Nomen
Nomina haben im Deutschen ein Genus: Sie sind maskulin (der Löffel), feminin (die Gabel) oder neutrum (das Messer). Nomina sind außerdem nach den Kategorien Kasus (Freund, Freundes) und Numerus (Freund, Freunde) flektierbar.
Andere Bezeichnungen und Zuordnungen
Substantiv, Hauptwort, Dingwort.
Manche Grammatiken, so auch Zifonun et al. 1997 unterscheiden zwischen Nomen und Substantiv: Nomen bezeichnet dabei jeden Kopf einer Nominalphrase, auch wenn er aus einer anderen Wortklasse abgeleitet ist wie das Grün, die Grünen, das A und O, das Lesen. Die ursprüngliche Wortart dagegen heißt Substantiv.
Morphologische Eigenschaften
Nomina haben ein inhärentes Genus: Sie sind maskulin, feminin oder neutrum. Sie flektieren nach Kasus und Numerus in einem Formenparadigma mit vier Kasusstellen für Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv und zwei Numerusstellen für Singular und Plural. Einen Vokativ als eigenständige morphologische Kasusausprägung gibt es im Deutschen nicht: Die Anredeform entspricht formal dem Nominativ, z. B. Peter! oder Lieber Herr Meyer!
Nomina lassen sich in unterschiedliche Flexionsklassen einteilen, speziell Deklinationsklassen genannt. Im Singular sind die Kasusformen außer beim Genitiv kaum ausdifferenziert, im Plural ist besonders der Dativ markiert. Die Pluralbildung ist im Deutschen besonders markiert. Für die Markierung stehen zur Verfügung:
- fünf Flexionsaffixe -e, -(e)n, -(e)s, -er, -ern
- Umlaute wie bei Apfel/ Äpfel
Drei Flexionstypen im Singular
Typ A: alle Feminina | Typ B: Maskulina, Neutra | Typ C: Maskulina, Neutra, alle artikellosen Eigennamen. | |
Nominativ | (die) Frau | (der) Löwe | (der) Geist (das) Segel |
Akkusativ | (die) Frau | (den) Löwen | (den) Geist (das) Segel |
Dativ | (der) Frau | (dem) Löwen | (dem) Geist(e) (dem) Segel |
Genitiv | (der) Frau | (des) Löwen | (des) Geistes (des) Segels |
Wenige Nomina haben das Genitivsuffix -ens: des Namens, des Herzens.
Fünf Flexionstypen im Plural
Typ 1 | Typ 2 | Typ 3 | Typ 4 | Typ 5 | |
Nominativ | Segel Äpfel | Menschen | Omas | Tage Gäste | Kinder Häuser |
Akkusativ | Segel Äpfel | Menschen | Omas | Tage Gäste | Kinder Häuser |
Dativ | Segeln Äpfeln | Menschen | Omas | Tagen Gästen | Kindern Häusern |
Genitiv | Segel Äpfel | Menschen | Omas | Tage Gäste | Kinder Häuser |
Typ 1: | Maskulina und Neutra, Umlaut kann auftreten: alle Nomina mit den Wortausgängen -chen, -el, -en, -er, -lein, -le(r), -sel, -tel | Kindchen, Äpfel, Zacken, Kater, Kindlein, Wissenschaftler, Anhängsel, Drittel |
Typ 2 | Feminina auf -and, -ant,-anz,
-arium, -ast, -at,
-e,
-ei, -ent, -enz,
-esse, -euse,-heit,
-in,-keit, -lei,
-or, -rei,-schaft,
-t,
-ung, -ur Maskulina und Feminina auf -e | Gleichheit, Freundin, Einsamkeit, Keilerei, Einerlei, Feindschaft, Zumutung, Kirchen, Glocken, Decken, Paten, Boten, Enden, Interessen; Freiheiten, Neuigkeiten, Richterinnen, Gemeinschaften, Beratungen, Schmeichlereien, Doktoranden, Studenten, Demonstranten, Päderasten, Decken, Friseusen, Rektoren, Schweinereinen, Nörgeleien, Aquarien (!), Essenzen, Fahrten |
Typ 3 | Wörter auf Vokal (außer auf Schwa); Abkürzungen, Kurzwörter; Neubildungen, einige nicht-einheimische Wörter; Eigennamen; | Omas, Autos, Cafés, Wessis, Ossis, Schlaffis, PKWs, Azubis, Wracks, Müllers |
Typ 4 | die meisten Maskulina und Neutra; ein Viertel der Feminina; alle Nomina auf -erich, -ich, -icht, -ig, -ling, -nis, -sal Umlaut kann auftreten. | Säle, Tänze, Hände, Wände, Töpfe, Nöte, Boote, Kraniche, Könige, Feiglinge, Finsternisse |
Typ 5 | viele Neutra; einige Maskulina; -tum wo immer möglich, tritt Umlaut auf | Reichtümer, Männer, Münder, Kinder, Länder, Weiber, Väter |
Vgl. zu Nomina wie Gleichheit und Beratung auch Nomenderivate.
