Satzgefüge
Kennst du Matrjoschka-Puppen? Das sind kleine Holzfiguren, die sich ineinander verschachteln lassen. Wenn man eine Puppe öffnet, steckt darin eine kleinere, die sich auch wieder öffnen lässt usw. In einer Struktur steckt also eine gleiche Struktur noch einmal. Dieses Prinzip nennt man Rekursivität.
Wenn du in einen Spiegel schaust und dabei einen anderen Spiegel in der Hand hältst, kannst du dich unendlich oft sehen. Auch das ist Rekursivität.
Auch in der Sprache findet man sehr viele rekursive Strukturen. Zum Beispiel können Sätze ineinander verschachtelt sein (mit einem Klick auf die Animation öffnet sich eine vergrößerte Ansicht):
Zugegeben: Das ist ein sehr extremes Beispiel. Aber viele Sätze haben eine oder zwei Verschachtelungen. Diese kann man auch im Feldermodell darstellen. Man kann sie zum Beispiel mit Platzhaltern markieren:
VF | lSK | MF | rSK | NF | |
HS | Julia, S1 | ging | mit ihrem Hund S2 zur Hundeschule. |
Natürlich haben die verschachtelten Sätze jeweils selbst auch eine ganz eigene Felderstruktur, die wir analysieren können. Wir schreiben dafür einfach neue Zeilen in das Feldermodell.
VF | lSK | MF | rSK | NF | |
HS | Julia, S1 | ging | mit ihrem Hund S2 zur Hundeschule. | ||
S1 | die | eine Freundin von mir | ist | ||
S2 | den | sie erst kürzlich vom Tierheim S3 | geholt hatte | ||
S3 | bei dem | sie sich ehrenamtlich um die Tiere | kümmerte | S4 | |
S4 | die | sonst keiner | haben will | S5 | |
S5 | weil | sie zu alt | sind | S2 |
Dabei gilt eine Regel: In jeder Zeile steht nur ein finites Verb! Bei einem zweiten finiten Verb musst du eine neue Zeile (= ein neuer Satz) anfangen.
Das Feldermodell hilft dir also auch bei der Kommasetzung:
Im Vorfeld, Mittelfeld und Nachfeld.
In einer ruhigen Nachbarschaft lebte ein Papagei namens Max in einem gemütlichen Haus mit seiner Besitzerin, Frau Müller.
Max war ein sehr farbenfroher und gesprächiger Vogel, der jedoch eine ungewöhnliche Angewohnheit hatte.
Er kannte eine Menge Schimpfwörter, die er irgendwo aufgeschnappt hatte.
Frau Müller war darüber besorgt, dass Max die falschen Worte benutzte.
Sie brachte ihm andere Wörter bei.
Würde das helfen?
Max hatte ein viel zu großes Interesse an den Schimpfwörtern
VF | lSK | MF | rSK | NF | ||
1 | V2 | In einer ruhigen Nachbarschaft | lebte | ein Papagei namens Max in einem gemütlichen Haus mit seiner Besitzerin, Frau Müller. | ||
2 | V2 | Max | war | ein farbenfroher und gesprächiger Vogel | , der … | |
VL | der | jedoch eine ungewöhnliche Angewohnheit | hatte. | |||
3 | V2 | Er | kannte | eine Menge Schimpfwörter | , die … | |
VL | die | er | irgendwo | aufgeschnappt hatte. | ||
4 | V2 | Frau Müller | war | darüber | besorgt | , dass … |
VL | dass | Max die falschen Worte | benutzte | |||
5 | V2 | Sie | brachte | ihm andere Wörter | bei. | |
6 | V1 | Würde | das | helfen? | ||
7 | V2 | Max | hatte | ein viel zu großes Interesse an den Schimpfwörtern. |
Koordinierte Sätze
Schwierig wird es beim und. Das ist keine Subjunktion, weil es keine Verbzweitstellung auslöst. Es steht vor der linken Satzklammer. Allerdings kann im Vorfeld nur eine Konstituente stehen. Und da man das Wort beide getrennt vom und umstellen kann, kann es sich nicht um eine einzelne Konstituente handeln. Dazu kommt, dass das und seine Position im Satz gar nicht verändern kann.
Welche Lösungen kannst du dir für dieses Problem vorstellen?
Man könnte entweder die Regel aufweichen, dass im Vorfeld nur eine Konstituente stehen kann. Oder man führt ein neues Feld vor dem Vorfeld ein.
