Wortstellung
Hier geht es um die Wortstellung im Satz. Die Grammatik der deutschen Sprache sagt "Linearstruktur des Satzes". Andere Grammatiken überschreiben dieses Kapitel mit "Satzgliedstellung", "Wortfolgeregeln", "Wortabfolgeregeln".
Wir gehen von einer unmarkierten, normalen Worstellung aus, die mit vielen Kontexten verträglich ist. Wir gehen weiterhin von drei Hauptstellungsfeldern innerhalb des Satzes aus, die durch die Satzklammer entstehen. Die Satzklammer hat einen linken und einen rechten Teil. Im linken Teil steht in allen Hauptsatztypen das finite Verb. Diese Klammer muss in Aussage- und Aufforderungssätzen immer besetzt sein. Im rechten Klammerteil stehen - wenn er besetzt ist - die infiniten Teile des Verbalkomplexes. In eingeleiteten Nebensätzen steht das Einleitungselement im linken Satzklammerteil und der gesamte Verbalkomplex, also das Finitum und eventuell infinite Verben im rechten Satzklammerteil.
Die Satzklammer strukturiert den Satz in drei Hauptstellungsfelder:
Vorfeld | linker Satzklammerteil | Mittelfeld | rechter Satzklammerteil | Nachfeld | |
1. | Jeremies | hat | heute nicht so gut | gespielt | |
2. | Gestern | ist | sie in besserer Laune | gewesen | als heute. |
3. | Wollen | Sie morgen früh | abreisen? | ||
4. | Mach | mal ein bisschen schneller! | |||
5. | Wäre | sie doch bloß hier | geblieben! | ||
6. | Die Wüste | lebt. | |||
7. | weil | er heute nicht so gut | spielt | wie Tom. |
Nicht immer sind alle Satzfelder besetzt. Das hängt auch vom Satztyp ab. So ist in Entscheidungsfragesätzen (3), in Aufforderungs-(4) und Wunschsätzen (5) das Vorfeld in der Regel nicht besetzt. Es handelt sich dabei um Verberstsätze, also Sätze, die mit dem finiten Verb beginnen.
Wir legen fest, dass auch Nebensätze kein Vorfeld haben (7). Das Vorfeld ist in der Regel nur in Verbzweitsätzen besetzt. Auch die rechte Satzklammer muss nicht besetzt sein (4, 6) außer in Nebensätzen/ Verbletztsätzen (7). Das Nachfeld ist nur relativ selten besetzt, obwohl es bei jedem Satztyp realisiert werden kann. Das Mittelfeld hat potenziell die größte Zahl von Stellungseinheiten. Deshalb sind hier die Wortstellungsregeln wichtig.
Wir weichen hier in der Anordnung des Felderschemas von der Tradition ab und nehmen ein eigenständiges linkes Außenfeld an. Ein entsprechendes, aber weniger strukturiertes rechtes Außenfeld wird zusammen mit dem Nachfeld behandelt. Das differenzierte Feldschema sieht dann so aus:
Linkes Außenfeld | Vorfeld | Linker Satzklammerteil | Mittelfeld | Rechter Satzklammerteil | Nachfeld + rechtes Außenfeld |
Also, | das | hat | mich wirklich | überrascht. | |
Den Uwe, | den | treffe | ich häufiger, | Papa. | |
Wir | haben | das nicht | gemacht, | wirklich! |
Hintergrund- und Vordergrund-Informationen
Man kann die Wortstellung unter syntaktischen Gesichtspunkten betrachten, aber auch unter kommunikativen, also mit der Frage nach der Art von Information, die mit den einzelnen Satzteilen übermittelt wird. Unter dieser zweiten Perspektive stehen in der unmarkierten Rede im Vorfeld gewöhnlich die Teile des Satzes, die eine Hintergrund-Information darstellen. Das ist dann eine bekannte oder im Vortext oder dem direkt vorangehenden Satz eingeführte Information. Im linken Satzklammerteil und am Anfang des Mittelfeldes stehen gewöhnlich auch Hintergrund-Informationen. Am Ende des Mittelfeldes und zum Teil im rechten Satzklammerteil folgen dann Vordergrund-Informationen. Das sind meist neue Redegegenstände, neue Informationen. Das Nachfeld hat keine eigenständige Rolle in der Informationsstruktur. Es kann unterschiedlich gewichtete Informationen aufnehmen oder generell durch Ausklammerung die Informationsfülle im Mittelfeld entlasten. Siehe Informationsstruktur des Mittelfeldes.
Literatur in Auswahl
Altmann/Hofmann 2008; Roehm/Haider 2009; Hinterhölzl 2010; Speyer 2011.