Sätze
Was genau ein Satz ist, welche Ausdruckseinheiten dazu zählen und welche nicht, diskutieren in der Sprachwissenschaft verschiedene Erklärungsansätze. Im Folgenden verwenden wir diese Definition:
Durch die Anbindung der Komplemente und Supplemente an den Verbalkomplex entsteht der Satz:
Je nach Beschreibungsperspektive lassen sich verschiedene Satztypen unterscheiden. Beispielsweise kann je nach Position des finiten Verbs unterschieden werden zwischen:
Die Linearstruktur von Sätzen lässt sich unter Zuhilfenahme topologischer Feldermodelle abbilden, dabei geht es um die Anordnung von Stellungseinheiten im Satz.
Eine andere Beschreibungsperspektive ist die Satzkomplexität: Einfache Sätze – z. B. Sätze (1) bis (3) oben – enthalten keine anderen Sätze (Teilsätze) als Bestandteile. Komplexe Sätze wie (4) dagegen bestehen aus mehreren Teilsätzen:
Primäre Komponenten des Satzes
Sprachliche Ausdrücke können syntaktische Funktionen erfüllen. Das bedeutet, dass sie bestimmte Rollen beim Aufbau von komplexeren sprachlichen Einheiten übernehmen. Im Satz ist das strukturale Zentrum das finite Verb bzw. der aus mehreren Verbformen bestehende Verbalkomplex. Der Verbalkomplex fordert als Ergänzung zu einem vollständigen Satz notwendige Ausdruckseinheiten. Darüber hinaus können weitere – allerdings nicht notwendige – Ausdruckseinheiten hinzutreten. Die Funktion, den Verbalkomplex mit notwendigen sprachlichen Elementen zu einem Satz zu ergänzen, erfüllen die Komplemente. Die Funktion, einen Verbalkomplex oder einen ganzen Satz mit syntaktisch nicht notwendigen sprachlichen Einheiten zu erweitern, kommt den Supplementen zu.
So ergänzen in
die beiden Komplemente wir und dieses Problem den Verbalkomplex haben gelöst zu einem Satz. Dagegen wird in
der Verbalkomplex haben gelöst durch das Supplement schnell spezifiziert und durch die Komplemente wir und dieses Problem zu einem Satz vervollständigt. Schließlich kann in
durch das Supplement damals der gesamte Satz erweitert werden.
Im Folgenden wird es um die Frage gehen, wie die funktionalen Komponenten des regulären Satzes durch bestimmte Ausdruckskategorien realisiert und beim Aufbau von Sätzen in Beziehung zueinander gesetzt werden. Komplemente und Supplemente können mithilfe verschiedenartiger Ausdruckskategorien realisiert werden: In obigen Beispielen erscheinen als Komplemente ein Pronomen im Nominativ (wir) und eine Nominalphrase im Akkusativ (dieses Problem) und als Supplemente ein Adjektiv (schnell) und ein Adverb (damals). Der Verbalkomplex kann ausschließlich durch unterschiedliche Verbformen realisiert werden.
Kommunikative Minimaleinheiten
Es gibt allerdings auch sprachliche Einheiten unterhalb der Satzebene, die eine kommunikative Funktion besitzen.
Zu den kommunikativen Minimaleinheiten zählen z. B.:
- einzelne Wortformen:
herein! (Adverb)
- einzelne Phrasen:
Distanzierter Papst (Süddeutsche Zeitung, 25.09.2006)
- Sätze ohne (obligatorische) Komplemente:
Kommunikative Minimaleinheiten sind in schriftlicher Form oft in den Überschriften von Tageszeitungen zu finden. Auch in der mündlichen Kommunikation (oder Mündlichkeit bzw. Nähe emulierenden Textsorten) spielen sie eine wichtige Rolle: