Anaphorisches Personalpronomen

Mit den anaphorischen Personalpronomen er/ sie/ es und sie kann ein Sprecher anaphorisch auf bereits eingeführte oder sonst präsente Gegenstände und Sachverhalte Bezug nehmen, die keine der beiden Kommunikanten Sprecher oder Hörer sind. Die Formen sind nach Kasus und Numerus unterschieden und haben im Singular drei verschiedene, nach dem Genus differenzierte Wortstämme (er, sie, es), die Pluralformen sind genusneutral (sie).

Beispiel

Der Bauer verkaufte seine Kühe, weil sie keine Milch mehr gaben.
Der Bauer verkaufte seine Traktoren, weil sie schrottreif waren.

Andere Bezeichnungen und Zuordnungen

Traditionell werden als "Personalpronomen" oder "persönliches Fürwort" einerseits das anaphorische Pronomen "der 3. Person" und andererseits die deiktischen, auf den Sprecher oder Hörer bezogenen Kommunikanten-Pronomina "der 1. und 2. Person" zusammengefasst. Diese Tradition hebt auf die Personenkongruenz zum finiten Verb ab, die allen Personalpronomina eigen ist, verwischt aber deutliche Unterschiede ihrer Funktion im Diskurs und ihrer formalen Eigenschaften. In Zifonun et al. 1997 wird das anaphorische Personalpronomen eigens als Anapher bezeichnet.

Morphologische Eigenschaften

Das Paradigma des anaphorischen Personalpronomens ist nach Kasus und Numerus und im Singular zusätzlich nach Genus differenziert. Das Genus wird nicht mit einer Flexionsendung markiert, sondern ist ein "Stammgenus".

MASKULIN NEUTRUM FEMININPLURAL
NOMINATIVeressiesie
AKKUSATIVihnessiesie
DATIVihmihmihrihnen
GENITIVseiner seinerihrer ihrer

Syntaktische Eigenschaften

In neutraler, nicht-kontrastiver Verwendung sind die anaphorischen Personalpronomina unbetont, die Form es kann generell nicht betont werden. Akkusativisches es kann nicht im Vorfeld stehen. Anaphorische Personalpronomina sind nur sehr eingeschränkt zu Pronominalphrasen ausbaubar:

sie alle
sie beide
er, der alles besser weiß
er da mit dem Dreizack

Hinsichtlich Genus und Numerus wird ein anaphorisches Personalpronomen von einem Vorgängerausdruck regiert, so dass der jeweilige thematische Zusammenhang deutlich markiert ist. Ein anaphorisches Personalpronomen in Subjektsfunktion regiert die Einheitenkategorie der 3. Person beim finiten Verb. Hinsichtlich des Numerus besteht Kongruenz.

Vgl. auch Andere Verwendungen der Form es.

Semantische und funktionale Eigenschaften

Das anaphorische Personalpronomen dient der thematischen Fortführung bereits eingeführter oder sonstwie präsenter Gegenstände und Sachverhalte.

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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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