Die Illokution (auch: illokutionärer Akt) ist neben der Lokution und der Perlokution der Bestandteil des Sprechaktes, der die Rolle/die Kraft (force) der Sprachhandlung charakterisiert.
Die Illokution ist der wichtigste Teilakt eines Sprechaktes, da sie den Zweck der Lokution verdeutlicht. Die Illokution kennzeichnet die Art der Sprachhandlung, die mit einem Satz im kommunikativen Kontext bzw. einer kommunikativen Minimaleinheit vollzogen wird (Bsp. 1-3).
Jede Äußerung, die in einem kommunikativen Zusammenhang geäußert wird, umfasst die Darstellung einer Proposition mit einem illokutiven Potenzial. Das illokutive Potenzial ist verantwortlich für die Charakterisierung der sprachlichen Äußerung/Handlung, in welche die Proposition eingebettet ist. Dieselbe Proposition kann Grundlage unterschiedlicher Sprachhandlungen sein (Bsp. 1-3).
Die Illokution ist meist konventionalisiert mit sprachlichen Äußerungen verbunden und stellt damit eine symbolische Handlung dar. Sie ist direkt erkennbar bei performativen Verben (Beleg (a)). Sonst hilft der kommunikative Kontext, die Illokution eines Vollsatzes bzw. einer kommunikativen Minimaleinheit zu erkennen (Belege (b), (c)). Neben den performativen Verben und dem kommunikativen Kontext können z. B. auch Abtönungspartikeln (Beleg (d)), W-Pronomina (Beleg (e)), Satztypen (z. B. Verberstsatz) (Beleg (f)) und Satzmodi (z. B. Aufforderungs-Modus) (Beleg (g)) oder die Intonation auf die Illokution hinweisen.
a | Wer sich etwa entschuldigt, handelt im Aussprechen der Entschuldigung zugleich; wer jemanden tauft, vollzieht mit den Worten «ich taufe dich» die Taufhandlung. Derlei Äusserungen bezeichnete Austin als «performative Sprechakte». | (NZZ am Sonntag, 15.07.2012) |
b | Am Fahrzeug stieg Rauch auf. «Alle riefen: Feuer, Feuer!», berichtete eine 33-Jährige aus der Nachbarschaft der Nachrichtenagentur PA. | (dpa, 10.08.2017) |
c | Ein lauter Hupton ertönt: "Einsteigen, bitte - zurückbleiben!" Doch niemand reagiert auf das Signal. Menschenleer liegt der "U-Bahnhof Friedrichshain" vor den Augen von Wartungstechniker Olaf Brandt. | (Berliner Morgenpost, 21.07.2003) |
d | Ach, immer dieselbe Frage: Kümmern die sich in Brüssel überhaupt um uns? | (Süddeutsche Zeitung, 02.01.2018) |
e | Wem ist zu den Tatzeiten etwas Verdächtiges aufgefallen? | (Rhein-Zeitung, 23.02.2008) |
f | Die digitale Revolution der Lesekultur hat bisher nicht stattgefunden. Kommt sie noch? Oder bleibt alles beim Alten? | (St. Galler Tagblatt, 08.10.2014) |
g | „Gehe nicht in Pension, sondern wechsle den Arbeitgeber. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, kommentiert Maria Weisz ihren Abschied. | (Burgenländische Volkszeitung, 09.01.2014) |
In der Sprechakttheorie wird davon ausgegangen, dass jeder Sprechakt aus drei simultan realisierten Teilakten besteht: der Lokution, der Illokution und der Perlokution.
Diese wesentlichen Konzepte der Sprechakttheorie gehen auf den Sprachphilosophen John Langshaw Austin und seine Vorlesungen 1955 zurück, posthum publiziert als How to do things with words (1962), und wurden von John Rogers Searle (1969) modifiziert.
illokutionärer Akt, illokutiver Akt