Flexion ist die Bildung von Wortformen, die sich an den sprachlichen und außersprachlichen Kontext anpassen. Die Kontextanpassung erfolgt bei flektierbaren Wörtern nach verschiedenen Flexionskategorien.
Die Wortformen flektierbarer Wörter werden nach bestimmten grammatischen Kategorien (z. B. Plural, Dativ, Präsens) mittels Flexion gebildet. Die explizite Kennzeichnung dieser grammatischen Eigenschaften erfolgt mithilfe von flexionsmorphologischen Mitteln, sog. Flexionskategorien:
Flexionskategorie im engeren Sinne | Flexionskategorie im weiteren Sinne | |
Deklination | ||
Kasus | Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv | |
Numerus | Singular, Plural | |
Genus | Maskulinum, Femininum, Neutrum | |
Komparation | ||
Komparationsstufen | Positiv, Komparativ, Superlativ | |
Konjugation | ||
Person | 1. Person, 2. Person, 3. Person | |
Numerus | Singular, Plural | |
Tempus | Präsens, Präteritum | Perfekt, Plusquamperfekt, Futur |
Modus | Indikativ, Imperativ, Konjunktiv | würde-Konjunktiv |
Genus Verbi | Aktiv | Passiv |
In der Tabelle sind als Flexionskategorien im engeren Sinne diejenigen Kategorien aufgeführt, die im Sinne der Definition durch Veränderungen der Wortform realisiert werden. Weitere verbale Kategorien, wie beispielsweise das Perfekt oder das Passiv werden nicht durch Wortformveränderung, sondern mit einem Hilfsverb gebildet. Sie können daher nur in einem weiteren Sinne als Flexionskategorien betrachtet werden.
(1-2) sind Beispiele für Deklination, (3) illustriert Komparation und (4-5) sind Beispiele für Konjugation. Ausgangspunkt für die Flexion ist der Wortstamm, der durch Flexionsaffixe ergänzt wird. Zur Flexion gehört aber auch ein Vokalwechsel innerhalb des Stammes (4) sowie die Umlautbildung (1).
Die Flexionsaffixe beziehen sich im Deutschen häufig nicht eindeutig auf eine Flexionskategorie, vielmehr werden häufig mehrere Flexionskategorien in einem Flexionsaffix fusioniert: Das Flexionsaffix -em in dem in (2) zeigt beispielsweise gleichzeitig den Dativ, den Singular und das Genus Maskulinum (oder Neutrum) an. Das Flexionsaffix -st in rufst in (4) zeigt an: 2. Person, Singular, Präsens, Indikativ, Aktiv.
Inwiefern von den Möglichkeiten der Flexion Gebrauch gemacht wird, hat bei den einzelnen Kategorien unterschiedliche Gründe: Mit Kategorien wie Komparativ, Plural oder Präteritum reagiert der Sprecher bzw. die Sprecherin beispielsweise auf Anforderungen aus dem außersprachlichen Kontext. Das bedeutet, dass diejenige Flexionsform gewählt wird, mit der außersprachliche Gegebenheiten wie etwa eine Mehrzahl eines Gegenstandes oder eine Verortung eines Geschehens in der Vergangenheit versprachlicht werden können. Andere Flexionskategorien wie ein bestimmter Kasus werden hingegen vom sprachlichen Kontext verlangt (Rektion, Kongruenz).
Sämtliche Wortformen eines Lexems, die durch Flexion gebildet werden, fasst man mit dem Terminus ‚Flexionsparadigma‘ zusammen. So bilden beispielsweise sämtliche Formen des Nomens Mensch in allen vier Kasus und in den zwei Numeri ein Flexionsparadigma. In Bezug auf die Verben geht man dabei von den Flexionskategorien im weiteren Sinne aus, rechnet also alle in Bezug auf die fünf verbalen Kategorien gebildeten Formen zum Paradigma.
Wortformen flektierbarer Wörter können in Wortstamm und Flexionsaffixe gegliedert werden. Ein Wortstamm flektierbarer Wörter verfügt in der Regel über eine lexikalische Bedeutung (z. B. les = „etwas Schriftliches entziffern“). Flexionsaffixe verfügen über eine oder mehrere grammatische Bedeutungen (siehe -st bei „Erläuterungen“).
Weglassprobe: Mit der Weglassprobe kann getestet werden,
was Affix ist und was
Wortstamm: Wenn etwas weggelassen werden kann, ist es ein Affix:
Wortstamm + Flexionsaffix: mach-e/-est/-et/-en; Mensch-en
Wortstamm + Wortbildungsaffix + Flexionsaffix: lack-ier-t; Mensch-heit-en.
Wendet man die Weglassprobe beispielsweise bei Verben an, so sieht man, dass der Wortstamm immer gleich bleibt, die Flexionsaffixe sich aber je nach Flexionskategorie verändern. Die Anwendung der Probe setzt voraus, dass Flexion durch das Hinzufügen von Affixen erfolgt, und ist somit nicht anwendbar auf Fälle wie (4), in denen die Flexion durch Vokalwechsel im Stamm erfolgt.
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