Resultierende Forschungsfragen
Aus den oben festgestellten Unterschieden zwischen den Darstellungen gehen einige relativ konkrete Fragen zu den Variationsfaktoren hervor, die die eingangs formulierten Problembereiche, die Wirkungsfrage, die Hierarchisierungsfrage und die Systemfrage, konkretisieren und ergänzen. Zunächst gibt der unterschiedliche Feinheitsgrad der postulierten Regeln Anlass zu fragen:
- Wie wirksam sind die einzelnen Faktoren?
- Wo ist die Grenze zwischen invarianten und varianten Fällen zu ziehen?
- Entsprechen detailliertere Darstellungen wie die des Zweifelsfälle-Dudens, Szczepaniaks und Fehringers signifikanten Unterschieden in den Korpusdaten oder sind vorsichtigere Modelle adäquater wie das der Dudengrammatik?
Weitere Spezialfragen resultieren vor allem aus der Betrachtung der detaillierteren Beiträge Szczepaniaks und Fehringers. Sie betreffen:
- die Wirkungsrichtung eines einzelnen Faktors:
- Wie wirkt sich die Vokallänge auf die Markierungswahl aus?
- den Stellenwert eines bei Szczepaniak und Fehringer neu eingeführten lautlichen Faktors:
- Wie stark ist der Faktor ‚konsonantische Stärke‘ bzw. ‚Sonorität‘ und welchen Stellenwert hat er in der Faktorenkonstellation?
- das Problem der Einbettung eines qualitativ abseitigen Faktors, der Frequenz, in das System sprachimmanenter Faktoren im engeren Sinne:
- Welche Rolle kommt dem Faktor ‚Frequenz‘ zu, welche Relationen bestehen zwischen der Frequenz und Faktoren wie ‚Lexikalisierung‘ oder ‚semantische Transparenz‘ ?
Zuallerletzt wünschte man sich noch einige Klärung in Bezug auf einen ganzen Bündel an mutmaßlichen Faktoren, deren Postulat naheliegend ist, aber bisher kaum konkretisiert wurde und zuweilen auch zurückgewiesen wird (Fehringer 2011:98). Es handelt sich um
- rhythmische und stilistische Parameter:
- Wie ist ihre Rolle einzuschätzen? Können hier konkrete Faktoren ermittelt und in eine ganzheitliche, systematische Darstellung der Endungsvariation integriert werden?
Die Suche nach Antworten auf diese Fragen geht in dieser Untersuchung mit einem Versuch einher, alle relevanten Faktoren auf ihre Wirkung hin zu überprüfen und sie hinsichtlich dieser Wirkung untereinander zu gewichten. All dies soll dazu beitragen, die Markierungsvariation möglichst konsistent und adäquat darzustellen. Diese Teilstudie beschränkt sich auf sprachimmanente Faktoren einschließlich des performanzbasierten Faktors ‚Frequenz‘. Nicht behandelt werden also die qualitativ andersartigen außersprachlichen Variationsdimensionen wie Zeit, Raum oder Textsorte. Aus Zeit- und Platzgründen werden auch die oben unter f zusammengefassten Fragen nur hier und da angeschnitten und nicht mehr umfassend behandelt.