Adverbphrase
Andere Bezeichnung:
Im Gegensatz zum Deutschen, wo die Form des prädikativ verwendeten Adjektivs mit dem adverbial verwendeten Adjektiv identisch ist:
Er ist schlecht.
Er behandelt mich
schlecht.
verfügt das Italienische nur über wenige Adjektive, die als Adverbien fungieren können. Morphologisch betrachtet sind sie unveränderliche Adjektive in adverbialer Funktion, wie solo (dt. nur), giusto (soeben), piano (leise), forte (laut), molto (sehr), tanto (viel), poco (wenig), alto (hoch), basso (niedrig), duro (hart). Beispiele:
I poliziotti hanno lavorato duro per un paio di
settimane.
[CdS, 10.02.1995]
Ma se Formentini continua a volare basso, allora tra
quattro o cinque mesi rischia di perdere la fiducia del consiglio comunale.
[CdS,
25.02.1995]
Die meisten it. Adjektive, sowohl die attributiv, als auch die prädikativ verwendeten, sind variable Wörter mit Genus- und Numerusflexion. Hingegen sind Adverbien unflektierbare Ausdrücke, die Satzkomponenten, den Verbalkomplex oder einen ganzen Satz modifizieren.
Adverbphrase im Überblick
Adverbphrasen modifizieren den Verbalkomplex oder den gesamten Satz. Sie können aber auch adnominal verwendet werden, d. h. als Erweiterung eines Nomens innerhalb einer Nominalphrase.
Syntaktische Struktur
Die adverbialen Köpfe können durch Intensitätspartikeln, Adjektive in der Funktion von Intensitätspartikeln, Adverbien und Präpositionalphrasen erweitert werden. Die Erweiterungen durch Intensitätspartikeln oder durch Adverbien stehen in der Regel links vor dem Kopf:
Erweiterungen durch | |
Intensitätspartikeln | einigermaßen gern sehr gern recht oft überaus oft |
Adjektive in der Funktion von Intensitätspartikeln | komplett anders ziemlich anders völlig blindlings total blindlings |
Adverbien | leider umsonst so oft |
Präpositionalphrasen werden als Erweiterungen dem Kopf nachgestellt:
Präpositionalphrasen | immer am Sonntag immer nach drei Tagen damals vor der Wende damals nach dem Krieg |
Die Adverbien des Typs gestern, heute, morgen können durch ein Substantiv erweitert werden, das dem Kopf nachgestellt wird:
Substantiv | Der Ministerpräsident will morgen
Nachmittag eine Rede halten. Gestern Abend gab es ein heftiges Gewitter. |
Syntaktische Eigenschaften
Adverbphrasen können - im Gegensatz z. B. zu den Partikeln - im Satz das Vorfeld besetzen:
*Doch hat er gewohnt.
Sie können selbstständig als Antwort auf eine Ergänzungsfrage mit einem W-Pronomen fungieren:
Adverbialia werden prototypisch durch Adverbphrasen realisiert:
Als Verbgruppenadverbialia und als Satzadverbialia können Adverbphrasen sowohl Komplemente als auch Supplemente sein, damit sind sie primäre Komponenten des Satzes:
Sabine ist völlig anders.
Die Welt ist früh morgens noch in Ordnung.
Sehr gerne geht er mit ihr ins Kino.
Nachgestellt fungieren Adverbphrasen als Attribute zu einem Nomen innerhalb der Nominalphrase. Als Attribute sind sie Nomensupplemente :
Der Baum dort hinten trägt viele Früchte.
Semantisch-funktionale Eigenschaften
Adverbphrasen modifizieren unterschiedliche Typen von Verbgruppen bis hin zur Satzebene. Sie spezifizieren dabei das
Prädikat oder die gesamte Proposition.
In welcher Weise das Prädikat oder die Proposition
spezifiziert wird, hängt von der Semantik des Kopfes der Adverbphrase ab:
*Das Haus lag sehr gerne.
*Wir kommen weit weg zu euch.
Beispiele der Zuordnung der Adverbphrasen zu semantischen Klassen:
semantische Klassen | Adverbphrase |
lokal | dort hinten |
temporal | dienstags abends |
kausal | genau deswegen |
direktional | weit weg |
modifikativ | sehr gerne |
Adverbphrasen können in der unterschiedlichen Sprechsituation deiktische Funktion haben. Sie beziehen sich dabei auf einen gemeinsamen Verweisraum von Sprecher und Hörer. Sie können z. B. in der Lokal- und Temporaldeixis Nähe und Ferne ausdrücken.
Lokaldeixis | Nähe Ferne | hier vorne dort hinten |
Temporaldeixis | Nähe Ferne | jetzt morgen am Sonntag |