2 Regelteil und Wörterverzeichnis
Auf der Basis dieser grundlegenden Beziehungen wird durch den Regelteil und das Wörterverzeichnis die geltende Norm der deutschen Schreibung festgelegt. Dabei ergänzen sie einander. So kann die Norm, den Satzanfang großzuschreiben oder gleichrangige Teile in Aufzählungen durch ein Komma zu trennen, durch Regeln im Regelteil allgemein beschrieben werden. Hingegen kann die Schreibung vieler Einzelwörter nur durch Festlegungen im Wörterverzeichnis erfasst werden; durch Verweis auf den Phänomenbereich und die entsprechende Regel erfolgt jedoch eine Zuordnung im Regelteil, und bei ähnlichen Fällen kann so die korrekte Schreibung systematisch erschlossen werden.
In vielen Fällen ist die Schreibung sowohl mit Hilfe der Regeln allgemein zu bestimmen wie auch durch das Nachschlagen im Wörterverzeichnis ermitteln. So besagt etwa eine Regel, dass der Buchstabe für einen einzelnen Konsonanten nach betontem kurzem Vokal verdoppelt wird, wodurch die Kürze des Vokals gekennzeichnet ist (etwa alle, Bett, grillen, schlimm); aber auch im Wörterverzeichnis sind paradigmatische Lemmata mit verdoppelten Buchstaben für den Konsonanten verzeichnet.
2.1 Zum Aufbau des Regelteils
Der Regelteil ist in sechs Teilbereiche gegliedert:
A
Laut-Buchstaben-Zuordnungen
B
Getrennt- und Zusammenschreibung
C Schreibung
mit Bindestrich
D Groß- und Kleinschreibung
E
Zeichensetzung
F Worttrennung am Zeilenende
Den Teilbereichen ist jeweils eine Vorbemerkung vorangestellt, die über Inhalt und Aufbau Auskunft gibt. Die Teilbereiche sind durch Zwischenüberschriften mit arabischer Nummerierung (1, 1.1, 1.2 …) untergliedert. Der gesamte Regelteil ist darüber hinaus fortlaufend durch Paragrafen durchnummeriert, um Verweise sowohl innerhalb des Regelteils als auch vom Wörterverzeichnis auf den Regelteil zu ermöglichen.
Alle Regeln werden durch Anwendungsbeispiele verdeutlicht. Dabei handelt es sich in der Regel um offene Listen mit prototypischen Beispielen. Ausnahmen sind hingegen, wenn nicht anders vermerkt, vollständig angeführt. In den Erläuterungen (= E) werden zusätzliche Hinweise gegeben. Dabei wird prinzipiell von einer Grundregel ausgegangen. Im weiteren Text werden dann regelhafte Abweichungen als Einzelregeln oder als Ausnahmen genannt.
Die im Regelwerk verwendeten Fachausdrücke sind im Glossar vermerkt. Nach Ländern und Regionen differenziert werden Varianten aufgeführt, z. B. Ausrufezeichen/Rufzeichen, Komma/Beistrich, Semikolon/Strichpunkt, Substantiv/Nomen.
Die Anwendungsbeispiele im Regelteil sind kursiv gesetzt und eingerückt.
2.2 Zum Aufbau des Wörterverzeichnisses
Das Amtliche Wörterverzeichnis führt den zentralen orthografischen Wortschatz in alphabetischer Reihenfolge an. Als Komplementärteil zum Regelbereich ist das Wörterverzeichnis auf die Exemplifizierung der übergreifenden Regeln und Phänomenbereiche sowie auf Einzelregelungen ausgerichtet. Angaben zu Flexion und Bedeutung werden nur dann aufgeführt, wenn dies für Fragen zur Rechtschreibung notwendig ist; diese Angaben sind jedoch nicht amtlich festgelegt. Der Fokus liegt auf prototypischen orthografischen Zweifelsfällen, ergänzt durch regelverdeutlichende Anwendungsbeispiele. Alle rechtschreibschwierigen Fälle werden durch Erläuterungen präzisiert, klassifiziert und so in den orthografischen Gesamtkontext eingeordnet.
Dabei wurde die streng alphabetische Anordnung des Verzeichnisses insgesamt sowie innerhalb der Einträge an einigen Stellen modifiziert, um grammatische und semantische Zusammenhänge herauszustellen. Diese „orthografische Cluster-Bildung“ ermöglicht es, die verschiedenen Formen, die mit dem jeweiligen Grundwort gebildet werden können, einander in einem größeren Kontext gegenüberzustellen und ihre Schreibungen und Schreibvarianten durch Zuordnung zu den entsprechenden Regeln in parallelen Fällen zu erfassen oder sie gegeneinander abzugrenzen.
