als stilistisches Mittel vor allem für die Erzeugung von Spannung in Erzählungen (Plötzlich ein Schrei! Ein Schatten.) oder für den inneren Monolog genutzt: "Kein Lebendiges. Nichts. Nichts Lebendiges. Milliarden Steinbrocken, Milliarden Steinstücke, Milliarden Steinkrümel. Gedankenlos vom Krieg zerkrümelte Stadt. Milliarden Krümel und einige hundert Leichenfinger. Aber sonst kein Haus, keine Frau, kein Baum. Totes nur. Zerstörtes, Zerfallenes, Zerborstenes, Zerwühltes, Zerkrümeltes. Totes nur. Totes. Kilometerweit, kilometerbreit Totes." (Wolfgang Borchert: Billbrook).