Eine Konstituente ist ein Bestandteil einer größeren Bezugseinheit. Wörter, Wortgruppen und Sätze kommen als Konstituenten von Wortgruppen und Sätzen in Frage. Wortbausteine sind Konstituenten der Bezugseinheit Wort.
Der Terminus ‚Konstituente‘ kann prinzipiell auf alle möglichen Typen von Bestandteilen größerer Einheiten bezogen werden. Eine Konstituente hat dabei immer eine Funktion in Bezug auf die größere Bezugseinheit. Um was für eine Funktion es sich dabei handelt, hängt von der Art der Konstituente und der größeren Bezugseinheit ab sowie von der Betrachtungsperspektive. So bilden in (1) unter einer morphologischen Betrachtung die Wortbausteine mut (=Wortstammm) und -ig (=Wortbildungsaffix) die Konstituenten der Nennform des lexikalischen Wortes mutig; -es ist Flexionsaffix (Flexion), sodass die Flexionsform (1) drei Konstituenten mit verschiedenen wortstrukturellen Funktionen aufweist: mut-ig-es. Unter einer silbischen Betrachtung (Silbe) sind mu-ti-ges die silbischen Konstituenten von (1); hier steht folglich eine silbenstrukturelle Funktion im Mittelpunkt der Betrachtung.
Aber auch Wortbausteine und Silben können in kleinere Einheiten zerlegt werden (Phoneme; Laut).
Für die Satzanalyse sind Konstituenten von Sätzen von zentraler Bedeutung. In Bezug auf den Satz haben sie eine Satzfunktion (Prädikat, Satzglied oder Kommentarglied). Dabei kommen nicht nur Wörter als Konstituenten von Sätzen in Frage, sondern auch Wortgruppen und Nebensätze. So sind in (2) die Wortgruppe auch ein mutiger Junge und die Wörter weint und manchmal Konstituenten des Satzes, sie übernehmen in Bezug auf den Satz die Funktionen Subjekt, Prädikat und temporales Adverbial. (3) illustriert, dass auch Nebensätze Konstituenten von Sätzen sein können. Der vorangestellte Nebensatz (Dass die Feier abgesagt werden musste) übernimmt dabei die Funktion des Subjekts in Bezug auf den übergeordneten Satz, der nachgestellte Nebensatz (weil sie sich schon lange darauf gefreut hatten) hat die Funktion eines kausalen Adverbials.
Im Sinne des Grundgedankens der Zerlegbarkeit von größeren Einheiten in kleinere Bestandteile (Konstituenten) weisen auch Wortgruppen eine Konstituentenstruktur auf. (4) illustriert, dass dabei auch Wortgruppen wiederum Konstituenten von Wortgruppen sein können: Die Nominalgruppe die erste Durchsteigung der Nordwand der großen Zinne besteht aus den Konstituenten die (Artikel), erste (Adjektiv), Durchsteigung (Nomen) sowie der Nominalgruppe, die als Genitivattribut (Genitiv, Attribut) fungiert: der Nordwand der großen Zinne. Diese enthält wiederum eine weitere Nominalgruppe mit der Funktion eines Genitivattributs (der großen Zinne). In Beispiel (5) enthält die Nominalgruppe Die Aufführung, die im August auf der Waldbühne stattfand neben dem Artikel die und dem Nomen Aufführung mit die im August auf der Waldbühne stattfand einen Nebensatz als Konstituente.
Je nach Art Konstituente sind verschiedene Proben erforderlich. Bei den Phonemen und Morphemen (Wortbausteinen) eignet sich die Ersatzprobe:
Auch für Satzkonstituenten kann die Ersatzprobe verwendet werden: ein mutiger Junge ⭢ er. Für die Bestimmung von Satzkonstituenten eignet sich aber besonders die Verschiebeprobe, insbesondere der Vorfeldtest (auch: Spitzenstellungsprobe), bei dem eine Satzkonstituente ins Vorfeld verschoben wird:
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