Hauptgruppe und periphere Gruppe

Man kann zwei Gruppen von Komplementklassen unterscheiden: eine zentrale oder Hauptgruppe und eine periphere Gruppe. Die Hauptgruppe kann man wiederum in drei Typen gliedern: Termkomplemente, Adverbialkomplemente und Prädikativkomplemente. Wie häufig bei lebenden Sprachen gibt es darüber hinaus noch einen Bereich mit Abgrenzungsproblemen, und zwar bei festen Verbindungen mit Verben und nominalen bzw. präpositionalen Bestandteilen. Die periphere Gruppe umfasst das AcI-Komplement und das Verbativkomplement.

Hauptgruppe

Termkomplemente

Die meisten Komplemente sind auch Terme, d.h. sie repräsentieren immer Argumente, wie z.B. die Wortgruppen mein reicher Onkel Emil und einen neuen Mercedes im folgenden Satz:

Mein reicher Onkel Emil kauft jedes Jahr einen neuen Mercedes.

Wir nennen diesen Typ von Komplementen Termkomplemente, weil sie in der aktuellen Verwendung Gegenstände konstituieren.

Weitere Beispiele:

Eine einzelne Wolke stand am Himmel.
Ich denke oft an die vielen schönen Stunden in Castrop-Rauxel.
Seitdem grüßt er mich nicht mehr.
Ich enthalte mich diesmal meiner Stimme.

Adverbialkomplemente

Es gibt aber auch Komplemente, die keine Terme sind, d.h. die in ihrer aktuellen Verwendung keine Gegenstände konstituieren. Diese können in vergleichbarer Bedeutung in anderen Kontexten als Satzadverbialia, also als Supplemente, fungieren. Wir nennen diese deshalb Adverbialkomplemente.

Der Brief lag im Küchenschrank.
Theo fährt nicht nach Lodz.
Ich fliege nicht mit nach Mallorca.
Ein Männlein steht im Walde.

Prädikativkomplemente

Ausdrücke, die unter Umständen in anderen Kontexten als Terme oder Adverbialia fungieren, können Prädikatsausdrücke bilden, wenn sie mit bestimmten Verben kombiniert werden:

Henner war eindeutig der Boss.
Die Schule langweilte sie, obwohl sie hochintelligent war.
Selbst dreißig Jahre später habe ich mehrfach festgestellt: Er war ein Pedant geblieben.
Ich glaube, er wird Lehrer.
Nein, er ist Theologe.
Er heißt Andermatt. Ich vermute, er ist Schweizer.

Weil diese Ausdrücke zusammen mit dem Verb als Prädikat fungieren, heißen sie Prädikativkomplemente.

Periphere Gruppe

Zu diesen drei zentralen Komplementtypen kommen noch zwei weitere, periphere hinzu, die hier nur mit einigen Beispielen vorgestellt werden: das AcI-Komplement (bei Verben wie lassen, heißen, machen, ahnen, hören, sehen, fühlen, spüren, finden, haben) und das Verbativkomplement (bei Verben wie gedenken, geruhen, verstehen und bestimmten Bedeutungen von gelten und heißen).

AcI-Komplemente

Er hörte sich selber schreien.
Wir ahnten eine Katastrophe kommen.
Sie lässt wieder die Puppen tanzen.
Er spürte sein Herz in die Hose rutschen.

Verbativkomplemente

Sie hat es geschickt verstanden, ihre Meinung durchzusetzen.
Jetzt heißt es sparen.
Nach der langen Durststrecke gilt es jetzt, die Ernte einzufahren.

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