Gewichtungs- und Satzakzent

Der Gewichtungsakzent erfasst die prominenteste Silbe eines Ausdrucks (z. B. Wort, Phrase etc.), dessen Gehalt in den Vordergrund gerückt werden soll; er fällt meist mit einem Wortakzent zusammen, kann aber auch (etwa im Kontrastfall) beliebige akzentuierbare Silben erfassen.

Mit Gewichtungsakzenten können einzelne Elemente der Rede markiert werden, die aus inhaltlichen und/oder kommunikativ-pragmatischen Gründen hervorgehoben werden sollen. In den meisten Satzäußerungen lässt sich aber ein besonders ausgeprägter Gewichtungsakzent beobachten, den man traditionell Satzakzent nennt.

Andere Bezeichnungen, die allerdings jeweils unterschidliche Blickwinkel bzw. Behandlungsansätze widerspiegeln, sind etwa Nuklearakzent, Ton(höhen)akzent, Fokusakzent.

In beiden Sprachen kann grundsätzlich jede Phrase, die aus irgendeinem Grund hervorgehoben werden soll, mit einem Gewichtungsakzent versehen werden. Die Stelle des Satzakzentes ist im Deutschen nicht festgelegt, er befindet sich auf der am stärksten hervorgehobenen Phrase unabhängig von ihrer syntaktischen Stelle. Im Ungarischen hingegen ist die Satzakzentstelle auf die Position unmittelbar vor dem finiten Verb (oder auf das finite Verb selbst) festgelegt. Das macht einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der ungarischen und der deutschen Satzakzentueirung. Sogar löscht der ungarische Satzakzent (mindestens in kürzeren Strukturen) andere Akzente hinter ihm aus.

Tendenziell kann jedoch auch für das Deutsche behauptet werden, dass die Satzakzentstelle in den häufigsten Fällen am Satzende oder nahe dem Satzende, am Ende des Mittelfeldes steht. Dies erklärt sich mit der gewöhnlichen Informationsstruktur des deutschen Satzes, mit dem steigenden Informationswert der Informationseinheiten vor allem im Mittelfeld. So ist der gewöhnliche deutsche Satz (mindestens im Falle kurzer Satzstrukturen) am Ende akzentuiert, während der gewöhnliche ungarische Satz in der ersten Satzhälfte (wenn auch nicht immer am absoluten Anfang, jedoch dem Satzanfang nahe) akzentuiert wird. (Abweichungen von dieser Grundtendenz werden in der Einheit Formaspekte detailliert behandelt.) Vgl. dazu Duběda/Mády (2010).

In welchem Ausmaß und mit welcher Intensität Gewichtungsakzente realisiert werden, hängt von individuellen Sprechereigenschaften ab. Platzierung und Funktionen von Gewichtungsakzenten lassen sich aber systematisch beschreiben. Der Gewichtungsakzent spielt bei der Organisation der Satzintonation eine eminente Rolle. In den europäischen Sprachen ist der Ton an den Satzakzentstellen in den meisten Sätzen am höchsten und die Intensität (Lautstärke) am größten.

Grundsätzlich ist die Formseite (Akzent) von der Funktion (Hervorhebung/Fokussierung) klar zu trennen: Der Akzent (auf der Konstituente X) ist nicht die Hervorhebung (von X), sondern kann (neben anderen) als ein Mittel zur Fokussierung dessen, was mit X oder der X enthaltenden Konstruktion Z gesagt wird, verwendet werden.

Es werden zunächst die Formaspekte behandelt, danach in einem zweiten Schritt die Gewichtungsfunktionen.

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