Die Determination

Determination (zu lat. determinare 'begrenzen, eingrenzen, festlegen, bestimmen') wird hier definiert als ein Wortbildungsvorgang, bei dem eine Wortbildungseinheit von einer meist anderen Wortbildungseinheit semantisch näher bestimmt, eingegrenzt, festgelegt wird. Die Forschungsliteratur behandelt die Determination bei Komposita und die Determination bei Derivaten überwiegend separat; die Determination bei Derivaten wird meist Modifikation genannt. Weil sich die Determination bei Derivaten im Prinzip jedoch nicht von der bei Komposita unterscheidet, soll hier kein eigener Terminus Modifikation benutzt werden. Allerdings gibt es bei der Derivation Spezifika.

  • Die Determination bei Komposita: Die meisten Komposita sind Determinativkomposita wie Hutschachtel, Königsmantel, pantherelegant, knirschkauen. Nur wenige Komposita (nämlich einige Adjektivkomposita wie schwarzweiß) passen nicht in diese Kategorie; sie sind als Kopulativkomposita von den Determinativkomposita abzugrenzen. Determinativkomposita bestehen aus zwei unmittelbaren Einheiten; die erste Einheit bestimmt grundsätzlich die zweite näher. Vgl. Das Determinativkompositum. Hut in Hutschachtel bestimmt Schachtel semantisch näher; eine Hutschachtel ist eine Schachtel für einen Hut.
  • Die Determination bei Derivaten: Bei Derivaten gibt es zwei semantische Wortbildungsverfahren, die Transposition und die Determination. Bei der Transposition wird ein Wort syntaktisch umgenutzt (z.B. er ist schön -> seine Schönheit), bei der Determination wird eine Einheit durch eine andere semantisch näher bestimmt. Determination kann es nur bei expliziten Derivaten geben, weil Determinationsverhältnisse z w i s c h e n Einheiten bestehen, d.h. es muss eine Einheit da sein, die bestimmt, und eine, die bestimmt wird. Nur bei binären Strukturen also kann von Determination gesprochen werden. So bestimmt z.B. das Suffix -chen die Basis Kind semantisch näher; ein Kindchen ist ein Kind und zwar ein besonders kleines, besonders niedliches, besonders geliebtes. In Sensibelchen bestimmt dagegen sensibel das Suffix -chen semantisch näher; ein Sensibelchen ist primär eine (durch -chen identifizierte) Person, die in unangenehm auffälliger Weise sensibel ist. Wie leicht erkennbar, bestehen hier elementare Unterschiede zwischen Komposita und Derivaten: Anders als bei Determinativkomposita bestimmt nicht nur die erste Einheit der Derivate die zweite semantisch näher (z.B. bei Sensibelchen), häufig bestimmt auch die zweite Einheit, also das Suffix, die erste näher (z.B. bei Kindchen); Wortbildungssuffixe sind mal Determinans (wie bei Kindchen), mal Determinatum (wie bei Sensibelchen). Während beim Determinativkompositum grundsätzlich die zweite Einheit die Bedeutung des Kompositums festlegt (vgl. Donalies 1999b), also der semantische Kern ist (ein Königsmantel ist ein Mantel, pantherelegant ist elegant), ist bei den Derivaten zwar die zweite Einheit in der Regel für die Festlegung der grammatischen Funktion ausschlaggebend (vgl. Die Righthand Head Rule), d.h. immer die zweite Einheit von Derivaten ist der syntaktische Kern. Der semantische Kern von Derivaten ist aber mal die erste, mal die zweite Einheit: Ein Dichterling ist ein Dichter, ein Schönling aber kein schön und ein Lehrling kein lehr. Vgl. Das transponierende, das determinierende und das determinierte Wortbildungsaffix.

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Elke Donalies
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