Abtönungspartikeln
Abtönungspartikeln sind ein kennzeichnendes Merkmal des Deutschen. Sie werden hauptsächlich in der mündlichen Kommunikation verwendet und zum Teil auch in geschriebenen Texten.
Abtönungspartikeln haben eine wichtige kommunikative Funktion, denn sie drücken – wie ihr Name sagt – bestimmte Abtönungen (Nuancen) aus, z.B. Erwartung, Überraschung, Zweifel, Wunder, Interesse.
Wichtige Abtönungspartikeln sind: eigentlich, halt, eben, ja, doch, aber, denn.
eigentlich
a) Zweifel
b) Überraschung
c) Gleichgültigkeit
a) Zweifel: „Ich frage, weil ich nicht glaube, dass sie wirklich so heißt“.
Die Abtönungspartikel eigentlich drückt im Beispiel (3) nicht einen Zweifel aus, sondern der Sprecher will damit kommunizieren: „Vermutlich erwartet A, dass ich einen Wunsch habe. Trotzdem habe ich keinen“.
– einen Zweifel ausdrücken (meistens in Fragen)
– einen Gegensatz zwischen einer Erwartung des Hörers und der Realität ausdrücken (meistens in Aussagen)
halt
a) "Ich hätte es nie gedacht"
b) „Es kann nicht anders sein“
c) „Es ärgert mich“
b) "Es kann nicht anders sein"
B: „Probier‘s halt! Mach‘s bei dir in der Wohnung!“ (Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00327_SE_01_T_02/c544)
B: „Probier‘s! Mach‘s bei dir in der Wohnung!“
Nein. Im Beispiel (5) erscheint die Abtönungspartikel halt in einem Aussagesatz, im Beispiel (7) in einem Aufforderungssatz.
a) „Du kannst es probieren“
b) „Du darfst es probieren“
c) „Du sollst es probieren“
c) „Du sollst es probieren“. Die Aufforderung Probier’s halt! ist als Ratschlag gemeint.
– In Aussagesätzen kann sie ausdrücken, dass etwas unabänderlich ist („Es kann nicht anders sein“).
– In Aufforderungssätzen verdeutlicht sie, dass die Aufforderung als Ratschlag und nicht z.B. als Warnung oder als Erlaubnis gemeint ist.
eben
Im Deutschen kann das Wort eben sowohl als Temporaladverb als auch als Abtönungspartikel verwendet werden. Als Abtönungspartikel hat eben dieselbe kommunikative Funktion wie halt:
In (9) wird eben als Abtönungspartikel verwendet, in (10) als Temporaladverb.
ja
Das Wort ja ist vor allem als interaktive Einheit zum Ausdruck von Bestätigung und Zustimmung bekannt. Darüber hinaus kann ja auch als Abtönungspartikel verwendet werden:
B: „Ja“
A: „Ja. So hab‘ ich gestern jetzt mehrere Sachen bei H&M gekauft. Und jetzt weiß ich halt nicht, ob die ihr so gefallen oder ob das wieder so was ist“
B: „Kann sie ja umtauschen“
(Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00018_SE_01_T_01/c292)
Lesen Sie das Beispiel (11) und beantworten Sie die Fragen:
Interaktive Einheit, Abtönungspartikel
a) „Du hast Recht, sie kann die Sachen umtauschen“
b) „Ich weiß, dass sie die Sachen umtauschen kann“
c) “Wir beide wissen, dass sie die Sachen umtauschen kann“
c) „Wir beide wissen, dass sie die Sachen umtauschen kann“
doch
Genauso wie ja wird das Wort doch im gesprochenen Deutsch als interaktive Einheit sowie als Abtönungspartikel verwendet:
B: „Doch“
A: „Wie denn?“
(Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00272_SE_01_T_01/c957)
B: ��Ich hab’ dir doch vom Anfang an gesagt, dass ich die nicht so toll finde“
(Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00027_SE_01_T_01/c1094)
B: „Ich hab’ auch überlegt, ins Schwimmbad zu gehen, aber ich weiß nicht“
A: „Ja, geh doch nachher! Komm, wir spielen Beachvolleyball!“
(Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00046_SE_01_T_02/c139)
Lesen Sie die Beispiele (12) bis (14) und beantworten Sie die Fragen:
Im Beispiel (12) wird doch als interaktive Einheit verwendet. Es negiert die Negationspartikel nicht und widerlegt somit die ganze Äußerung von Sprecher A. In den Beispielen (13) und (14) erscheint doch dreimal als Abtönungspartikel.
