Informationsentflechtung ist die informationsstrukturelle Grundfunktion des Nachfeldes auf der Satzebene.
Aus informationsstruktureller Sicht bietet das Nachfeld die Möglichkeit, die Informationsmenge in kleinere Informationsblöcke so aufzuteilen, dass die Satzstruktur überschaubar wird und als besonders hörer-/leserfreundlich empfunden wird.
Bei der Informationsentflechtung spielt die Länge bzw. die strukturelle Komplexität einer Konstituente eine wichtige Rolle für deren Nachfeldstellung. Deshalb stehen tendenziell in erster Linie Nebensätze im Nachfeld (a). Aus dem gleichen Grund werden auch besonders umfangreiche Phrasen (b) ausgeklammert; ähnliches gilt für die Aufzählung von Phrasen (c). Auch die meist umfangreichen Attributsätze kommen aus den o. a. Gründen oft im Nachfeld vor. Das Nachfeld kann entweder allein durch den Attributsatz besetzt werden oder durch die Kombination von nachfeldfähiger Bezugseinheit und Attributsatz (d).
Insbesondere bei Verben mit abtrennbarem Präverb wird mittels der Auslagerung einer längeren Einheit ins Nachfeld verhindert, dass das Präverb in Verberst- und Verbzweitsätzen im linearen Verlauf zu lange auf sich warten lässt, was sich aus Sicht des Rezipienten besonders günstig niederschlägt (e).
a | Ist die Vielfältigkeit auch der Grund gewesen, warum Sie sich für den Drehort "Völklinger Hütte" entschieden haben? | (In 24 Stunden um die Welt. www.3sat.de, 28.09.2007) |
b | Auch die diesjährige Preisvergabe reiht sich ein in die Serie umstrittener, manchmal kaum nachvollziehbarer Entscheidungen des Friedensnobelpreis-Komitees. Helmut Kohl und die Ostdeutschen hätten den Preis wirklich verdient. Den Respekt für Liu Xiaobo schmälert das nicht. | (FAZ, 09.10.2010) |
c | In den Niederungen der Ressorts und der Fraktionen wird zwar weiter gerungen werden über Sicherheitsgesetze, Steuervereinfachung und Gemeindefinanzen, doch einige wesentliche Konflikte wurden fürs Erste aus dem Weg geräumt ... | (FAZ, 25.11.2010) |
d | Das deutsche Wachstum wird vor allem getrieben von einer Exportnachfrage, die stark von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängt, auf die Deutschland wiederum nur wenig Einfluss besitzt. | (FAZ, 22.08.2010) |
e | Die Gefährlichkeit solcher Störer ist offenkundig. Ihre Dummheit ergibt sich daraus, dass sie ihrem angeblichen oder echten Anliegen nur schaden. Ihre Anschläge erschlagen die seriösen und berechtigten Argumente der Atomgegner, sie lenken ab von einem berechtigt harten und engagierten, aber friedlichen Protest gegen eine verkorkste Energiepolitik. | (Süddeutsche Zeitung, 08.11.2010) |