Das Pronomen ist eine deklinierbare Wortart (Deklination). Im Unterschied zu den Artikeln bildet das Pronomen selbstständig eine Konstituente im Satz. Im Deutschen werden semantisch folgende Arten von Pronomen unterschieden: Personalpronomen, Reflexivpronomen, Possessivpronomen, Demonstrativpronomen, Relativpronomen, Interrogativpronomen, Indefinitpronomen.
Die Gruppe der Pronomen ist morphologisch gesehen recht heterogen. Syntaktisch gesehen sind Pronomen satzgliedfähig (Satzglied). Die Gemeinsamkeit aller Pronomen liegt darin, dass sie alle eine sehr allgemeine Bedeutung haben, die in einer konkreten Kommunikations- oder Textsituation weiter spezifiziert werden muss. So entscheidet es sich je nach der Situation, wer z. B. der Sprecher bzw. die Sprecherin und somit ich ist (1) bzw. wer genau in (12) die durch alle bzw. einige bezeichnete Personengruppe ist.
Beispiele | Funktion | grammatische Eigenschaften | |
Personalpronomen ich, du, Sie, er, sie, es, wir, ihr, Ihr, sie |
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Reflexivpronomen sich, einander |
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Possessivpronomen mein-, dein-/Ihr-, sein-, ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr- |
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Demonstrativpronomen dies-, jen-, der/die/das (betont), derjenige/diejenige/dasjenige, ... |
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Relativpronomen der/die/das, welche-, wer/was |
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Interrogativpronomen wer/was, welche-, was für ein- |
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Indefinitpronomen all-, einig-, man, etwas, niemand, jemand, ein-, irgendein, ... |
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Ein Pronomen als Satzglied ist allein verschiebbar und erfragbar:
Das gilt nicht für Relativpronomen, da diese positionsfest am Anfang des Nebensatzes sind und nicht verschoben werden können.
‚Fürwörter‘, ‚Stellvertreter‘
Weiterführendes:
Das Pronomen es kann neben der textuell rückverweisenden Bedeutung auch noch semantisch leer als Platzhalter (21), als Korrelat (22 im Hauptsatz) oder als formales Subjekt (22 im Nebensatz) oder Objekt (23) ohne Verweisfunktion gebraucht werden. In diesen Fällen referiert es nicht:
Das Pronomen derjenige/diejenige/dasjenige wird traditionell als ein Demonstrativpronomen eingeordnet, auch wenn diese Form nicht zum hervorhebenden Verweisen verwendet werden kann, sondern ausschließlich als Bezugswort für restriktive Relativsätze fungiert.
Text:
Die Pronomen gehören zu den wichtigsten sprachlichen Kohäsionsmitteln, die der Verknüpfung von Sätzen im Text dienen. Ihre primäre Funktion ist es, in Texten (auch satzübergreifend) auf bereits Eingeführtes zu verweisen. Ein häufiger Fall ist dabei die Einführung einer Person oder eines Gegenstandes durch eine indefinite Nominalgruppe (ein Müller in 24), ggf. die erste Wiederaufnahme mit einer definiten oder demonstrativen Nominalgruppe oder einem Demonstrativpronomen (der in 24) und weitere Wiederaufnahmen mit Personalpronomen (er in 24):
Der Gebrauch des Personalpronomens dient dabei nicht nur der stilistischen Varianz, sondern es ist der neutrale, funktional unmarkierte Fall: Der Textabschnitt hat einen klaren Protagonisten, den Müller, und auf diesen wird erneut verwiesen. Wird statt des Pronomens die Nominalgruppe wiederholt, so kennzeichnet das oft einen inhaltlichen Abschnitt, der oft auch einem Absatz entspricht.
Beim Verweisen im Textkontext kann eine potenzielle Mehrdeutigkeit mithilfe eines Demonstrativpronomens aufgelöst werden: Das Demonstrativpronomen bezieht sich auf das zuletzt genannte Objekt oder Adverbial: der/dieser = Peter, während er ambig wäre:
Wird ein Personalpronomen zur textuellen Ersteinführung verwendet, hat dies oft die Funktion eines Spannungsaufbaus (1).
DaF/DaZ:
Da das Pronomen mit seinem Bezugswort auch satzübergreifend im Genus und Numerus kongruiert (Kongruenz), ist für das Verstehen und das adäquate Produzieren von Texten mit satzübergreifenden pronominalen Bezügen das Wissen über die Genuszuweisung entscheidend. Dies macht Pronomen zu einem wichtigen und anspruchsvollen Gegenstand im DaF-/DaZ-Erwerb. Erschwerend kommt hinzu, dass in den Fällen, in denen das natürliche Geschlecht und das grammatische Genus nicht zusammenfallen, der pronominale Bezug sich nach beiden richten kann: Insbesondere satzintern, z. B. bei Relativsätzen, hängt die Pronomenwahl tendenziell vom grammatischen Genus ab (27). Satzübergreifend hingegen wird im heutigen Deutsch häufig die Pronomenwahl nach dem natürlichen Geschlecht bevorzugt (28) (siehe auch Kongruenz):