Proto-Agens ist einer der beiden Pole des prototypisch strukturierten Ansatzes der semantischen Rollen nach Dowty (1991) und umfasst eine Reihe an Implikationen, mithilfe derer das Maß der Agentivität bestimmt werden kann, die einem Sachverhaltsbeteiligten in einem Sachverhalt zukommt.
Primus (2012, S. 25) nennt basierend auf Dowty (1991, S. 572 f.) die folgenden Implikationen/Agensdimensionen, anhand derer die Bemessung des Grades an Agentivität eines Sachverhaltsbeteiligten erfolgt:
Agensdimension | Beispiel | |
1. | Handlungskontrolle | Die Zuschauer stellen das Gemurmel ein. |
2. | Verursachung (Verursacher/Ursache) | Das Geräusch löst in mir Unbehagen aus. |
3. | Sentience (Experiencer, Zustandsträger) | Die treuen Fans fürchten bereits am 10. Spieltag den Abstieg. |
4. | selbstinduzierte Bewegung (Vorgangsträger) | Der Verdächtige rennt davon. Der Verdächtige schwitzt. |
5. | Besitz (Besitzer, Possessor) | Mit erst 10 Jahren besitzt der junge Mann bereits das teuerste Smartphone. |
Verursachung und Handlungskontrolle sind Kriterien, die klassischerweise zur traditionellen Charakterisierung der Rolle AGENS herangezogen werden. Im vorliegenden Ansatz fungieren sie jedoch – wie die übrigen Implikationen auch – als unabhängige Dimensionen, die isoliert vorkommen können.
Nach Primus (2012, S. 27) weist der AGENS-Prototyp möglichst viele der oben dargestellten Dimensionen auf, mindestens aber Handlungskontrolle, selbstinduzierte Bewegung und Sentience. Peripherere Rollen weisen hingegen nur eine der Komponenten auf wie beispielsweise in Der Verdächtige schwitzt.
Proto-Agens fungiert als ein Pol eines Kontinuums, auf dem die semantische Funktion von Verbargumenten verortet werden kann. Der entsprechende zweite Pol ist Proto-Patiens.
P-Agens
P-Agent (englisch)