Komplement

(norwegisch: utfylling)

Andere Bezeichnungen:

Ergänzung, Aktant, Mitspieler

Sätze werden regelhaft aus kleineren Einheiten, also "kompositional", aufgebaut. Die primären Komponenten des Satzes - sind der Verbalkomplex, die Komplemente und die Supplemente. Jedes Wort, genauer: jede Wortform bzw. jede Phrase im Satz muss zu einer dieser drei primären Komponenten gehören. Das bedeutet aber nicht, dass immer alle drei Komponenten im Satz vorkommen müssen.


Die primären Komponenten (setningsledd) sind im norwegischen Satz im Prinzip wie im Deutschen organisiert. Die Komplemente werden jedoch meist unter den Termini Subjekt (subjekt) und Objekt (objekt) geführt, während die Supplemente unter der Bezeichung Adverbial (adverbial) beschrieben werden (vgl. aber Anmerkungen zur Unterscheidung zwischen gebundenen und freien Adverbialen unten). In der Grammatikbeschreibung der Norsk referansegrammatikk erhält das Subjekt im Norwegischen jedoch einen ausgezeichneteren Status im Vergleich zu den Objekten, die zusammen mit dem Verbalkomplex das Prädikat (predikat) des Satzes bilden (Genaueres hierzu in Komplementklassen). Es wird hier also auf oberster Ebene eher von zwei Hauptkomponenten des Satzes – Subjekt und Prädikat – ausgegangen. Dieser Unterschied ist aber in erster Linie in der unterschiedlichen theoretischen Fundierung der Norsk referansegrammatik und der vorliegenden Grammatikdarstellung begründet.


Komplemente sind unterschiedliche Arten von sprachlichen Ausdrücken (Nominalphrasen, Pronominalphrasen, Präpositionalphrasen, Adjektivphrasen, Adverbphrasen, Nebensätze und Infinitivkonstruktionen), die einen Verbalkomplex zu einem Satz "sättigen". Die einzelnen Komplemente werden zu Komplementklassen zusammengefasst. Die Komplementklasse wiederum wird vom Verb bzw. dem Verbalkomplex bestimmt. Diese Eigenschaft der Verben wird Valenz genannt.


Das Valenzkonzept für Verben ist im Norwegischen grundsätzlich wie im Deutschen. Es wird allerdings, zumindest in der Norsk referansegrammatik, zwischen den valenzgebundenen Ergänzungen innerhalb des Prädikatsteils (den Objekten) und dem Subjekt unterschieden (siehe oben).


Neben den vier Kasuskomplementen werden im Deutschen folgende Komplementklassen unterschieden:

Beispiele:

(1) Die Concorde (Ksub) steht im Museum (Kadv).
[die tageszeitung, 22.02.2005]
(2) Einen guten Eindruck (Kakk) machte dabei die Kanzlerin (Ksub).
(3) Maria (Ksub) achtet auf den Preis (Kprp).
[Die Zeit (Online-Ausgabe), 28.10.2004]
(4) Der Sieger in einer solchen Partie (Ksub) steht schon heute fest: Er (Ksub) heißt Silvio Berlusconi (Kprd).
[die tageszeitung, 08.07.2002]


Da ein Kasussystem im Norwegischen weitgehend fehlt, haben die Kasuskomplemente keine direkte Entsprechung im Norwegischen. Stattdessen werden die Komplemente in erster Linie strukturell über ihre Position im Satz bestimmt, aber auch semantische und referentielle Merkmale können eine Rolle spielen (siehe Komplementklassen). Die Norsk referansegrammatik unterscheidet zwischen Subjekt (norw.: subjekt), direktem Objekt (direkte objekt), indirektem Objekt (indirekte objekt) und Prädikativ (predikativ). Die Entsprechung des deutschen Präpositivkomplements (norw. preposisjonsobjekt) wird hingegen als Subtyp des direkten Objekts beschrieben. Bei den Adverbialen (norw.: adverbial) wird je nach Verhältnis zum Verbalkomplex (norw.: verbal) oder zum Prädikat zwischen gebundenen Adverbialen (bundne adverbial), freien Adverbialen (frie adverbial) und Satzadverbialen (setningsadverbial) unterschieden. Gebundene Adverbiale entsprechen den Adverbialkomplementen im Deutschen.

Beispiele:

(1') Flyet(subjekt) står på museum(bunnet adverbial) .
(2') Han(subjekt) gjorde et godt inntrykk(dir. obj.) på møtet (ubunnet adverbial) .
(2'') Et godt inntrykk(dir. obj.) gjorde også kansleren(subjekt) .
(3') Maria(subjekt) venter på drosje(dir.obj. / preposisjonsobj.) .
(4') Vinneren(subjekt) er allerede klar: Han(subjekt) heter Silvio Berlusconi(predikativ) .


Erste Abgrenzungsprobleme

Es ist zuweilen schwierig, Komplemente von Supplementen abzugrenzen. Die Präpositionalphrase in Berlin ist z. B. in Satz (5) ein Adverbialkomplement, in Satz (6) dagegen aber ein Supplement.

(5) Er wohnt in Berlin.
(6) Die Sonne scheint in Berlin.

Von der Bedeutung des Verbs wohnen wird entweder ein sprachlicher Ausdruck für einen Ort verlangt, der durch eine Präpositionalphrase (z. B. in Berlin, am See, in Bayern) oder ein Lokaladverb (z. B. dort, nebenan, hier) realisiert wird (wie in Satz 6), oder aber es wird ein Ausdruck verlangt, der die Art und Weise des Wohnens näher charakterisiert (wie in Satz 7).

(7) Er wohnt allein.

Die Valenz des Verbs wohnen fordert einerseits ein Komplement im Nominativ - das Subjekt - und andererseits ein situatives Adverbialkomplement oder ein modales Adverbialkomplement, damit ein korrekter Satz des Deutschen entsteht. Folglich kann in Berlin in Satz (5) und allein in Satz (7) nur jeweils ein Komplement sein.

In Satz (6) allerdings ist die Präpositionalphrasein Berlin kein Komplement, sondern ein Supplement, weil das einwertige Verb scheinen eine andere Komplementforderung besitzt: Es genügt ein Komplement im Nominativ, um einen grammatisch vollständigen Satz mit scheinen zu bilden (Die Sonne scheint.).


Die Abgrenzung und die damit ggf. verbundenen Probleme sind im Norwegischen parallel zum Deutschen und betreffen die Unterscheidung zwischen (valenz-)gebundenen Adverbialen (norw.: bundne adverbial) und freien, nicht valenzgebundenen Adverbialen (frie adverbial): Die Präpositionalphrase i Berlin ist in Satz (5') also ein gebundenes Adverbial, in Satz (6') dagegen ein freies Adverbial. Parallel zu Beispiel (7) ist alene auch in der norwegischen Entsprechung (7') ein gebundenes Adverbial.

(5') Han bor i Berlin.
(6') Solen skinner i Berlin.
(7') Han bor alene.


Diese ersten Überlegungen zur Abgrenzung von Komplementen und Supplementen werden in einem zweistufigen Testverfahren nachprüfbar differenziert und zwar mit Hilfe des Reduktionstests und des Folgerungstests.

Die Komplemente werden in Komplementklassen eingeteilt. Ein Überblick über die Komplemente zeigt die Möglichkeiten der syntaktischen Realisierungsformen der Komplemente. Die Leitformen erleichtern die Zuordnung der Komplemente zu den einzelnen Klassen.

Übung: Komplemente

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Autor(en)
Wiebke Ramm
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