Primäre Komponenten des Satzes

Andere Bezeichnungen:

Satzglieder (norwegisch: setningsledd)

Sprachliche Ausdrücke können bestimmte Rollen beim Aufbau von komplexeren sprachlichen Einheiten übernehmen, das heißt, sie können syntaktische Funktionen erfüllen.
Im komplexen Ausdruck "Satz" ist das strukturale Zentrum das finite Verb bzw. der aus mehreren Verbformen bestehende Verbalkomplex (norw.: verbal). Der Verbalkomplex fordert als Ergänzung zu einem vollständigen Satz notwendige Ausdruckseinheiten. Darüber hinaus können weitere - allerdings nicht notwendige - Ausdruckseinheiten hinzutreten.
Die Funktion, den Verbalkomplex mit notwendigen sprachlichen Elementen zu einem Satz zu ergänzen, erfüllen die Komplemente. Die Funktion, einen Verbalkomplex oder einen ganzen Satz mit syntaktisch nicht notwendigen sprachlichen Einheiten zu erweitern, kommt den Supplementen zu.

Die primären Komponenten des Satzes sind der Verbalkomplex, die Komplemente und die Supplemente.

So ergänzen in

[Wir] haben [dieses Problem] gelöst.

die beiden Komplemente wir und dieses Problem den Verbalkomplex haben gelöst zu einem Satz. Dagegen wird in

[Wir] haben [dieses Problem] [schnell] gelöst.

der Verbalkomplex haben gelöst durch das Supplement schnell spezifiziert und durch die Komplemente wir und dieses Problem zu einem Satz vervollständigt. Schließlich kann in

[Damals] haben wir dieses Problem schnell gelöst.

durch das Supplement damals der gesamte Satz

Wir haben dieses Problem schnell gelöst.

erweitert werden, wodurch sich ein neuer Satz ergibt.

Damals haben wir dieses Problem schnell gelöst.


Die primären Komponenten (setningsledd) sind im norwegischen Satz im Prinzip wie im Deutschen organisiert. Die Komplemente werden jedoch meist unter den Termini Subjekt (subjekt) und Objekt (objekt) geführt, während die Supplemente unter der Bezeichung Adverbial (adverbial) beschrieben werden. In der Grammatikbeschreibung der Norsk referansegrammatikk erhält das Subjekt im Norwegischen jedoch einen ausgezeichneteren Status im Vergleich zu den Objekten, die zusammen mit dem Verbalkomplex das Prädikat (predikat) des Satzes bilden. Es wird hier also auf oberster Ebene eher von zwei Hauptkomponenten des Satzes – Subjekt und Prädikat – ausgegangen. Dieser Unterschied ist aber in erster Linie in der unterschiedlichen theoretischen Fundierung der Norsk referansegrammatik und der vorliegenden Grammatikdarstellung begründet.


Im Folgenden wird es um die Frage gehen, wie die funktionalen Komponenten des regulären Satzes durch bestimmte Ausdruckskategorien realisiert und beim Aufbau von Sätzen in Beziehung zueinander gesetzt werden. Komplemente und Supplemente können mithilfe verschiedenartiger Ausdruckskategorien realisiert werden: In obigen Beispielen erscheinen als Komplemente ein Pronomen im Nominativ (wir) und eine Nominalphrase im Akkusativ (dieses Problem) und als Supplemente ein Adjektiv (schnell) und ein Adverb (damals). Der Verbalkomplex kann ausschließlich durch unterschiedliche Verbformen realisiert werden.

Neben dem Satz gibt es allerdings auch sprachliche Einheiten, die syntaktisch nicht aus einem vollständigen Satz bestehen, aber dennoch kommunikative Funktion besitzen. Mit diesen kommunikativen Minimaleinheiten können - genauso wie mit Sätzen - sprachliche Handlungen vollzogen werden.
Zu den kommunikativen Minimaleinheiten zählen einzelne Wortformen wie z. B. Ruhe! (Nomen), herein! (Adverb), einzelne Phrasen Zu Tisch!, Distanzierter Papst [Süddeutsche Zeitung, 25.09.2006] oder Sätze ohne (obligatorische) Komplemente Gut gewappnet [FAZ, 31.08.2005].
Diese Formen sind vor allem in der mündlichen Kommunikation und in den Überschriften der Tageszeitungen zu finden.

Im Rahmen dieser thematischen Einheit werden die verschiedenen Klassen von Komplementen und Supplementen gegeneinander abgegrenzt, ihre möglichen Realisierungen beschrieben und der Aufbau des mitunter komplexen Verbalkomplexes analysiert.

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Autor(en)
Wiebke Ramm
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