Subjekt und finites Verb

Korrespondenz zwischen Subjekt und finitem Verb besteht hinsichtlich der Person- und Numerusmarkierung. Welche Person- und Numerusmarkierung ein finites Verb erhält, richtet sich nach dem Subjekt: Das Subjekt regiert die Person und kongruiert mit dem Numerus.

Person und Numerus sind - neben Modus, Tempus und Genus verbi - die Dimensionen, unter denen im Deutschen Verbformen kategorisiert werden: Ein finites Verb wie freust wird grammatisch traditionell beschrieben als 2. Person Singular Indikativ Präsens Aktiv, wobei 2. Person die Person und Singular den Numerus angibt.

Unterschieden werden drei Verbformen:

Unterschieden werden weiter zwei Numeri.

  • Singular, auch Einzahl genannt
  • Plural, auch Mehrzahl genannt

Beide Dimensionen ergeben ein Paradigma. Die 1., 2. und 3. Person kommt jeweils singularisch und pluralisch vor.

Schwache Verben zeigen z. B. im Indikativ Präsens Aktiv die Formen in der folgenden Tabelle. Vgl. zur Verbflexion in anderen Tempora, Modi und Genus verbi Der Verbmodus, Das Tempus-System des Deutschen und Das Genus Verbi: Aktiv und Passiv.

SingularPlural
Sprecherich freue michwir freuen uns
Hörerdu freust dichihr freut euch
Dritteser freut sichsie freuen sich

Die Distanzform der Anrede Sie regiert - unabhängig von singularischem oder pluralischem Bezug - immer die 3. Person Plural des Verbs.

Sie, mein Herr, überraschen mich!
Sie, meine Herren, überraschen mich!

Die person- und numeruskennzeichnenden Endungen sind in der Regel für alle Tempora, Modi und Genus verbi gleich. So kennzeichnet -(e)st immer die 2. Person Singular. Vgl. zur Einklammerung des -e- Varianten der Endungen finiter Verben.

du erwartest
du erwartetest,
du hast erwartet
du wirst erwartet
du wirst erwartet worden sein
du wurdest erwartet
du würdest erwartet werden

Einheitlich sind auch andere Formen, etwa durchgängig -(e)n bei der 1. Person Plural in wir staunen, wir staunten, wir haben gestaunt, wir werden staunen oder das -(e)t der 2. Person Plural in ihr staunt, ihr stauntet, ihr habt gestaunt, ihr werdet staunen usw. Unterschiede gibt es aber u.a. in der 3. Person Singular, für die meist -t charakteristisch ist, die aber u.a. in Präteritumsformen der schwachen Verben -e zeigt, z. B. er erwartete, er habe erwartet, er hatte erwartet.

Mitunter sind die Verbformen der 2. und 3. Person gegenüber der Stammform besonders markiert, vor allem durch Vokalwechsel, so bei Stämmen wie brat-, helf-, lauf-, les-, sprech- im Indikativ Präsens.

du brätst, hilfst, läufst, liest, sprichst
er brät, hilft, läuft, liest, spricht

gegenüber nicht vokalwechselndem Stamm bei

ich brate, helfe, laufe, lese, spreche
wir braten, helfen, laufen, lesen, sprechen
ihr bratet, helft, lauft, lest, sprecht
sie braten, helfen, laufen, lesen, sprechen

Die Endungen finiter Verben der 2. und 3. Person Singular (-(e)st, -(e)t) sowie der 2. Person Plural (-(e)t) gelten als die spezifischsten Endungen finiter Verben. Vgl. Die leichten und die schweren Endungen finiter Verben.

Das Deutsche ist eine Sprache, bei dem das Subjekt in der Regel Person und Numerus schon genug expliziert; das finite Verb bestätigt meist Person und Numerus nur noch einmal zusätzlich, denn "statt ich lege, du legst wären auch ich leg, du leg ausreichend" (Eisenberg 1998: 181). Allerdings gibt es gelegentlich subjektlose Sätze, bei denen allein die Verbform Auskunft über Person und Numerus gibt. Vgl. dazu Finite Verben in subjektlosen Sätzen.

Vgl. zur Frage Ich und er kann das nicht verstehen. oder Ich und er können das nicht verstehen.:

Literatur in Auswahl

Kuminiak 2002.


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Autor(en)
Elke Donalies
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