Partikel

Als Partikeln bezeichnen wir eine heterogene Klasse von unflektierbaren Einheiten. Die meisten Partikeln können nicht selbständig als Antwort auf eine Frage fungieren und bilden keine Phrasen.

Im Unterschied zu den Adverbien zeigen manche Partikelklassen auch Beschränkungen in den Stellungsmöglichkeiten und können nicht allein im Vorfeld eines Aussagesatzes stehen. Partikeln sind - besonders in der Alltagssprache - hochfrequent. Sie sind polyfunktional.

Partikeln stellen den wahrscheinlich uneinheitlichsten Bereich der Wortartenklassifikation. Drei Ansätze lassen sich ausmachen:

  • Beim weitesten Partikelbegriff werden sämtliche unflektierbaren Einheiten als Partikeln klassifiziert, also zum Beispiel auch Präpositionen, Junktoren und Adverbien.
  • Ein engeres Konzept, von dem auch wir ausgehen, grenzt Präpositionen, Junktoren und Adverbien aufgrund von Satzgliedwert und syntaktischen Eigenschaften aus den Partikeln aus.
  • Schließlich wird im allerengsten Sinn eine Restgruppe bezeichnet, die im wesentlichen mit den Klassen Abtönungspartikeln und Fokuspartikeln identisch ist.

Bestand

doch, bloß, halt, mal, nicht, sehr, überaus, sogar, selbst, auch, erst, schon, also, übrigens, jedoch, aber etc.

Beispiele

Also das ist doch auch nur langweilig.
Gefällt Ihnen das etwa nicht?
Sogar Elefanten laufen hier sehr oft vorbei.

Morphologische Eigenschaften

Partikeln sind nicht flektierbar.

Syntaktische Eigenschaften

Die meisten Partikeln können keine Phrasen bilden. Besonders Partikeln wie mal, also, übrigens, jedoch sind nicht erfragbar und nicht selbständig verwendbar, zum Beispiel nicht als Antwort auf eine w-Frage: Wie gefällt dir das? *Übrigens. Ausnahmen sind unter anderem Intensitätspartikel wie sehr:

Wie gefällt dir das? Sehr!

Partikeln sind untereinander kombinierbar:

Die Hörspielbuben, sie trauen ihrem durchaus wohlwollenden Publikum noch nicht so ganz. Dabei sind das bloß überaus freundliche Menschen mit großen und geduldigen Lauschern. (die tageszeitung 26.10.1990, 27)

Und wer dabei ein bisschen Glück hat, stolpert vielleicht über ein Buch, das irgendwie und sehr spürbar anders ist. Das merken übrigens sogar Erwachsene. (Zürcher Tagesanzeiger 28.8.1998, 63)

Semantische und funktionale Eigenschaften

Die semantischen und funktionalen Eigenschaften von Partikeln sind je nach Subklasse sehr verschieden.

  • Intensitätspartikeln wie sehr, überaus, ungemein wirken als Intensitätsmodifikatoren bei Adjektiven und Adverbien: sehr nützlich, überaus gern.
  • Abtönungspartikeln wie ja, halt, mal, doch, eben zielen nicht auf die Satzbedeutung, also das mit einem Satz Gesagte, sondern auf Erwartungen und Einstellungen von Sprechern und Hörern: Wie du weißt, hat er das ja immer so gewollt.
  • Konnektivpartikeln wie allerdings, aber, also, folglich, freilich, beziehungsweise, dennoch haben die Funktion, spezifische inhaltliche Relationen zwischen Sätzen herzustellen. Das hat er immer so gewollt. Allerdings durfte er nie.
  • Fokuspartikeln wie sogar, gerade, erst, auch sind geltungsneutrale Gradierungen im Hinblick auf Erwartungen und Einschätzungen oder Quantifikationsmodifikatoren: In der Packung sind nur zehn Kekse.

Subklassen

Zusätzliche Literatur in Auswahl

Abgrenzung und Ausgrenzung der Klasse
Thurmair 1989; Krivonosov 1994; Brauße 1997; Hentschel/​Weydt 2002; Dalmas 2005; Hoffmann 2008; Meer 2009.

Überblick
Weydt 1989; Pasch/ Brauße/ Breindl/ Waßner 2003; Thüne/ Ortu 2007.

Details
Held 2003; Konerding 2004; Breindl 2007; Strecker 2007; Sudhoff 2008; Thurmair 2008; Laskowski 2010.

Bibliografien
Weydt/Ehlers 1987

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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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