Für Konjunktionen, die zwei Sätze miteinander verbinden, nehmen wir ein zusätzliches Feld vor dem Vorfeld an, das Koordinationsfeld:
Typ | KOORD | VF | lSK | MF | rSK | NF |
V2 | Hülya | geht | mit ihrem Hund zum Hundespielplatz. | |||
V2 | Dort | kann | er sich mit anderen Hunden gemeinsam | austoben | ||
V2 | und | beide | sind | hinterher so müde | , dass sie gut schlafen können | |
VL | dass | sie gut | schlafen können. |
Ein kurzer Rückblick: Am Anfang sind wir von drei Feldern ausgegangen: Dem Vorfeld, der linken Satzklammer und dem Mittelfeld. Allerdings brauchen wir bei mehrteiligen Verben, zum Beispiel in Perfektsätzen, auch eine rechte Satzklammer (vier Felder). Manchmal kann nach der rechten Satzklammer noch etwas im Nachfeld stehen (fünf Felder). Und nun haben wir Sätze gefunden, bei denen manchmal etwas vor dem Vorfeld steht, im Koordinationsfeld. Wir können unseren Satz also auf bis zu sechs Felder ausdehnen. (Du wirst in der nächsten Einheit sehen, dass es manchmal sogar noch mehr Felder sein können).
Natürlich braucht man nicht immer alle Felder. Besonders das Koordinationsfeld und das Nachfeld werden nur selten gebraucht. Du solltest sie aber im Hinterkopf behalten!
Kommasetzung im Feldermodell
In der faszinierenden Welt der Evolution gibt es kaum ein Tier dessen Geschichte so eng mit der des Menschen verknüpft ist wie der Hund.
Denn der heutige Hund hat eine erstaunliche Reise von seinem wilden Vorfahren zum besten Freund des Menschen zurückgelegt.
Vor etwa 40.000 bis 20.000 Jahren haben unsere Vorfahren in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler gelebt.
Zu dieser Zeit gab es bereits Wölfe die in der Nähe dieser menschlichen Siedlungen herumstreiften und diese Wölfe ernährten sich von den Abfällen der menschlichen Jagd.
Deshalb hielten sie sich oft in unserer Nähe auf.
Einige Wölfe die weniger Scheu zeigten entwickelten eine gewisse Neugierde und Toleranz gegenüber den Menschen.
Diese Wölfe hatten einen evolutionären Vorteil da sie leichter an Nahrung gelangen konnten.
Menschen bemerkten wiederum die Vorteile von Wölfen die sie vor anderen Raubtieren warnen konnten.
Mit der Zeit entwickelte sich eine nützliche Beziehung zwischen Menschen und diesen weniger scheuen Wölfen.
Die Tiere die mit den Menschen interagierten hatten bessere Überlebenschancen.
Menschen zähmten die Wölfe absichtlich indem sie die freundlichsten und kooperativsten Exemplare für die Fortpflanzung auswählten.
Im Laufe der Zeit wurden diese Wölfe weniger aggressiv und sie entwickelten Eigenschaften die besser zu einem Leben in menschlicher Nähe passten.
Sie wurden zu einer eigenständigen Art die als domestizierter Hund bekannt ist.
KOORD | VF | lSK | MF | rSK | NF |
In der faszinierenden Welt der Evolution | gibt | es kaum ein Tier, | |||
dessen | Geschichte so eng mit der des Menschen | verknüpft ist | wie der Hund. | ||
Denn | der heutige Hund | hat | eine erstaunliche Reise von seinem wilden Vorfahren zum besten Freund des Menschen | zurückgelegt. | |
Vor etwa 40.000 bis 20.000 Jahren | haben | unsere Vorfahren in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler | gelebt. | ||
Zu dieser Zeit | gab | es bereits Wölfe, | |||
die | in der Nähe dieser menschlichen Siedlungen | herumstreiften, | |||
und | diese Wölfe | ernährten | sich von den Abfällen der menschlichen Jagd. | ||
Deshalb | hielten | sie sich oft in unserer Nähe | auf. | ||
Einige Wölfe, […] | entwickelten | eine gewisse Neugierde und Toleranz gegenüber dem Menschen. | |||
die | weniger Scheu | zeigten, | |||
Diese Wölfe | hatten | einen evolutionären Vorteil, | |||
da | sie leichter an Nahrung | gelangen konnten. | |||
Menschen | bemerkten | wiederum die Vorteile von Wölfen, | |||
die | sie vor anderen Raubtieren | warnen konnten. | |||
Mit der Zeit | entwickelte | sich eine nützliche Beziehung zwischen Menschen und diesen weniger scheuen Wölfen. | |||
Die Tiere, […] | hatten | bessere Überlebenschancen. | |||
die | mit Menschen | interagierten, | |||
Menschen | zähmten | die Wölfe absichtlich, | |||
indem | sie die freundlichsten und kooperativsten Exemplare für die Fortpflanzung | auswählten. | |||
Im Laufe der Zeit | wurden | diese Wölfe weniger aggressiv | |||
und | sie | entwickelten | Eigenschaften, | ||
die | besser zu einem Leben in menschlicher Nähe | passten. | |||
Sie | wurden | zu einer eigenständigen Art, | |||
die | als domestizierter Hund | bekannt ist. |
Hier kannst du noch ein paar Sätze mit dem Feldermodell üben. Achtung: Es sind auch ein paar Sonderfälle dabei, bei denen du gut überlegen musst!