Syntaktische Eigenschaften
Das Nomen fungiert als Kopf der Nominalphrase. Innerhalb der Nominalphrase regiert es das Genus vom attributiven Adjektiv und Artikel. Es stimmt mit Kasus und Numerus von attributivem Adjektiv und Artikel überein. Nomina werden hauptsächlich zur Bildung von Termkomplementen verwendet.
Löffel --> großer Löffel -->der Löffel
Gabel --> große Gabel -->die Gabel
Messer --> großes Messer -->das Messer
Bestimmte Nomina, vor allem solche, die aus Verben abgeleitet sind, können Valenz-Leerstellen eröffnen: das Interesse des Publikums am Vortrag, die Zerstörung der Wälder durch sauren Regen.
Semantische und funktionale Eigenschaften
Die typische Funktion von Nomina besteht im Ausdruck von Argumenten des Prädikats. Die Argumentfunktion wird dadurch realisiert, dass ein Sprecher mit der Verwendung eines Nomens einen Gegenstand charakterisieren, auf einen Gegenstand Bezug nehmen oder einen bereits eingeführten Gegenstand thematisch fortführen kann.
Subklassen
Traditionell unterscheidet man drei Subklassen von Nomina:
- Gattungsnamen (auch Appellativa genannt) wie Frau, Tier, Haus, Brief. Sie können im Singular eine Nominalphrase und damit einen sogenannten Term nur zusammen mit einem Artikel (z. B. das) oder einem pränominalen Genitiv (z. B. Peters) bilden: das Haus, Peters Haus. Im Plural können sie dagegen auch ohne Artikel Phrasen bilden: Häuser, Frauen.
- Stoffnamen (auch Substanzausdrücke genannt) wie Marmor, Stein, Eisen, Wasser, Öl . Sie bezeichnen Substanzen oder Teile davon. Mit ihrer Verwendung wird allein das Charakteristikum aufgegriffen, ohne dass eine Quantifizierung erfolgt. Somit können sie auch im Singular artikellos Nominalphrasen und Terme bilden: Marmor, Stein und Eisen bricht. Werden Stoffnamen im Plural gebraucht, bezeichnen sie verschiedene Sorten: Hölzer, Öle.
- Eigennamen wie Gerlinde, Hans Moser, Köln, die Donau, Mecklenburg, Kukident, Mercedes. Sie dienen der konstanten Bezeichnung von Individuen (also z. B. von Personen, Orten, Ländern, Regionen, Flüssen, Waren). Eigennamen haben im Unterschied zu Gattungs- und Stoffnamen nicht die Funktion der Charakterisierung und erlauben in der Regel keine Rückschlüsse auf die Eigenschaften des Trägers, allenfalls kann man bei Personen auf ein Geschlecht schließen. Formal typisch für Eigennamen im Deutschen ist die Bildung des Genitiv Singular mit -s (vgl. Datenbank Genitivmarkierung): Josefs Brüder, Annas Schicksal.
Zusätzliche Literatur in Auswahl
Ortmann 2002; Ballweg 2003; Hoberg 2003; Thielmann 2007; Fuhrhop 2007.