Wortarten

Auf die Frage, worin sich Sprache gemeinhin manifestiert, wird die landläufigste Antwort lauten: Sprache manifestiert sich in Wörtern.

Relevant für die Beschreibung der Satzstruktur werden Wörter als syntaktische Wörter: als spezifische grammatische Ausprägungen in flexivisch markierten Wortformen.

In Sätzen realisierte Wörter (Wortformen) sind immer syntaktische Wörter. Der Satz

Zeitungen von heute schreiben über Zeitungen von gestern.

beinhaltet also acht syntaktische Wörter.

Formgleiche syntaktische Wörter können unterschiedliche Funktionen einnehmen. So kann die Wortform zerstörte, die im Satz

Sie zerstörte seine Hoffnung.

als 3. Person Singular Indikativ Aktiv Präteritum des Verbs zerstören bestimmt werden muss, in anderer Umgebung die 1. Person Singular repräsentieren, z. B. in:

Ich zerstörte seine Hoffnung.

Die gleiche Wortform kann auch als attributives Partizip dienen, z. B. in:

Die zerstörte Hoffnung.

Die für die lexikalische Beschreibung relevante Einheit, das Lexem, ergibt sich unter Absehung von grammatischen Kategorisierungen wie Person, Numerus, Kasus etc. sozusagen als Zusammenfassung des Paradigmas verschiedener syntaktischer Wörter unter einer Zitierform, hier das Verb zerstören. Die Zitierform bei Verben ist immer der Infinitiv, bei Nomina ist es der Nominativ Singular.

Wörter in diesem Sinne, also Lexeme oder lexikalische Einheiten, können hinsichtlich verschiedener Kriterien in Wortarten (auch: Wortklassen) kategorisiert werden: nach ihren morphologischen, syntaktischen und semantischen Merkmalen. Nur die semantischen führen zu übereinzelsprachlichen Kategorien und können deshalb beim Sprachvergleich herangezogen werden. Die morphologischen und syntaktischen Eigenschaften sind jeweils einzelsprachliche Ausprägungen. Die nachfolgende Grafik illustriert die wichtigsten differenzierenden Merkmale:

Semantische Eigenschaften

Einige zentrale semantische Eigenschaften bzw. kognitive und konzeptuelle Grundfunktionen, nach denen man Wörter klassifizieren kann, finden sich in allen Sprachen. Wörter können Prädikate ausdrücken - das ist im Deutschen die Hauptaufgabe von Verben. Wörter können - wie im Deutschen die Nomina - Gegenstände charakterisieren. Wörter können Sachverhalte modifizieren und spezifizieren, das sind die Hauptaufgaben der Adjektive und der Adverbien. Wörter können aber auch Sachverhalte zueinander in Beziehung setzen, das leisten vor allem Junktoren, Präpositionen, Partikeln und Adverbien.

Morphologische Eigenschaften

Nach morphologischen Eigenschaften unterscheidet man flektierbare von unflektierbaren Wortarten. Flektierbare Wortarten haben einen (von Ausnahmen abgesehen) unveränderbaren Stamm und veränderbare Flexionsendungen (Flexive). In der Menge der flektierbaren Wörter ergeben sich die Hauptklassen Verb, Nomen, Adjektiv, Artikel, Pronomen. Ihre Veränderung erfolgt je nach der morphologischen Kategorisierung (Numerus, Genus, Kasus, Person, Tempus, Modus (Verbmodus), Genus verbi, Komparation). Üblicherweise bezeichnet man die Flexion des Verbs als Konjugation, die der nominalen Wortarten (Nomen, Adjektiv, Artikel, Pronomen) als Deklination. Unflektierbare Wörter dagegen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nie verändert werden, sie kommen nur in einer Form vor. Zu den Wortarten, deren Vertreter nicht flektiert werden, zählen die Adverbien, Partikeln, Präpositionen und Junktoren.

Syntaktisch-distributionelle Eigenschaften

Für die genauere Ermittlung und die Subklassifizierung der vier traditionellen nominalen Wortarten Nomen, Adjektiv, Artikel und Pronomen müssen zusätzlich syntaktisch-distributionelle Kriterien herangezogen werden wie z. B. die Position von Wörtern in Sätzen oder Phrasen, die syntagmatischen (horizontalen) Beziehungen zu anderen Einheiten im Satz (Rektion, Kongruenz, Valenz) oder die Stellungseigenschaften in der linearen Satzstruktur.

Bei den unflektierbaren Wörtern werden mangels eindeutiger morphologischer Flexionsendungen vor allem die syntaktisch-distributionellen Eigenschaften für die Klassenbildung relevant.

Weiterführend: Einige begründende Bemerkungen zu unserer Wortartenklassifikation

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