Adjektiv als Valenzträger

Adjektive selegieren verschiedene Phrasen, um mit ihnen komplexe Adjektivphrasen zu bilden, und steuern dabei die Syntax.

So verlangt das Adjektiv stolz ein Komplement in Form einer Präpositionalphrase. Das Adjektiv satt hingegen verlangt eine Nominalphrase im Akkusativ.

auf ein Ergebnis stolz sein
die viele Arbeit satt sein

Bestimmte Adjektive werden immer mit einem Komplement verwendet. Das Komplement ist in diesem Fall obligatorisch. Wer z.B. überdrüssig verwendet, muss, wenn er einen grammatisch korrekten Ausdruck bilden will, auch darüber informieren, wessen jemand überdrüssig ist. Das Komplement des Adjektivs überdrüssig ist also obligatorisch. Ausdrücke wie * Er war überdrüssig oder * der überdrüssige Mann sind ungrammatisch.

Wird das Adjektiv prädikativ verwendet, kann das Komplement entweder die Form einer Nominalphrase im Genitiv haben

Sie war des Lebens überdrüssig.

oder die Form einer Infinitivkonstruktion mit zu.

Er verachtet das Samborns, die Postmoderne, die Meinung des Präsidenten und Hollywoodfilme, ist gelangweilt von den Maisbauern, müde, endgültig überdrüssig, ein Polizist zu sein.
(die tageszeitung 25.02.2003, 17)
Sie sind es überdrüssig, als Produkt der Treuhand gesehen zu werden.
(Berliner Zeitung 23.07.2001, 29)

Wird überdrüssig attributiv verwendet, ist nur das Komplement in Form einer Nominalphrase im Genitiv erlaubt.

Auf den weißen Rollos vor den Oberlichtern malen Sonne und Wolken ihre eigenen Schatten-Gemälde; und das der Wattwanderungen und Strandkorbtage überdrüssige Publikum stürzt sich begierig in die gerahmten Fluten aus Öl- und Aquarellfarbe.
(Die Zeit 10.9.2009, o.S.)

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Autor(en)
Jacqueline Kubczak
Bearbeiter
Elke Donalies
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