REZIPIENT ist eine semantische Rolle und beschreibt den Empfänger einer Entität.
Typischerweise treten Sachverhaltsbeteiligte, welche die REZIPIENTEN-Rolle tragen, mit Verben auf, die einen Vorgang beschreiben, bei dem eine Entität den Besitzer wechselt (vgl. Primus (2012, S. 44)). Auch der empfangende Sachverhaltsbeteiligte eines nur potenziellen (1) oder nicht zustandegekommenen (2) Transfers wird als REZIPIENT bezeichnet.
Hinsichtlich des Verhältnisses zwischen sprachlichem Ausdruck bzw. syntaktischer Funktion und REZIPIENT formuliert Primus (2012, S. 55) basierend auf Haspelmath (2005) das Dativ-Rezipient-Prinzip: der REZIPIENT bei geben (oder ähnlichen Verben) wird in Sprachen, die über Dativobjekte verfügen, durch ein solches realisiert. Darüberhinaus können weitere syntaktische Funktionen die Rolle des Rezipienten tagen, beispielsweise das Subjekt im Satz Dieses Jahr bekomme ich ein Paar Socken zu Weihnachten.
Die Rolle ADRESSAT ist der des REZIPIENTEN insofern sehr ähnlich, dass diese den Empfangenden von Informationen im Zuge eines kommunikativen Aktes beschreibt: Der ältere Herr erzählt seinem Freund schon wieder dieselbe Geschichte.
Primus (2012, S. 45f.) weist darauf hin, dass REZIPIENT eine hybride Rolle ist, der mit mehrdimensionalen Ansätzen wie dem Proto-Agens-Proto-Patiens-Ansatz von Dowty (1991) besser beizukommen ist als mit eindimensionalen Rollen.