Adverb

Zur Wortart Adverb gehören unflektierbare Ausdrücke, deren typische Funktion darin besteht, Prädikate unterschiedlicher Komplexität zu modifizieren.

Adverbien sind also modifizierender Teil unterschiedlich komplexer Verbgruppen bis hin zum Satz und übernehmen dementsprechend die Funktion von Verbgruppenadverbialia wie eilends eintreffen; unverrichteterdinge nach Hause gehen oder von Satzadverbialia wie in Glücklicherweise / vielleicht ist der Präsident eine Frau.

Adverbien können im Unterschied zu den meisten Partikeln alleine das Vorfeld eines Aussagesatzes besetzen und sind selbständig verwendbar, z. B. als Antwort auf eine Frage.

Andere Bezeichnungen und Zuordnungen

Umstandsbezeichnung

Sowohl in der Ausgliederung als auch in der Untergliederung der Klasse Adverb differieren Grammatiken erheblich: Besonders uneinheitlich wird das Verhältnis von Adverbien zu Partikeln beschrieben. In manchen Darstellungen werden Adverbien als eine von vielen Subklassen von Partikeln betrachtet, in anderen werden sie voneinander abgegrenzt, wobei unterschiedliche Kriterien herangezogen und folglich auch unterschiedliche Zuordnungen der einzelnen Einheiten getroffen werden. Ebenso uneinheitlich wird die Untergliederung der Adverbien gehandhabt, da mehrere Kriterien zu ihrer Charakterisierung in Frage kommen, etwa Form, Stellung, Funktion, Bedeutungsklasse, Komplexität des modifizierten Ausdrucks. Erschwerend kommt hinzu, dass der Terminus Adverb mitunter nicht nur für die Wortart, sondern auch für die syntaktische Funktion Adverbiale verwendet wird, die typischerweise durch die Kategorie Adverb realisiert wird. Das hat zur Folge, dass mitunter auch adverbial verwendete Adjektive wie in sie fährt schnell oder Präpositionalphrasen wie in sie fährt in einem Höllentempo als Adverbien bezeichnet werden.

Bestand

gern, dort, gestern, anders, kopfüber, hierher, darauf, landeinwärts, leider, wann etc.

Beispiele

Der Eisvogel stürzt sich gern kopfüber in die Fluten.
Gestern Abend war keiner daheim.
Wir haben leider schon zu.
Der Turm hier stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Morphologische Eigenschaften

Adverbien sind unflektierbar und mit Ausnahme von oft, gern und bald nicht steigerbar.

Eine Studie zeigte: In den Kwa-Wazee-Haushalten wird nur halb so oft gehungert wie in vergleichbaren Familien ohne Unterstützung, die Alten sind seltener krank, und die Enkel gehen öfter zur Schule. (Die Zeit 7.1.2010, o. S.)
Weshalb den Worten Taten folgen müssen. Und das rasch (2003 ist bälder als man glaubt). (Kleine Zeitung 5.6.1998, o. S.)

Adjektive, die von Haus aus ja flektierbar sind, gelten also auch dann nicht als Adverbien, wenn sie in adverbialer Funktion vorkommen: So kommen die Adjektive hastig (ein hastiger Schritt) und laut (eine laute Stimme) in den Sätzen Peter isst hastig und Fritz hat laut gelacht als Adjektive in der Funktion eines Adverbiales vor.

Syntaktische Eigenschaften

Adverbien können im Unterschied zu Partikeln allein im Vorfeld stehen und selbständige Antworten auf w-Fragen bilden: Wann kommst du? Bald! Sie lassen sich mitunter zu komplexen Adverbphrasen ausbauen, vor allem mit Intensitätspartikeln wie sehr oder ganz: sehr gern, ganz anders, völlig erwartungsgemäß oder in der Form von Adverbial-Kombinationen wie in dort hinten neben dem Nussbaum; hoch oben in den Bergen in der Carabinieri-Station; ins Haus hinein; dort entlang.