a) „Du bist nicht überzeugt. Ich will dich überreden“
b) „Du sollst wissen, dass ich die Schuhe nicht toll finde“
c) „Du meinst, dass die Schuhe nicht schön sind, aber das stimmt nicht“
a) doch: Sprecher A will Sprecher B
überreden, ins Schwimmbad zu gehen.
b)
doch: Sprecher A und Sprecher B haben offensichtlich zwei
ganz unterschiedliche Vorstellungen von Schönheit. Sprecher A denkt, dass seine
Vorstellung von Schönheit die richtige ist, und will Sprecher B davon
überzeugen.
c) doch: Sprecher A
ist davon überrascht, dass Sprecher B die Schuhe nicht mag. Sprecher B meint, dass
Sprecher A das vom Anfang an weißt. Deswegen hat Sprecher A keinen Grund, überrascht zu
sein.
Aussagen mit doch:
– betonen, dass der Sprecher eine Vorstellung, Meinung oder Einschätzung des Hörers nicht teilt.
– betonen, dass die vorangegangene Hörer-Äußerung nicht zum gemeinsamen Wissen von Sprecher und Hörer passt.
Aufforderungen mit doch sollen den Hörer zu etwas überreden.
– Das Wort doch kann auch als Konnektor verwendet werden. Mehr dazu erfahren Sie hier.
– Genauso wie ja kann auch doch als Abtönungspartikel a) nie alleine und b) nur im Mittelfeld stehen.
aber
Das Wort aber ist vor allem als Konjunktor bekannt – mehr dazu hier. Darüber hinaus kann aber auch als Abtönungspartikel verwendet werden:
B: „Ja“
A:“Das ist aber lieb von dir!“
(Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00438_SE_01_T_01/c704)
Lesen Sie die Beispiele (15) bis (17) und beantworten Sie die Fragen:
In den Beispielen (16) und (17) erscheint aber als Konjunktor – an der Nullstelle in (16) bzw. im Mittelfeld in (17). Im Beispiel (15) erscheint aber als Abtönungspartikel.
Nein. Der Konjunktor aber erscheint in Aussagesätzen, die Abtönungspartikel aber in einem Exklamativsatz.
a) „Das kann nicht sein!“
b) „Das habe ich nicht erwartet!“
c) „Das glaube ich nicht!“
b) „Das habe ich nicht erwartet!“
denn
Das Wort denn kann im Deutschen sowohl ein Konjunktor – mehr dazu hier – als auch eine Abtönungspartikel sein:
B: „Bestimmt weil ’n Gewitter ist“
A: „Nein das Ding hängt sich immer auf der … Decoder“
B: „Was ist denn ein Decoder?“
A: „Decoder äh… Weiß nicht, ob das ’n Decoder ist, auf jeden Fall guck’ ich damit digitales Kabelfernsehen“
(Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00043_SE_01_T_01/c126)
B: “Der Patrick is’ Fotograf, was is ’n [ist denn] der Patrick für ’n Fotograf?“
(Datenbank für Gesprochenes Deutsch, FOLK_E_00043_SE_01_T_01/c200)
Lesen Sie die Beispiele (18) bis (20) und beantworten Sie die Fragen:
Im Beispiel (20). In den Beispielen (18) und (19) erscheint denn als Abtönungspartikel.
a) „Das würde ich wirklich gerne wissen“
b) „Ich verstehe das nicht, erklär mir bitte mehr“
a) Beispiel (19): Sprecher B erfährt gerade, dass Patrick ein Fotograf ist, und will mehr
dazu wissen.
b) Beispiel (18): Sprecher A denkt: „Sprecher B weiß bestimmt,
was ein Decoder ist“, aber Sprecher B weiß das nicht und bittet Sprecher A um eine
Erklärung.
– Neugier und Interesse ausdrücken
– kommunizieren, dass die vorangegangene Information für ihn nicht selbstverständlich ist und er deswegen eine weitere Erklärung braucht.