Dementsprechend sind nicht nur Simplizia verzeichnet, also einfache, in ihrer Schreibung regelgeleitete Wortformen. Vielmehr werden auch Syntagmen, mehrteilige Verbindungen, sowie Ableitungen und Komposita umfassend erläutert. Ableitungen und Zusammensetzungen sind nur angegeben, wenn sich bei der Anwendung von Regeln (zum Beispiel zur Getrennt- und Zusammenschreibung) Schwierigkeiten ergeben können. Ebenso sind Angaben zu Flexion und Bedeutung nur dann aufgeführt, wenn dies für rechtschreibliche Zwecke notwendig ist; diese Angaben sind jedoch nicht amtlich festgelegt.
Im Einzelnen gilt:
(1) Stichwörter
Regionale und mundartliche Besonderheiten sind nicht erfasst. Länder- und regionsspezifische Wörter werden verzeichnet, sofern sie in einzelnen deutschsprachigen Ländern und Regionen als standardsprachlich gelten.
Eigennamen werden in der Regel nicht aufgeführt. Eingetragene Marken sind mit ® gekennzeichnet.
Zitatwörter und fremdsprachige Wendungen wie de facto oder dolce far niente werden dann aufgeführt, wenn sie als standardsprachlich etabliert angesehen werden und Schwierigkeiten in der Rechtschreibung verursachen können. Häufig ist dabei der Gebrauch in Zusammensetzungen relevant (De-facto-Anerkennung/De-Facto-Anerkennung).
(2) Weitere Angaben
Zur Unterscheidung von gleich gesprochenen beziehungsweise gleich geschriebenen Wörtern werden zusätzliche Angaben gemacht: Hacke (Gerät) und Hacke, Hacken (Ferse). Bei gleicher Aussprache wird außerdem mit aber wechselseitig aufeinander aufmerksam gemacht: Saite (beim Musikinstrument), aber Seite und Seite (etwa im Buch), aber Saite.
Bei Wörtern, die einander in Schreibung und/oder Bedeutung so ähnlich sind, dass sie
verwechselt werden können, steht ebenfalls aber sowie ggf. eine zusätzliche
Erläuterung als Unterscheidungshilfe. Die Erläuterung kann in Form einer Bedeutungsangabe
erfolgen oder in Form eines Hinweises zur Aussprache (Phon. steht für Phonetik und meint
hier die Lautung):
Alb (Elfe, gespenstisches Wesen), aber
Alp
Alp[e] (Bergweide), aber
Alb
Apartment (engl. Phon.), aber
Appartement
Appartement (frz. Phon.), aber
Apartment.
Unterschiedliche Wortarten erhalten getrennte Einträge ohne explizite grammatische Erläuterung. Die Unterschiede werden aber über typische Anwendungsbeispiele verdeutlicht, so z. B. bei angst und Angst.
(3) Orthografische und lexikalische Varianten
Während orthografischen Varianten die gleiche Aussprache zugrunde liegt (Nougat, Nugat), unterscheiden sich lexikalische Varianten auch durch die Aussprache (Banker, Bänkler). Sowohl orthografische als auch lexikalische Varianten werden im Stichwort durch Komma voneinander abgegrenzt und durch Fettung gleichberechtigt nebeneinander aufgeführt. Sofern die Stichwörter in der alphabetischen Abfolge nicht unmittelbar benachbart sind, werden die Varianten an beiden Stellen aufgeführt (Nougat, Nugat und Nugat, Nougat). In den Beispielblöcken werden orthografische Varianten einander durch Schrägstriche gegenübergestellt (so bei Abend: … guten/Guten Abend sagen).
Gelegentlich, insbesondere bei Vorhandensein von mehr als zwei Varianten, aber auch wenn die Varianz durch zusätzliche Angaben erläutert wird, wird mit einem Pfeil → auf die alphabetisch zuerst stehende Variante verwiesen, die alle Informationen zur Varianz zusammenfasst (siehe Zwetschge, Zwetsche, Zwetschke).
Darüber hinaus kommt es vor, dass analog gebildete, semantisch verwandte Stichwörter, für die dieselbe Regel gilt, entgegen der alphabetischen Ordnung in einem Stichwort nebeneinander aufgeführt werden. Sie werden durch Semikolon abgegrenzt (Log-in; Log-out).
(4) Wortreihen
Mit dem Bogen wird auf ein reihenbildendes Wortelement hingewiesen, dem ein oder mehrere repräsentative Beispiele folgen: andersᴗ: andersherum, anderswo … Drei Punkte am Ende des Beispielblocks signalisieren, dass neben den genannten weitere Verbindungen mit dem reihenbildenden Wortelement denkbar sind
(5) Verweise
Die Paragrafen verweisen auf den Regelteil. Auch innerhalb des Wörterverzeichnisses wird verwiesen. Die Verweise erfolgen mit Hilfe von Pfeilen → oder durch aber sowie vgl.