Stabile Variabilität? Wie geht das?

Denkt man an die Standardisierung, scheint die Vereinheitlichung nicht weit zu sein. Der Gedanke, dass das Standarddeutsche irgendwie stabil sein muss, schwingt auch in Attributen wie ‚überregional‘ und ‚nicht schichtenspezifisch‘ mit. Andererseits tauchen in Tabelle 1 Charakteristika wie ‚variierbar‘ und ‚funktional differenziert‘ auf. Wie lässt sich dann die Idee einer Stabilität über Regionen und soziale Schichten hinweg mit den Vorstellungen von der Variabilität und der funktionalen wie natürlich auch stilistischen Ausdifferenzierung der Standardsprache vereinen?

Zum einen muss man annehmen, dass die Standardsprache in Abhängigkeit von bestimmten Aspekten der Kommunikationssituation (Anlass, Partner, Thematik, Textsorte etc.) variieren kann, und zwar in verschiedenen Regionen und sozialen Gruppen in ähnlicher Weise (vgl. Ammon 2005, S. 28). Zum anderen muss man einen gewissen Spielraum für diatopische und diastratische Variabilität zulassen. Schließlich ist auch an eine Variabilität innerhalb bereits genau bestimmter Kommunikationskonstellationen zu denken, wie sie z. B. durch konkrete Textsorten vorgegeben werden, und sei es im Sinne von variatio delectat.

Dass die Standardsprache variiert, ist in der Forschung heute unstrittig und wird auch vielerorts betont und ausführlich diskutiert (z. B. Ammon 1995, 2005 - v. a. zur nationalen Variation, außerdem Eichinger 2005, Elspaß 2005). Was ist aber eigentlich mit „variieren“, „Variation“ u. Ä. gemeint? Angesichts zahlreicher Interpretationsmöglichkeiten sind für unser Vorhaben offensichtlich einige Sprachregelungen erforderlich. Die zu behandelnde Problematik soll dabei in ihrer Gesamtheit weiter mit dem terminologisch wenig vorbelasteten Begriff ‚Variabilität‘ umrissen werden. In den nächsten Abschnitten werden diejenigen Ausprägungen der Variabilität konkretisiert, die das Projekt beschäftigen sollen.

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Autor(en)
Marek Konopka
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