Reflexiv-Pronomen
Der Bezugsausdruck ist dabei fast immer das Subjekt .
Seltener ist das Akkusativkomplement der Bezugsausdruck .
Andere Bezeichnungen und Zuordnungen
Reflexivum, rückbezügliches Fürwort
Traditionell wird das Reflexiv-Pronomen in einem Paradigma mit drei Personen und zwei Numeri, evtl. noch differenziert nach den Kasus Akkusativ, Dativ und Genitiv angeführt. Wir dagegen gehen davon aus, dass die Sprecher- und Hörer-Pronomina so eindeutig verweisen, dass für sie spezielle Reflexivformen überflüssig sind. Für uns haben mich, mir, meiner, dich, dir, deiner, uns, unser, euch, euer als Sprecher- und Hörer-Pronomina auch eine reflexive Interpretation.
Morphologische Eigenschaften
Das Reflexivum sich hat eine identische Form für alle drei Genera, die Kasus Dativ und Akkusativ und für die Numeri Singular und Plural.
Syntaktische Eigenschaften
Das Reflexiv-Pronomen bezieht sich in den meisten Fällen auf das Subjekt, das heißt ist referenzidentisch mit dem Subjekt, seltener bezieht es sich auf das Akkusativkomplement oder eine Präpositionalphrase. Im letzten Beispiel ist Subjekt- und Objektbezug möglich.
Maria ließ Hans mit sich und seinen Zweifeln allein.
Der Psychiater sprach mit dem depressiven Patienten über sich und seine Probleme.
Bei bestimmten Verben muss die Argumentstelle des Akkusativkomplements oder des Dativkomplements obligatorisch mit einem Reflexiv-Pronomen (bzw. der reflexiven Lesart des Sprecher- oder Hörerpronomens) gefüllt sein (obligatorisch reflexive Verben). Das Reflexiv-Pronomen ist dann lexikalisch gefordert und kann nicht durch ein anderes Personalpronomen ersetzt werden.
* Schämst du sie nicht?
* Schämst du mich nicht?
Sie merkt sich keinen Satz mit mehr als 5 Wörtern.
* Sie merkt ihm keinen Satz mit mehr als 5 Wörtern.
Semantische und funktionale Eigenschaften
Das Reflexiv-Pronomen ermöglicht eine besondere Form der thematischen (anaphorischen) Fortführung eines bereits eingeführten Gegenstands, die den Rückbezug auf diesen erlaubt. Bei bestimmten Verben kann das Reflexiv-Pronomen auch reziprok interpretiert werden:
Die beiden küssen sich.
reziprok und nicht-reziprok interpretierbar | nicht reziprok interpretierbar |
Paul und Paula küssten sich. | Paul und Paula verneigten sich. |
Die beiden liebten sich. | Die beiden schämten sich. |
Die Kinder schlugen sich. | Die Kinder freuten sich. |
In solchen Fällen liegt ein symmetrisches Prädikat vor und der Bezugsausdruck ist eine koordinierte oder pluralische Nominalphrase. Dann kann statt des Reflexiv-Pronomens auch das Reziprok-Pronomen einander erscheinen.