Wortschatzerweiterung
Wortbildung ist eine der Möglichkeiten der Wortschatzerweiterung. Zur Wortschatzerweiterung wird im Deutschen am häufigsten neben der Wortbildung die Entlehnung genutzt. Außerdem kann der Wortschatz durch Bedeutungsveränderung und durch Urschöpfung erweitert werden.
Art der Wortschatzerweiterung | Typisches Produkt |
Wortbildung | Hausdach fischen |
Entlehnung | Camouflage tough |
Bedeutungsveränderung | Zweck 'Nagel' zu Zweck
'Sinn' Fuchs 'schlauer Mensch' |
Urschöpfung | Igitt! pardauz |
Wortbildung
Wortbildung ist die Bildung von Wörtern aus Sprachmaterial, das innerhalb einer Sprache vorhanden ist. Im Deutschen wird der Wortschatz vor allem durch die Kombination von Wörtern, Konfixen und Affixen oder durch die morphologische Umwandlung von Wörtern erweitert, z. B. werden die Wörter Dach und Haus zu Hausdach zusammengesetzt, die Konfixe nom und öko werden zu Ökonom zusammengesetzt, Fisch wird von der Wortart Nomen zur Wortart Verb abgeleitet zu fischen. Vgl. Die Wortbildung.
Entlehnung
Entlehnung ist die Übernahme von Sprachmaterial aus einer Herkunftssprache (etwa dem Lateinische, Englischen oder Französischen) in eine Zielsprache (etwa ins Deutsche). Übernommen werden vor allem Wörter und Phrasen (Crash, Camouflage, Tohuwabohu, tough, ab ovo), aber auch Konfixe (ident, öko, therm) und Affixe (prä, abel, ing).
In eine Zielsprache übernommene Entlehnungen gehören zum Wortschatz der Zielsprache, unterscheiden sich aber mitunter in Gebrauch und Grammatik von den einheimischen Teilen der Zielsprache. Auch die Wortbildung mit entlehnten Einheiten ist als Lehnwortbildung mit einigen eigenen Gesetzmäßigkeiten von der Wortbildung mit einheimischen Einheiten abzugrenzen.
Bedeutungsveränderung
Wie die Wortbildung ist auch die Bedeutungsveränderung ein Prozess innerhalb einer Sprache. Verändert wird die Bedeutung eines Wortes. Bedeutungsveränderung ist u. a. Bedeutungserweiterung (ich stehe auf dem Bahnsteig neben ich stehe auf Chaos 'ich mag Chaos, ich finde Chaos wunderbar'), Bedeutungsverengung (mhd. varn allgemein 'sich fortbewegen, gehen' zu fahren 'sich mit einem Fortbewegungsmittel, meist einem mit Rädern, fortbewegen'), Bedeutungsverschiebung (mhd. zwec 'Nagel' zu Zweck 'Ziel, Sinn') sowie Bedeutungsübertragung, Metaphorisierung, Metonymisierung (Fuchs 'schlauer Mensch', der Rücken eines Buches, der Ledermantel stand im Tordurchgang und beobachtete die Straße) und Bedeutungsaufwertung (toll 'psychisch gestört, verrückt' zu toll 'großartig, wunderbar') bzw. Bedeutungsverschlechterung (Dirne 'Mädchen' zu Dirne 'Prostituierte').
Urschöpfung
Urschöpfung, auch weniger deutlich Wortschöpfung genannt, ist ein Verfahren, bei dem Wörter aus Lauten kreiiert werden, die bislang innerhalb einer Sprache so noch nicht zu einem Wort verbunden wurden.
Durch Urschöpfung entstehen vor allem Interjektionen (Oh! Igitt!) und Onomatopoetika, d. h. Schallnachahmungen wie miau, kikeriki, platsch, plopp, pardauz. Onomatopoetika sind textsortenspezifisch; sie finden sich vor allem in der sogenannten Ammensprache (also der verniedlichenden Sprache, die Erwachsene zu kleinen Kindern sprechen, etwa in Kindermärchen und -liedern) und in der Comicsprache (grrg, grumpf). Der Bedarf an Urschöpfungsprodukten und die Verständigung mit ihnen ist begrenzt. Interjektionen und Schallnachahmungen sind zwar meist nachvollziehbar, unterscheiden sich aber teils sehr in verschiedenen Sprachen, z. B. deutsch kikeriki, englisch cock-a-doodle-doo, französisch cocorico, russisch kukareku, litauisch kakarieku, armenisch tsughrughu. Andere Urschöpfungen haben ihrer Unmotiviertheit wegen kaum Aussicht auf Nutzung oder sogar Etablierung im Wortschatz, so die Urschöpfungen im Nonsensgedicht Das große Lalula von Morgenstern (1932) wie Hontraruru moromente zasku zes rü rü? Urschöpfung wird daher eher selten zur Wortschatzerweiterung genutzt.