Die Adjektivgruppe ist eine Wortgruppe mit einem Adjektiv beziehungsweise Verbaladjektiv als Kern. Adjektivgruppen konnen vor allem durch Intensitatspartikeln ausgebaut werden. Bei Verbaladjektiven bestimmt die Valenz des zugrunde liegenden Vollverbs den Ausbau.
In den Beispielen ist der Kern fett gedruckt, die Adjektivgruppe geklammert.
In Adjektivgruppen kann das Adjektiv bzw. Verbaladjektiv z. B. mit einem weiteren, nicht flektierten Adjektiv (z. B. schon in 2), mit einer Prapositionalgruppe (z. B. mit Blumen in 3), mit einer Nominalgruppe (z. B. des Wartens in 5) oder mit einer (Intensitats-)Partikel (z. B. sehr/zu/ziemlich in 1) erweitert werden. Dabei stehen aber nicht allen Adjektiven alle Formen der Erweiterung zur Verfugung. So gibt es im Deutschen nur wenig Adjektive, die auf der Basis ihrer Semantik uber Valenz verfugen, also die Eigenschaft, eine in ihrer Semantik und ihrer Form festgelegte Erweiterung an sich zu binden (hier: des Wartens als valenzgebundene Erganzung zu mude/uberdrussig in 5). Eine Erweiterung durch eine Intensitatspartikel wie in (1) ist hingegen die prototypische Erweiterungsmoglichkeit fur Adjektive. Verbaladjektive wie in (2-4) haben vielfaltige Erweiterungsmoglichkeiten. Diese sind jeweils durch das zugrunde liegende Verblexem (Verb) vorbestimmt. Adjektivgruppen sind oft Teil von Nominalgruppen (z. B. ist die Adjektivgruppe schon gedeckte Teil der Nominalgruppe der schon gedeckte Tisch in 2 oder die Adjektivgruppe die Literatur liebende ist Teil der Nominalgruppe Die die Literatur liebende Schulerin in 4). Adjektivgruppen konnen attributive (Attribut) (2-4), pradikative (Pradikativ) (1) oder adverbiale (Adverbial) (5) Funktion haben.
Bei Adjektivgruppen mit Satzgliedfunktion (Satzglied) erkennt man die Gruppe an ihrer Verschiebbarkeit im Satz: Des Wartens mude ging er nach Hause ? Er ging des Wartens mude nach Hause. Adjektivgruppen in Attributfunktion (Attribut) erkennt man an der Weglassbarkeit bzw. Ersetzbarkeit der Gruppe: Das ganz neue Auto ? das Auto ? das (von meinen Eltern lange gefahrene) Auto).
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Weiterfuhrendes:
Wenn vor einem Nomen mehr als ein Adjektiv steht, konnen ganz unterschiedliche formale und inhaltliche Beziehungen vorliegen. Dies sei an einer Verbindung aus zwei Adjektiven und einem Nomen demonstriert: (i) eine ungewohnlich erfolgreiche Schulerin: Das erste Adjektiv ist nicht dekliniert (Deklination) und bezieht sich nur auf das folgende, deklinierte Adjektiv. Gemeint ist: die Schulerin ist ungewohnlich erfolgreich. (ii) eine ungewohnliche erfolgreiche Schulerin: Das erste Adjektiv bezieht sich auf die folgende Verbindung aus Adjektiv und Nomen. Beide Adjektive sind dekliniert. Zwischen den Adjektiven steht kein Komma. Gemeint ist: Die erfolgreiche Schulerin ist ungewohnlich. (iii) eine ungewohnliche, erfolgreiche Schulerin: Beide Adjektive sind dekliniert und beziehen sich gleicherma?en auf das Nomen. Zwischen den Adjektiven steht ein Komma (oder eine Konjunktion wie und). Gemeint: Die Schulerin ist ungewohnlich und erfolgreich. Nur bei (i) handelt es sich um eine ausgebaute Adjektivgruppe: Der Kern der Adjektivgruppe erfolgreiche wird durch das intensivierend verwendete ungewohnlich erweitert. Ob Konstruktion (ii) oder (iii) vorliegt, lasst sich nicht immer eindeutig bestimmen.
Spracherwerb:
Der Ausbau von Adjektivgruppen ist ein spates Phanomen, also eines, das erst in einem fortgeschrittenen Stadium des Spracherwerbs feststellbar ist. Entsprechend ist gerade ein erweitertes Partizip ein Ausdruck hoher Sprachkompetenz bei allen Lernenden.
Orthografie
Als Kern einer Adjektivgruppe werden Adjektive immer kleingeschrieben.