Der Konjunktiv ist ein Modus, mit dem gekennzeichnet wird, dass eine Aussage nicht direkt, sondern nur mittelbar mit außersprachlichen Gegebenheiten abgeglichen werden kann. Dabei kennzeichnen der Konjunktiv I und der Konjunktiv II eine Aussage als potenziell bzw. als irreal (modal). Die Konjunktivformen (insbesondere Konjunktiv I) werden auch für die Kennzeichnung indirekter Rede genutzt. Der Konjunktiv I wird aus dem Stamm des Indikativ Präsens gebildet, der Konjunktiv II aus dem Stamm des Indikativ Präteritum. Der mit Hilfsverb gebildete würde-Konjunktiv wird häufig analog zum Konjunktiv II verwendet.
Der Konjunktiv wird durch spezifische Flexionsmerkmale gekennzeichnet. Konjunktivformen weisen charakteristischerweise den Wortbaustein -e(-) auf (illustriert z. B. in 1). Unterschieden werden muss zwischen dem Konjunktiv I (‚Konjunktiv Präsens'), der auf der Basis des Stammes des Indikativ Präsens gebildet wird (2), und dem Konjunktiv II (‚Konjunktiv Präteritum'), der auf der Basis des Stamms des Indikativ Präteritum gebildet wird (3a für schwache Verben, 3b für starke Verben). Die Bezeichnungen ‚Konjunktiv Präsens‘ und ‚Konjunktiv Präteritum‘ beziehen sich ausschließlich auf die Formenbildung, mit den beiden Konjunktivformen sind keine temporalen Unterschiede (Tempus) verbunden wie im Indikativ. Vielmehr unterscheiden sich Konjunktiv I und Konjunktiv II in ihrer typischen Verwendung. Die typische Verwendungsdomäne des Konjunktivs I ist die indirekte Rede (4-5, 10-11); der Konjunktiv II wird bevorzugt für die Bezeichnung von Potenziellem (7) und Irrealem (8) verwendet. Darüber hinaus wird der Konjunktiv I z. B. in Kochrezepten verwendet (6) (wirkt heute bereits veraltet) und der Konjunktiv II wird zur Bezeichnung von Höflichkeit genutzt (9).
Die Zuordnungen der Konjunktivformen zu funktionalen Verwendungskontexten können aber nicht als feste Regeln verstanden werden, weil die Konjunktivformen häufig nicht eindeutig als solche erkennbar sind: In Beispiel (10) ist die Form reden für den Konjunktiv I identisch mit dem Indikativ Präsens und die Form redeten für den Konjunktiv II identisch mit dem Indikativ Präteritum. Deshalb gilt: Wenn die Verbform für den Konjunktiv I nicht als Konjunktivform erkennbar ist (10-11), bietet es sich an, auf den Konjunktiv II zurückzugreifen (11), wenn der Konjunktiv für die Kennzeichnung indirekter Rede genutzt werden soll. Wenn hingegen auch die Konjunktiv-II-Form keine eindeutige Konjunktivform ist (10), kann auch der würde-Konjunktiv als Alternative herangezogen werden. In der gesprochenen Umgangssprache wird der würde-Konjunktiv häufig gegenüber dem Konjunktiv II bevorzugt (12).
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‚Möglichkeitsform‘
Weiterführendes:
Da sich Konjunktiv Präsens und Konjunktiv Präteritum nicht temporal
(Tempus) unterscheiden, können auch Konjunktiv Perfekt und Konjunktiv Plusquamperfekt lediglich als einfache Vergangenheitsformen von Konjunktiv I und II fungieren:
Das Plusquamperfekt steht folglich im Konjunktiv nicht für die Bezeichnung von Vorvergangenheit zur Verfügung wie im Indikativ. Es gibt deshalb in (13) keinen temporalen Unterschied zwischen den Varianten mit Perfekt und Plusquamperfekt.
Dennoch kann es – insbesondere im Kontext der Redewiedergabe – ja auch im Konjunktiv das Bedürfnis geben, Vorvergangenheit auszudrücken. Die doppelten Perfektbildungen (Doppelperfekt und Doppelplusquamperfekt), die ebenso zu den Konjunktivformen gehören wie zu den Indikativformen, können genutzt werden, um diese Lücke zu schließen: