Termini/Registertermini


Pronomen

Definition

Das Pronomen ist eine deklinierbare Wortart (Deklination). Im Unterschied zu den Artikeln bildet das Pronomen selbstständig eine Konstituente im Satz. Im Deutschen werden semantisch folgende Arten von Pronomen unterschieden: Personalpronomen, Reflexivpronomen, Possessivpronomen, Demonstrativpronomen, Relativpronomen, Interrogativpronomen, Indefinitpronomen.

Erläuterungen

Die Gruppe der Pronomen ist morphologisch gesehen recht heterogen. Syntaktisch gesehen sind Pronomen satzgliedfähig (Satzglied). Die Gemeinsamkeit aller Pronomen liegt darin, dass sie alle eine sehr allgemeine Bedeutung haben, die in einer konkreten Kommunikations- oder Textsituation weiter spezifiziert werden muss. So entscheidet es sich je nach der Situation, wer z. B. der Sprecher bzw. die Sprecherin und somit ich ist (1) bzw. wer genau in (12) die durch alle bzw. einige bezeichnete Personengruppe ist.

BeispieleFunktiongrammatische Eigenschaften
Personalpronomen
ich, du, Sie, er, sie, es, wir, ihr, Ihr, sie
  1. Ich schenke euch mein Lieblingsbuch. Es handelt von einem Jungen. Er heißt Harry Potter und ist Zauberer.
  • 1. und 2. Person: zeigende Funktion, verweist auf den Sprecher bzw. die Sprecherin und ggf. weitere Personen (1. Person) bzw. auf den/die Angesprochene(n) (2. Person)
  • 3. Person: typischerweise textueller Verweis auf bereits eingeführte Gegenstände, Personen oder Sachverhalte, auch über die Satzgrenze hinweg
Reflexivpronomen
sich, einander
  1. Er wäscht sich.
  2. Sie helfen einander beim Tragen.
  3. Sie sehen einander an.
  4. Sie reden miteinander, während wir noch aufeinander warten.
  • erlaubt einen Rückbezug auf bereits eingeführte Gegenstände oder Personen im selben einfachen Satz
Possessivpronomen
mein-, dein-/Ihr-, sein-, ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr-
  1. Das ist meins!
  • zeigt Besitzverhältnisse/Zugehörigkeiten an
Demonstrativpronomen
dies-, jen-, der/die/das (betont), derjenige/diejenige/dasjenige, ...
  1. Du willst das Paul schenken? Dies ist ein guter Einfall.
  • verweisende Funktion: verweist besonders hervorhebend oder kontrastierend auf eine konkrete Person oder einen konkreten Gegenstand im außersprachlichen Kontext oder im Textkontext;
  • Demonstrativpronomen im Neutrum dies und das fassen oft einen zuvor beschriebenen Sachverhalt komprimiert zusammen.
  • flektieren nach Kasus, Genus und Numerus
Relativpronomen
der/die/das, welche-, wer/was
  1. Das ist das Buch, das ich dir empfohlen habe.
  2. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. (Derjenige, der Wind sät, wird Sturm ernten.)
  3. Das ist der Mann, mit dem/mit dessen Frau ich zusammenarbeite.
  • leitet den Relativsatz ein
  • Der/die/das leitet attributive (Attribut) Relativsätze ein.
  • Wer/was leitet die sog. freien bzw. weiterführenden Relativsätze ein.
Interrogativpronomen
wer/was, welche-, was für ein-
  1. Wen soll ich anrufen?
  • leitet eigenständig eine Ergänzungsfrage ein und markiert die semantische Leerstelle, die in der Antwort gefüllt werden soll
  • flektieren nach Kasus, manche auch nach Genus und Numerus
Indefinitpronomen
all-, einig-, man, etwas, niemand, jemand, ein-, irgendein, ...
  1. Alle/Einige haben die Klassenarbeit geschafft.
  2. Man ärgert sich darüber, denn das ist nicht jedermanns Geschmack.
  3. Kommen noch welche hinzu?
  4. Ich habe noch was vor.
  5. Du hast noch etwas in den Haaren.
  6. Du isst ja gar nichts!
  7. Niemand, der das gesehen hat, kann das vergessen.
  • Funktion, auf Personen, Gegenstände oder Sachverhalte zu verweisen, ohne dass diese in irgendeiner Weise genau charakterisiert oder für Hörende/Lesende eindeutig identifizierbar sind; zum Teil auch eine quantifizierende oder verneinende Funktion
  • morphologisch heterogen: einige Indefinitpronomen flektieren nach Genus, andere haben ein festes Genus (niemand; etwas)

Grammatische Proben

Ein Pronomen als Satzglied ist allein verschiebbar und erfragbar:

  1. Alle haben die Klassenarbeit geschafft. – Die Klassenarbeit haben alle geschafft.
  2. Wer hat die Klassenarbeit geschafft? – Alle (haben die Klassenarbeit geschafft).

