Das Modalverb ist ein Verb, das mit einem Vollverb im Infinitiv das Prädikat bildet. Semantisch werden zwei Arten des Gebrauchs von Modalverben unterschieden: Mit subjektbezogenen Modalverben drückt man einen Wunsch, eine Möglichkeit oder eine Notwendigkeit aus. Beim sprecherbezogenen Gebrauch bringt der Sprecher mit dem Modalverb seine Perspektive auf ein Geschehen ein.
In den Beispielen sind die Modalverben gefettet, die dazugehörigen weiteren verbalen Elemente sind farblich hervorgehoben.
Die gängigsten Modalverben im Deutschen sind: dürfen, können, mögen/möchte-, müssen, sollen, wollen. Finite Modalverben bilden mit dem infiniten Verb (oder den infiniten Verben) gemeinsam den Verbalkomplex. Modalverben besetzen meist die linke Satzklammer.
Es kann zwischen subjektbezogenen und sprecherbezogenen Modalverben unterschieden werden. Bei subjektbezogenenen Modalverben bezieht sich der Ausdruck eines Wunsches (1-2), einer Möglichkeit/Erlaubnis (3, 5) oder einer Notwendigkeit/Aufforderung (4, 6) auf das Subjekt des Satzes. Bei sprecherbezogenem Gebrauch hingegen wird keine modale Bedeutung mit Bezug auf das Subjekt ausgedrückt, vielmehr kommentiert der Sprecher den dargestellten Sachverhalt aus seiner Perspektive: In (7-8) bspw. ordnet wird der der Sachverhalt als vermutet eingeordnet: Ich vermute, dass die Brille teuer war / Wahrscheinlich war die Brille teuer. Ich vermute dass Max die Entschuldigung schwergefallen ist. / Max ist wahrscheinlich die Entscheidung schwergefallen. In (7) geht es also nicht um eine Notwendigkeit, in (8) nicht um eine Erlaubnis.
Tritt ein Modalverb, das einen Infinitiv anschließt, im Perfekt bzw. Plusquamperfekt auf, so erscheint das Modalverb nicht – wie beim Vollverb – in der Form des Partizips II, sondern in der Form des Infinitivs. Diese Verwendung wird ‚Ersatzinfinitiv‘ genannt (10).
Die zu den Modalverben gerechneten Verblexeme treten unter bestimmten Umständen auch ohne Infinitiv als Vollverben auf (11).
Siehe Verb.
Der sprecherbezogene Gebrauch kann daran erkannt werden, dass man anstelle des Modalverbs eine Umformung mit einem semantisch passenden Kommentaradverb verwenden kann:
Der subjektbezogene Gebrauch der Modalverben wird auch als ‚deontischer Gebrauch‘, ‚agensorientierter Gebrauch‘ oder ‚objektiver Gebrauch‘ bezeichnet; der sprecherbezogene Gebrauch ist als ‚(subjektiv-)epistemischer Gebrauch‘ oder als ‚deiktischer Gebrauch‘ bekannt.
Weiterführendes:
Das Verb werden kann mit modaler Bedeutung verwendet werden: Lea wird vermutlich gerade essen. Die Frage, ob werden in diesen Fällen als Modalverb oder als Hilfverb zur Bildung eines ‚modalen Futurs‘ einzuordnen ist, wird in der Sprachwissenschaft kontrovers diskutiert. Das Verblexem brauchen kann als Modalverb verwendet werden. Insbesondere in gesprochener Sprache und in umgangssprachlichen Kontexten regiert (Rektion) brauchen wie die übrigen Modalverben einen Infinitiv ohne zu und entspricht in seiner Funktion nicht müssen: Du brauchst nicht kommen. / Das braucht nicht stimmen. Regiert brauchen einen Infinitiv mit zu fungiert es als Spezialverb (siehe dazu die Hinweise im Eintrag zu Spezialverb). Das Modalverb ‚mögen‘ wird in der Gegenwartssprache in der ursprünglichen Konjunktivform (Konjunktiv) möchte verwendet. Dabei ist die Bedeutung des Konjunktivs verblasst; möchte wie in (2) verhält sich wie ein „normales“ Modalverb im Präsens.
Einige der Modalverben haben eine sehr hohe Gebrauchsfrequenz und weisen zahlreiche Bedeutungsvarianten und teilidiomatisierte Verwendungen auf, z. B. Das will was heißen! Kann ich mal das Salz? Entschuldigt mich, ich muss mal.
DaF/DaZ:
Da das Funktionsspektrum der Modalverben sprachspezifisch ist, ist eine ausführliche kontrastive Darstellung im DaF/DaZ-Unterricht entscheidend. Anders als z. B. im Englischen werden Modalverben im Deutschen nicht als Futurmarker (Futur) verwendet.
Text:
Siehe Verb.
Aufgrund ihrer Bedeutung treten Modalverben häufig in Sprechakten auf, die einen Befehl, einen Wunsch, eine Bitte etc. zum Ausdruck bringen. Sie sind deshalb in bestimmten Textsorten (Verordnung, Vorschrift etc.) sehr häufig anzutreffen und können als sprachliche Mittel zur Textsortenklassifikation verwendet werden.