Possessiv-Pronomen

Das Possessiv-Pronomen ist ausdifferenziert in die lexikalischen Einheiten mein-, dein-/ Ihr-, sein-, ihr-, unser-, euer-/ Ihr-, ihr-. Es erhält immer eine Flexionsendung: meines, deines, unserem.

Ein Possessivpronomen trägt zur Gegenstandsbestimmung bei, indem eine Zugehörigkeitsrelation zum Sprecher hergestellt wird (meines) bzw. zu Sprechergruppen (unseres), zum Adressaten (deiner, Ihrer) bzw. zu Adressatengruppen (eures/ Ihrem) oder zu einem im vorausgehenden Kontext verbalisierten anderen Gegenstand (seinem, ihrem).

Possessiv-Pronomina sind wie die Possessiv-Artikel (mein Freund, unser Mann) in zweifacher Hinsicht nach Genus und Numerus charakterisiert.

  1. Die Flexions-Affixe sind differenziert nach Kasus und Numerus. Darüber hinaus sind sie im Singular auch nach dem Genus differenziert. Das Genus richtet sich nach dem Genus eines im vorausgehenden Kontext auftretenden Ausdrucks und tritt als Endungsgenus auf:
Das war nicht dein Hund, sondern meiner.
Wenn du Katzen magst, kannst du doch sicher meine füttern, während ich in München bin.
  1. Lexikalisch differenziert sind die Possessiv-Pronomina nach dem Numerus, außerdem in der dritten Person auch nach dem Genus eines Bezugsausdrucks, der im Vortext auftritt:
Da wir gerade von Hunden reden: Was macht Hans eigentlich im Urlaub mit seinem?
Was macht Eva mit ihrem?
Was machen wir mit unseren?

Weitere Beispiele

Vor allem die Farbe Tomatenrot nach ihrer Meinung, Himbeerrot nach meiner Meinung, war ihr Geschmack, nicht meiner, denn das Technische kümmerte sie wenig. (Max Frisch 1957)
Seit der 11. Klasse kannte sie Matthias, einen Jungen aus "einer so richtig roten proletarischen Tradition." Großer Schreck für die Eltern, seine wie ihre. ( die tageszeitung 1.2.1994, 94)
Wir schreiben bekanntlich auch "arabische" Ziffern, aber die wirklichen arabischen sehen doch ganz anders aus als die unseren. (Grzimek 1959)
Ulrich ging auf sie zu und nahm behutsam ihre Hand in die seine. (Stephan o.J.)

Andere Bezeichnungen

Possessivum, besitzanzeigendes Fürwort

Morphologische Eigenschaften

Das Formenparadigma der Possessiv-Pronomens ist wegen der zweifachen Charakterisierung verhältnismäßig kompliziert:

Differenzierung nach dem Vorgänger-Ausdruck

Die Formen sind im Nominativ und Akkusativ meist mit denen des Possessiv-Artikels identisch; Ausnahmen sind das Maskulinum Nominativ und das Neutrum. Die Genitiv-Formen des Possessiv-Pronomens sind ungebräuchlich.

MASKULINNEUTRUMFEMININPLURAL
NOMINATIVmeinermeinesmeinemeine
AKKUSATIVmeinenmeinesmeinemeine
DATIVmeinemmeinemmeinermeinen
GENITIVmeinesmeinesmeinermeiner

Differenzierung nach dem Bezugsausdruck

SPRECHERHÖRER3. PERSON
VERTRAUT / DISTANZMASKULIN / NEUTRUM / FEMININ
SINGULAR mein- dein- / Ihr- sein- / ihr- / sein-
PLURAL unser- eu(e)r- / Ihr- ihr-

Syntaktische Eigenschaften

Die in der Flexionsendung kodierten Kategorisierungen nach Genus und Numerus korrespondieren mit Genus und Numerus eines Vorgängerausdrucks:

Wem gehört der Regenschirm? Das ist meiner.
Wem gehört das Auto? Das ist meines.
Wem gehört die Tasche? Das ist meine.
Wem gehören die Schuhe? Das sind meine.

Das Possessiv-Pronomen tritt auch zusammen mit dem definiten Artikel auf und zeigt dann dieselben Endungen wie ein schwach flektiertes attributives Adjektiv:

dein Mann - deiner - der deine
meine Leute - meine - die meinen
meiner Frau - meiner - der meinen
sein Land - seines - das seine

Semantische und funktionale Eigenschaften

Das Possessiv-Pronomen markiert eine Zugehörigkeitsrelation zwischen einem Gegenstand und dem Sprecher oder Hörer oder einem im voraufgehenden Kontext genannten Gegenstand.

Zusätzliche Literatur in Auswahl

Zifonun 2003; Zifonun 2007.

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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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