Präpositionalphrase
Andere Bezeichnungen:
Präpositionalgruppe, Präpositionalgefüge
Präpositionalphrase im Überblick
Präpositionalphrasen verwenden wir in der sprachlichen Kommunikation, wenn wir Objekte unter bestimmten Gesichtspunkten zueinander in Bezug setzen. Bei einer Beschreibung des Bildes der Bücherwurm von Carl Spitzweg könnten beispielsweise diverse Präpositionalphrasen, die lokale Bezüge ausdrücken, zum Einsatz kommen:
Lokale Bezüge/Relationen, die mit den Präpositionen ausgedrückt werden, können zu semantischen Klassen zusammengefasst werden. Diese semantischen Klassen werden mit den folgenden Attributen bezeichnet:
syntaktische Struktur
Rein morphologisch betrachtet handelt es sich bei einer Präpositionalphrase (PP) entweder um eine Nominalphrase (NP), eine Pronominalphrase (PROP) oder eine Adverbphrase (ADVP) mit einer Präposition als Kopf:
Kopf | NP |
auf | dem Lande |
unter | dem Regenbogen |
Kopf | PROP |
für | uns alle |
von | manchem aus Mannheim |
Kopf | ADVP |
für | viel später |
von | hinten |
Der Kopf kann auch durch eine Infinitivkonstruktion erweitert werden:
Kopf | Infinitivkonstruktion |
ohne | die Leute zu fragen |
Selten ist die Präposition Kopf einer darauf folgenden Präpositionalphrase:
Kopf | PP |
von | unter dem Ladentisch |
bis | an den Fluss |
Die Präposition als Kopf bildet in der Regel die linke Grenze der gesamten Phrase. Einige Präpositionen können und wenige müssen als Postpositionen nachgestellt werden:
der widrigen Umstände wegen
* Zuliebe ihr kommt Klaus mit ins Kino.
Nur eine Präposition kann eindeutig als Zirkumposition die Nominalphrase umschließen:
Die Präposition kann unter bestimmten Bedingungen mit dem definiten Artikel verschmolzen sein:
beim Aufräumen
durchs Wasser
im Vorübergehen
ums Haar
vom Bäcker
syntaktische Eigenschaften
Die Präposition als Kopf der Präpositionalphrase regiert den Kasus des Nomens oder des Pronomens der nachfolgenden Nominalphrase bzw. Pronominalphrase:
Nominativ | ---- |
Akkusativ | wider die Vernunft für das Wohlbefinden |
Genitiv | wegen des schlechten Wetters dank seiner |
Dativ | auf dem Lande beim Nachdenken |
Manche Präpositionen können verschiedene Kasus regieren:
an | Akkusativ Dativ | Sie hängt ihren Job an den Nagel. Sie hängt an ihrem Job. |
auf | Akkusativ Dativ | Er steigt auf den Apfelbaum. Er sitzt auf dem Apfelbaum. |
in | Akkusativ Dativ | Wir gehen morgen in die Oper. In der Oper ist es immer sehr laut. |
über | Akkusativ Dativ | Sie gehen über den Fluss. Sie wohnen über dem Fluss. |
Präpositionalphrasen können sowohl Komplement als auch Supplement zum Verbalkomplex sein und sind dann primäre Komponenten des Satzes:
Komplement | Supplement |
Heinz wohnt auf dem Lande. | Auf dem Lande ist die Luft noch sauber. |
Es geht um die Zukunft. | Heinz wird in Zukunft besser vorbereitet sein. |
Das ist nur wegen Berta. | Wegen seines Kummers isst er in großen Mengen. |
Sie können dann Satzadverbialia sein:
Unter solchen Bedingungen wünscht man sich Urlaub.
Sie können auch Verbgruppenadverbialia sein:
Im Chor begrüßen sie ihren Chef.
Er ist immer auf der Suche nach dem Guten im Leben.
Sie können dabei Nomen-Komplemente oder Nomen-Supplemente sein:
die Hoffnung auf Frieden auf Erden
die Hoffnung im Leben
das Trachten nach Ruhm und Ehre
das Trachten nach Ruhm und Ehre im Parteiausschuss
die Suche nach dem Schönen, Wahren und Guten im Leben
Träume in der Nacht
Attribute haben Komplementstatus, wenn sie auf Nominalphrasen bezogen werden, deren Kopf aus einem Verb abgleitet ist, wenn es sich also um deverbale Substantive handelt. Führt man die Substantive auf das zugrunde liegende Verb zurück, werden die Präpositionalattribute mit Komplementstatus zu Präpositivkomplementen, die aufgrund der Valenz des Verbs gefordert werden.
Präpositionalattribut mit Nomen-Komplementstatus | Präpositivkomplement |
die Hoffnung auf Frieden | Die Menschheit hofft auf Frieden. |
das Trachten nach Ruhm und Ehre | Der Kanzler trachtet nach Ruhm und Ehre. |
die Suche nach dem Schönen, Wahren und Guten | Alle suchen nach dem Schönen, Wahren und Guten. |
Das Ergebnis ist in nuce falsch.
semantisch-funktionale Eigenschaften
Die prototypische Funktion der Präpositionalphrase ist die Darstellung einer Relation zwischen einem in der Phrase ausgedrückten Gegenstand und einem außerhalb der Phrase liegenden Gegenstand. Sprachhistorisch betrachtet wurden mit Präpositionen zunächst räumliche Relationen ausgedrückt. Die Bedeutung der Präpositionalphrasen, die ursprünglich als Addition der einzelnen lexikalischen Teile (Präposition und Phrase) wahrgenommen wurde, ist bei vielen festen Präpositionalphrasen verblasst. Solche festen Syntagmen oder Wortgruppenlexeme werden als lexikalische Einheiten mit einer relativ festen Gesamtbedeutung wahrgenommen, die sich nicht mehr aus der Summe der Einzelbedeutungen zusammensetzt. Sie rücken damit in die Nähe von Phraseolexemen oder werden zusammen mit einer semantisch "leeren" Verbform Teil eines Funktionsverbgefüges.
wörtliche Bedeutung | Der Entwurf liegt auf dem Tisch. |
phraseologische Bedeutung | Er setzte seinen Entwurf auf Biegen und Brechen durch. |
Teil eines Funktionsverbgefüges | Der Entwurf steht für die Kommission auf Abruf. |
Unterschiedlichste semantische Relationen können mit nur einer Wortform ausgedrückt werden. Es handelt sich dabei um polyseme Präpositionen wie hier z. B. bei der Präposition auf:
lokal | Das Buch liegt auf dem Tisch. |
temporal | Die Vorstellung ist auf Tage hinaus ausverkauft. |
kausal | Auf Anraten seines Arztes nahm er das Medikament. |
modal | Sie ist mit der Grammatik auf du und du. |
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