Das gilt nicht für Relativpronomen, da diese positionsfest am Anfang des Nebensatzes sind und nicht verschoben werden können.

Alternative und verwandte Fachausdrücke

‚Fürwörter‘, ‚Stellvertreter‘

Hinweise

Weiterführendes:

Das Pronomen es kann neben der textuell rückverweisenden Bedeutung auch noch semantisch leer als Platzhalter (21), als Korrelat (22 im Hauptsatz) oder als formales Subjekt (22 im Nebensatz) oder Objekt (23) ohne Verweisfunktion gebraucht werden. In diesen Fällen referiert es nicht:

  1. Es kamen vierzig Personen.
  2. Ich habe es gewusst, dass es regnen wird.
  3. Der Hund meiner Nachbarin macht es nicht mehr lange.

Das Pronomen derjenige/diejenige/dasjenige wird traditionell als ein Demonstrativpronomen eingeordnet, auch wenn diese Form nicht zum hervorhebenden Verweisen verwendet werden kann, sondern ausschließlich als Bezugswort für restriktive Relativsätze fungiert.

Text:

Die Pronomen gehören zu den wichtigsten sprachlichen Kohäsionsmitteln, die der Verknüpfung von Sätzen im Text dienen. Ihre primäre Funktion ist es, in Texten (auch satzübergreifend) auf bereits Eingeführtes zu verweisen. Ein häufiger Fall ist dabei die Einführung einer Person oder eines Gegenstandes durch eine indefinite Nominalgruppe (ein Müller in 24), ggf. die erste Wiederaufnahme mit einer definiten oder demonstrativen Nominalgruppe oder einem Demonstrativpronomen (der in 24) und weitere Wiederaufnahmen mit Personalpronomen (er in 24):

  1. Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Eines Tages begab es sich, dass er mit dem König sprach [...]

Der Gebrauch des Personalpronomens dient dabei nicht nur der stilistischen Varianz, sondern es ist der neutrale, funktional unmarkierte Fall: Der Textabschnitt hat einen klaren Protagonisten, den Müller, und auf diesen wird erneut verwiesen. Wird statt des Pronomens die Nominalgruppe wiederholt, so kennzeichnet das oft einen inhaltlichen Abschnitt, der oft auch einem Absatz entspricht.

  1. zu (24) Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter.
    Eines Tages begab es sich, dass der Müller mit dem König sprach [...]

Beim Verweisen im Textkontext kann eine potenzielle Mehrdeutigkeit mithilfe eines Demonstrativpronomens aufgelöst werden: Das Demonstrativpronomen bezieht sich auf das zuletzt genannte Objekt oder Adverbial: der/dieser = Peter, während er ambig wäre:

  1. Paul wollte mit Peter Tennis spielen, aber der/dieser wurde krank.

Wird ein Personalpronomen zur textuellen Ersteinführung verwendet, hat dies oft die Funktion eines Spannungsaufbaus (1).

DaF/DaZ:

Da das Pronomen mit seinem Bezugswort auch satzübergreifend im Genus und Numerus kongruiert (Kongruenz), ist für das Verstehen und das adäquate Produzieren von Texten mit satzübergreifenden pronominalen Bezügen das Wissen über die Genuszuweisung entscheidend. Dies macht Pronomen zu einem wichtigen und anspruchsvollen Gegenstand im DaF-/DaZ-Erwerb. Erschwerend kommt hinzu, dass in den Fällen, in denen das natürliche Geschlecht und das grammatische Genus nicht zusammenfallen, der pronominale Bezug sich nach beiden richten kann: Insbesondere satzintern, z. B. bei Relativsätzen, hängt die Pronomenwahl tendenziell vom grammatischen Genus ab (27). Satzübergreifend hingegen wird im heutigen Deutsch häufig die Pronomenwahl nach dem natürlichen Geschlecht bevorzugt (28) (siehe auch Kongruenz):

  1. Das ist ein Mädchen [Neutr.], das [Neutr.] ich gestern kennengelernt habe.
  2. Das Mädchen [Neutr.] war außer sich vor Freude über diesen Vorschlag. Endlich konnte sie [Fem.] ihren [Fem.] Traum erfüllen.

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