Adverbphrasen fungieren typischerweise als adverbiale Supplemente, aber auch als Adverbialkomplemente zu bestimmten Verben, in deren Valenzrahmen eine Stelle für einen adverbialen Mitspieler vorgesehen ist, sowie als nachgestellte Attribute in der Nominalphrase.

Adverbial-SupplementNachts schlafen die Ratten.
Dort sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.
Sicher guckt wieder kein Schwein.
Adverbial-Komplement Der Milchzug hält hier nicht mehr.
Für eine Zigarette gehe ich meilenweit.
Hier muss ein ganzes Nest sein.
Attribut das Haus dort
diese Geschichte gestern

Semantische und funktionale Eigenschaften

Adverbien modifizieren Verbgruppen verschiedener Komplexität bis hin zum Satz. Sie spezifizieren sprachliche Entwürfe von Sachverhalten, so genannte Propositionen, oder die im Prädikat vorgenommenen Charakterisierungen. Die Art der Spezifikation richtet sich dabei nach den semantischen Eigenschaften des Adverbs. Beispiele dafür sind

  • räumliche Spezifikation: oben liegen
  • zeitliche Spezifikation: morgen ankommen
  • konzessive Spezifikation: trotzdem nicht den Mut verlieren
  • modale Spezifikation: blindlings in sein Unglück rennen

Solche adverbialen Spezifikationen können im Deutschen auch durch Präpositionalphrasen, durch subordinierte Sätze und durch Konnektivpartikeln ausgedrückt werden.

Subklassen

Für die Subklassifikation von Adverbien können ganz verschiedene Kriterien herangezogen werden, so dass sich - anders als bei der Subklassifikation der übrigen Wortarten - einander überschneidende Klassen ergeben:

Je nach Untersuchungsziel können z. B. formale Kriterien in den Blick genommen werden. Das erlaubt etwa die Aussonderung einer Klasse Präpositionaladverbien (damit, hierüber, hernach, indessen), oder w-Adverbien (wo, wann, wohin).

Verbreitet ist die Bildung semantischer Klassen wie lokal (hier, dort, drüben, außen), direktional (hinüber, raus, hervor), temporal (morgen, dann, plötzlich), modifikativ (eilends, bäuchlings, kopfüber), kausal (deshalb, darum), konzessiv (trotzdem, dennoch).

Insbesondere innerhalb der Gruppe der lokalen, direktionalen und temporalen Adverbien ist eine Aussonderung der deiktischen Adverbien sinnvoll, d.h. solcher Ausdrücke, die zur Orientierung in einem bestimmten Verweisraum dienen (heute, hier, dort, jetzt). Solche deiktischen Ausdrücke können weiter untergliedert werden hinsichtlich der Dimensionen, nach denen sie den Verweisraum strukturieren: So lassen sich in der Dimension Distanz Ausdrücke des Nahbereichs (hier) von solchen des Fernbereichs unterscheiden (dort).

Die 150 Quadratmeter große Terrasse mit Pool, Teakholzdielen und Cinemascope-Blick auf das Meer und die Altstadt von Cannes tröstet auch nicht, denn selbst hier steht jenes schäbige weiße Plastikmobiliar. Hollywoodträume sehen anders aus. (Die Zeit 20.5.2010, o. S.)
Ihm öffnet sich eine Terrassentür zum Rasen hin, da steht sein neuer nussbrauner Deckchair mit den blau-weißen Streifen. Und die Nordsee ist nah, ihr Salz liegt in der Luft. (Die Zeit 29.4.2010, o. S.)

Schließlich können Adverbien auch nach ihrer syntaktischen Funktion unterschieden werden: Es gibt genuine Satzadverbien, die nur Sätze modifizieren (leider, sicher, dankenswerterweise) und Verbgruppenadverbien, die nur Verbgruppen unterhalb der Komplexitätsstufe Satz modifizieren können (eilends, hinterrücks).

Vgl. detaillierter:

Zusätzliche Literatur in Auswahl

Schmöe 2002; Pasch 2006; Hoffmann 2007; Ballweg 2008; Engelen 2010.

Zum Text

Schlagwörter
Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
Letzte Änderung
Aktionen
Seite merken
Seite als PDF
Seite drucken
Seite zitieren

Seite teilen