Rückbildung ist ein Wortbildungsverfahren; sie ist eine Unterart der Derivation. Dabei werden Wörter aus expliziten Derivaten durch Tilgung des Wortbildungsaffixes gebildet.
Rückgebildet werden Nomina aus Adjektiven, zum Beispiel Sanftmut ← sanftmütig, und Verben aus Nomina, zum Beispiel bauchlanden ← Bauchlandung. Bei der Rückbildung wird also immer wortartgewechselt. Die Adjektivbasen sind vor allem -ig-Derivate, die Substantivbasen -er- und -ung-Derivate. Siehe federführend Åsdahl Holmberg (1976), Eschenlohr (1999), Štekauer (2015).
a | Die frucht aber des geysts ist/ liebe/freude/ fride/ langmutt/ freuntlicheyt/ guttickeyt/ glawbe/ sanfftmut/ keuscheyt. | (Luther 1522, deutschestextarchiv.de) |
b | Als Student hatte er in der Türkei melken und mähdreschen gelernt. | (Frankfurter Allgemeine 1997) |
c | Norbert Latsch aus Betzdorf (Sieg) fragt: Anziehungskraft von Sonne und Mond haben enormen Einfluss auf die Erde (Ebbe und Flut). Trifft dies auch auf die Flüssigkeit in uns Menschen zu? Haben Schlaflosigkeit, Mondsucht, Schlafwandeln etwas damit zu tun? | (Rhein-Zeitung 2006) |
Wörter als rückgebildet zu betrachten, wird sprachistorisch, morphosyntaktisch und semantisch begründet:
Fraglich ist bei einigen Rückbildungen, wie ihre Basen gebildet sein sollen, etwa sanftmütig oder eigensinnig, die eher nicht als Komposita aus sanft + mütig oder eigen + sinnig analysiert werden können.
Mitunter wird die Rückbildung als eine Art Kurzwortbildung verstanden. Kurzwörter sind aber per definitionem Dubletten ihrer Langformen, es findet kein Wortartwechsel statt, und die Bedeutung bleibt weitgehend erhalten.
Pseudokomposition, retrograde Derivation, Scheinkompositition
subtractive formation (englisch)