Semantische Rollen im Ansatz von Dowty (1991) sind prototypisch strukturierte, wiederkehrende "Mengen semantischer Implikationen, die eine Gruppe von Prädikaten hinsichtlich (eines) ihrer Argumente hervorruft" (S. 552). Semantische Rollen erlauben eine abstrahierende Beschreibung der semantischen Funktion, die ein Sachverhaltsbeteiligter in einem Sachverhalt erfüllt.
Semantische Rollen werden in Dowtys Ansatz als prototypisch strukturierte Kategorie aufgefasst. Argumente können unterschiedliche Grade an Zugehörigkeit zu einer Rolle aufweisen. Dabei geht Dowty von nur zwei Rollen aus: Proto-Agens und Proto-Patiens, die jeweils eine Reihe voneinander unabhängiger Implikationen umfassen. Auf dem Kontinuum, das diese beiden Pole aufspannen, lassen sich die semantischen Funktionen der Verbargumente positionieren.
Da die semantische Funktion eines Sachverhaltsbeteiligten nur in Relation zu eben diesem Sachverhalt bestimmt werden kann, handelt es sich folglich bei semantische Rolle um einen relationalen Begriff.
Neben Dowtys Ansatz (und weiteren ähnlich prototypisch strukturierten Ansätzen, z. B. von Van Valin/Lapolla (1997) oder Schlesinger (1995)) sind Ansätze weitverbreitet – so auch in der Systematischen Grammatik –, die semantische Rollen im Sinne einer Liste von diskret voneinander abgetrennten Kategorien auffassen.
Argumentrolle, Partizipantenrolle, semantische Relation, thematische Relation, thematische Rolle, Theta-Rolle, Tiefenkasus
rôles sémantiques (französisch), ruoli semantici (latein), semantiske roller (norwegisch), role semantyczne (polnisch), szemantikai szerepek (ungarisch), tematikus szerepek (ungarisch)